Deutschlandreise – die Zugvögel wollen ans Meer – Tag 3

Früh am Morgen etwas Kultur

Guten Morgen aus Beendorf! Ich habe gut geschlafen, Monika leider wieder nicht. Aber heute war unsere Planung besser und wir haben das Frühstück schon für 7:30 Uhr bestellt. Sagen wir mal so, im Vergleich zu gestern war es bezüglich der Auswahl recht überschaubar, aber alles Wichtige für uns war da. Daher bleiben wir nicht wirklich lange am Tisch sitzen.

Wir haben zwar heute auch 405 km vor uns, aber liegen so gut in der Zeit, dass wir uns noch einen Abstecher zur Gedenkstätte Marienborn gönnen. Also rollen wir um 8:30 Uhr vom Hof und fahren erst einmal in die Gegenrichtung wieder nach Süden ein paar Kilometer.

Die Gedenkstätte macht aber leider erst um 10 Uhr auf, so bleiben uns ein paar Bilder vor einer doch recht bedrückenden Kulisse.

Strassensperrungen

Von unserer gestrigen Anfahrt zum Hotel wussten wir bereits, dass hinter Beendorf die Straße gesperrt ist. Also werfen wir einen Blick in die Karte und fahren einen kleinen Umweg durch Helmstedt. Haben Monika gestern die Wohngebiete von Clausthal-Zellerfeld schon so gut gefallen, lasse ich es mir nicht nehmen, ihr heute auch ein paar zu zeigen. 25 Minuten später stehen wir allerdings wieder mitten in Beendorf, aber kein Schild deutet mehr auf eine Strassensperrung hin. Frohen Mutes biegen wir nach links ab, um 5 km später aber doch ausgebremst zu werden.

Es gibt sie also doch, diese Straßensperrung und ein paar nicht besonders freundlich dreinblickende Bauarbeiter sind auch nicht gewillt, uns weiterfahren zu lassen. Wir wedeln mit der Karte, plinkern mit unseren Augen, lächeln was das Zeug hergibt, aber sie lassen sich nicht erweichen. Also zurück zum Motorrad und mit Schrecken festgestellt, dass ich die volle Beleuchtung angelassen hatte.

Es passiert, was passieren musste. Nämlich nichts!

Der schnarrende Anlasser bezeugt, dass definitiv nicht mehr genug Saft in der Batterie zum Starten ist. Also doch wieder den Augenaufschlag geübt und einen der Bauarbeiter um Starthilfe gebeten. Aber auch das gestaltete sich mit dem Starthilfekabel vom Auto für vermutlich 1,99 € aus dem Supermarkt nicht besonders einfach, aber nach 20 Minuten blubbert der V2 wieder.

Jetzt lässt sich auch endlich ein Anwohner erweichen und verrät uns einen kleinen Schleichweg durch den Wald um die Baustelle herum. Im Gedenken an unsere Baltikums-Tour schottern wir also wieder ein bisschen! Wer braucht schon eine CRF 250, wenn er eine CBF 1000 hat!

Ein bisschen Schotter…
.. und ein bisschen Sand!

So haben wir also nach knapp anderthalb Stunden nicht einen Kilometer Strecke bis zu unserem heutigen Ziel laut Navi gemacht, aber schon 40 mehr auf dem Tacho. Ein guter Start in den Tag!

Werkstattsuche

Da ich seit Beginn der Reise schon das Gefühl hatte, dass die Batterie einen Schlag weg hat, traue ich dem Frieden nicht so richtig. In Brome trauen wir uns das erste Mal wieder ein Stopp zu machen. Wir tanken die Motorräder voll, trinken einen Kaffee und überlegen, wie es weitergeht. Von meinem Niederrheinstromern bekomme ich wertvolle Tipps, ob und wie lange ich meiner Batterie noch trauen sollte.

Monika googelt derzeit Werkstätten in Lübeck und ich welche auf der Strecke dazwischen. Der Bike-Shop in Lüchow hilft mir telefonisch super weiter. Die passende Batterie ist zwar nicht lieferbar, aber sie googlen für mich nach Werkstätten in der Umgebung, berichten mir, dass die Suzuki Werkstatt kurz vor Salzwedel bereits geschlossen ist und auch weitere Werkstätten in der Region leider nicht vorhanden sind. Immerhin kann ich mir so das weitere Suchen sparen.

