Pyrenäen – Donnerstag – 8.9.2016

Carcassonne!

 

Ich hasse Tasche packen! Hatte ich das schon mal erwähnt? 😉 Man kann es nicht oft genug wiederholen.

Aber ohne diese lästige Pflicht könnte ich nur an einem Ort bleiben. Also aufgerafft und losgelegt!

Über Nacht hat uns jemand den blauen Himmel entwendet. Wir beschließen , dass dies Sache der örtlichen Polizei ist, und kümmern uns daher nicht weiter darum!

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Trotzdem freuen wir uns, dass anderes Wetter ist. Denn sonst hätten wir uns nichts mehr zu erzählen! Das ist halt das schöne am Wetter. Es ist jeden Tag anders, und niemals kann man das allen wirklich recht machen.

Unsere Gruppe schlägt beim Frühstück reichlich zu! Immerhin sind wir heute mit einem Tourguide unterwegs, der dafür bekannt ist, wenig Pausen zu machen und mittags am liebsten nur zu picknicken. Da das Mitnehmen von Lebensmitteln aus dem Frühstücksraum verboten ist, haben alle einfach nur extrem dicke Bäuche und vermutlich wahnsinnige Rückenschmerzen, so nach vorne gebeugt wie sie laufen. 😉

Als alles fertig gepackt bist, reihen wir uns in den regen Verkehr auf Treppe und Aufzug ein!

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Hier ist ja mehr los als in der rush hour auf dem Place de la Concorde in Paris! Aber auch diese Herausforderung werden wir meistern.

Es geht los!

Über den Port de la Bonaigua geht es wieder die wundervollen Kehren den Berg hinauf, der Sonne entgegen. Ein einziger Bus bremst uns kurzfristig aus, aber direkt danach haben wir wieder die ganze Straße für uns.

Im Rückspiegel beobachte ich nach vier Tagen gemeinsamen Fahren das eingespielte Ballett unserer Gruppe. Dicht gedrängt bei Stadtdurchfahrten, versetzt formatiert auf den Landstraßen und im StVO – konformen Tiefflug bei wilder Jagd durch die Kehren. Es harmoniert perfekt!

Auf dem Weg wieder bergab lösen wir das Verbrechen der Nacht auf. Der blaue Himmel wurde nicht gestohlen, dass kleine Städtchen Sort hat sich in geliehen. Beruhigt kehren wir zum Kaffee ein.

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Wieder einmal ist es die N260, die mir ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Große und kleine Kurven reihen sich dicht aneinander und schreien nach immer mehr.

Kurz denke ich darüber nach, dass Hotel in Carcassonne zu stornieren und die Straße zu fahren, bis ich abends müde mitsamt Motorrad umfalle. Der Gedanke ist genial, einzigartig und während ich überlege, den Geheimtipp für mich zu behalten, grüße ich die Heerscharen an Motorradfahrern, die mir entgegen kommen. Was die hier nur alle machen? 😉

Ein Wohnmobil aus Tübingen wirft sich uns in den Weg. “AMUNDSEN” prangt in großen Lettern auf der Rückseite. War das der auf dem Mond?

Egal! Zumindest das Wohnmobil wünsche ich mir gerade dahin! 🙂

Wenige Kilometer weiter haben wir scheinbar den Mond erreicht, denn das Wohnmobil macht uns und den beiden wirklich sehr zügig vor uns fahrenden schweizer Motorradfahrern endlich Platz! Wir bekommen die beiden nicht überholt, sie werden uns aber auch nicht los. Im Tal in Andrall angekommen hatten alle also richtig ihren Spaß gehabt. 🙂

Die Stadtrundfahrt durch Andorra lässt sich schnell zusammenfassen: für den axxxh! 🙂

Aber auf dem Weg zum Coll d’Ordino blicken wir noch einmal links unter uns und finden Sie Stadt schon gar nicht mehr so hässlich. Etwas weiter – schon wieder auf dem Weg den Pass runter – brülle ich ein ganz undamenhaftes “ach du scheixxe, ist das geil!” in meinen Helm und beschließe, dass das jede Qual durch die Stadt vorher wert war. Ich hoffe, mein dämliches Grinsen hält noch eine ganze Weile.

In Soldeu frönen wir unsere zweiten großen Leidenschaft – den Pausen. In einem großen Touristenlokal bestellen wir Pizza und Burger. Bei 20 Grad und leichtem Wind wissen wir nicht, worüber wir uns beschweren sollen.

Doch Roadine entdeckt, dass der Parkplatz nicht gekehrt ist.

Geht doch! 🙂

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Nach dem Mittagessen geht es Hoch auf den Port d’Envalira und dann weiter die N22. In Pas de la Casa wird mir klar, dass die Architekten von französischen Ski-Retortenorten auch hier eine Einkommensquelle gefunden haben müssen. Boah, ist das hässlich!

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Weiter geht es Richtung Ax-les-Thermes. Der Umweg über den “circuit andorra” ist für eine schnelle Ankunft in Carcassonne totaler Quatsch! Aber hammergeiler totaler Quatsch!

Mein Grinsen wird noch breiter !

Wir sind über den Berg! Im wahrsten Sinne des Wortes! Aber leider haben wir damit auch die Sonne hinter uns gelassen.

Tief hängen die Wolken in den Tälern und kondensieren auf unseren Visieren! Aber wir haben wohl noch Glück, denn vor uns sind sogar noch die Straßen nass.

Schnell noch hoch zum Col de Chioula, weiter nach Belcaire und dann über die weite Hochebene von Sault. Auf der winzigen d120 können wir uns noch einmal so richtig austoben, bevor wieder einmal der Kaffee ruft. Den habe ich jetzt auch bitter nötig! Die Augen waren jetzt ganz schön müde.

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Pause machen wir unterhalb vom Château de Puivert. Gesehen habe ich das Château schon seit ein paar Kilometern rechts oben am Hang liegen, aber einer Stadt konnte man es nicht zuordnen. Wir sitzen an einem kleinen See, und siehe da, da schwimmt doch wer!?

Mit einem Hechtsprung bin ich am Motorrad, reiße den immer parat liegenden Bikini heraus, ziehe mich schnell um und genieße wenigstens für ein paar Schwimmzüge das kühle Nass!

(Ich bin nach einem Bikini-Foto gefragt worden! Voilá! )
(Ich bin nach einem Bikini-Foto gefragt worden! Voilá! )

Der Bikini ist da….Genau da ….Na da ,unter der Wasseroberfläche!

Danke an die Gruppe, für Ihre Geduld! Denn immerhin mussten sie warten, bis ich wenigstens wieder ein bisschen abgetrocknet war.

Ein letzter Col auf dem Weg wieder nach Limoux, bevor wir noch einmal auf einer 6 km langen Splittstrecke alle Konzentration zusammen nehmen müssen. Ein paar Kilometer durch die Weinberge, eine weite Kurven nach rechts und wow! Links von uns liegt die Festung von Carcassonne! Vor Freude schmeißt es mich fast vom Motorrad!

Roadine und ich lassen Vernunft walten, bringen eben noch den Tankrucksack ins Hotel und schwingen uns direkt wieder auf das Motorrad, um ein bisschen mittelalterlichen Trubel zu genießen. Sollen die anderen doch ihr überteuertes Bier vor dem “hübschen” Ibis genießen!

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Wir sind in Carcassonne! Ich bin glückselig!

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Was für eine tolle Stadt, kleine Gassen, irgendwie spürt man noch das Mittelalter durch die Straßen wehen.

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Okay, Mittelalter mit sehr viel Tourismus! Aber das ist uns gerade egal. In einem ganz kleinen Lokal gönnen wir uns ein Feierabend-Radler! Quasi alkoholfrei! Also durch die Limonade…

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Carcassonne hat auch eine Ampel! Ich vermute, dass sie mehr Zweck erfüllt, als die Stoppstraße vom gestrigen Tag. Aber so richtig verstanden haben wir die Ampel trotzdem nicht.20160908_181511

Aber auch dieser tolle Moment muss einmal ein Ende haben. Ein letztes Mal für heute satteln wir die beiden Pferde und reiten die wenigen Kilometer wieder ins Hotel. Was für ein wunderschöner Tag mit so vielfältigen Eindrücken! Die muss man erst mal sortieren und verarbeiten.

In diesem Sinne : bonne nuit

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Anmerkung des Tages!

Anmerkung 1:

Der Preis der höchsten Zuladung eines Motorrads auf westeuropäischen Straßen geht knapp an die holländische BMW, knapp gefolgt von der deutschen aus GEL. Die Holländer haben es geschafft, dass Gepäck 3-lagig auf ihren Gepäckträger zu packen, während die deutschen nur jeweils ein weiteres Gepäckstück rechts und links an ihre Koffer gebunden haben…

Anmerkung 2:

Mich lässt der Gedanke an das Buch “mit Rosine nach Kijong” nicht los. Wie nenne ich nur das erste Kapitel? “Ich liebe meine kleine Schwarze” ist ausgeschlossen, da ich rassistische Reaktionen befürchte. Aber auch “ich lasse sie machen, sie kann das so schön!” ist irgendwie nicht passend. Je nach Interpretation leider nicht jugendfrei. Vielleicht doch lieber stricken, statt Buch schreiben. 😉

Anmerkung 3:

Wir waren heute in Warschau. Behauptet meine Spracherkennung… Ich rätsele etwas, bis sich mein Blick aufhellt! Rushhour – ich meinte rushhour! 🙂

Anmerkung 4:

Mein Bikini spricht wieder mit mir!

Anmerkung 5:

Roadine auch! 🙂

 

 

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