Also geht es mit Monikas Ergebnissen weiter, und bei MF Performance in Lübeck bekomme ich schon nach dem Zweiten klingeln direkt jemanden ans Telefon, mit einem Klick ist die Batterie bestellt und für 17 Uhr habe ich den Einbau Termin direkt in Lübeck! Das nenne ich mal Service!

Wir haben mittlerweile genug Zeit verloren, sodass wir die erste Abkürzung einbauen. Ich veröffentliche euch die Route so, wie sie geplant war. Wer unsere Strecke jetzt ab Brome nachfahren möchte fährt ab Brome auf die B 248 und dann 34 km bis Salzwedel. Ganz einfach und sicherlich nicht so schön wie die geplante Strecke!

Mädels, schnallt die Möpse fest

Nach Salzwedel wird es wieder schön. Wir fahren Richtung Arendsee, umrunden diesen fast und weiter auf kleinsten Straßen durch die Landschaft. Hier ist 60 wegen der vielen Straßenschäden. Ich finde, die ganze Straße ist ein Schaden! Nein, das ist tatsächlich übertrieben. Es ist wunder-, wunderschön! Aber Frauen sollten tatsächlich den BH eine Stufe enger schnallen und die Riemen noch mal nachziehen. Ich sag nur “hoppe hoppe Reiter”. 😉

Monika und ich können unser Glück kaum fassen

Zwei Amazonen fliegen durch den Wind

Wir haben die Wahl, entweder ganz entspannt mit vielen Pausen und großen Straßen zur Werkstatt nach Lübeck zu fahren, oder die maximal mögliche Anzahl Kilometer der vorher geplanten Strecke zu fahren. Die Entscheidung fällt uns nicht schwer, jetzt müssen wir es nur ordentich fliegen lassen. Pausen werden aber auch überbewertet! Also stellen wir uns zweimal an den Straßenrand, trinken etwas Wasser, essen Nüsse und Schokolade und schon ist der Tag perfekt!

Ist das nicht ein lauschiges Plätzchen?

Etwas weiter nördlich die nächste Straßensperrung. Wie gut, dass es noch eine weitere Fähre über die Elbe gibt.

Zeit für eine Pause haben wir nicht oder nehmen wir uns einfach nicht. Wir müssen weiter und wir wollen auch weiter. Zu schön die Strecken, zu toll die Landschaft und mit 17 Uhr zu real de Termin in der Werkstatt.

Etwas später gönnen wir uns noch mal einen kurzen Stopp um uns die Beine zu vertreten mit Blick auf die Elbe.

Das ist sie, die Elbe!

Aber schnell müssen wir weiter. Auf mein “Hopp, weiter geht’s!” reagiert Monika wie folgt. Macht euch selber ein Bild davon, ob sie auf mich hört!

Sie möchte auch noch, dass ihr jemand hoch hilft! Aber wir sind hier doch nicht bei den betreuten Seniorenreisen. 😉

Wegen der Umplanung der Route musste ich heute viel mit Karte navigieren, daher war der Blick auf die Karte ein häufiges Fotomotiv:

Foto vom auf die Karte schauen

Wir sind ein bisschen in Eile

In Erinnerung an den romantischen Stopp an der Tankstelle am Vormittag beschließe ich, dass ich dieses Erlebnis ein weiteres Mal brauche! Außerdem müssen der Kaffee vom Vormittag und die vielen Liter Wasser aus meinem Trinkrucksack wieder raus. Und wo wir schon mal da sind, essen wir auch noch einen leckeren Burger aus der Mikrowelle.

Das soll sich jetzt aber gar nicht so negativ anhören, wir haben unglaublich viel Spaß und einen fantastischen Tag! Halt anders als mit Kaffee auf der Seeterrasse, aber halt nur anders, nicht weniger schön!

Aber jetzt müssen wir uns wirklich sputen, denn die Uhr tickt und das auch noch gegen uns! Um 17 Uhr habe ich mich in der Werkstatt in Lübeck angekündigt und da man hier schon so nett war, mir überhaupt zu helfen, möchte ich hier auch niemanden warten lassen! Ohne den Lübecker Feierabendverkehr hätten wir es auch pünktlich geschafft, aber so rollen wir mit etwas Verspätung auf den Hof. Aber es ist alles perfekt vorbereitet, so dass wir nur 20 Minuten später mit neuer Batterie im Bauch meiner kleinen Schwarzen auch schon wieder vom Hof rollen können! Danke an Marno Fölsch von MF Performance!

Werkstatt in Lübeck gesucht?! Gefunden!

Endlich angekommen

Waren wir in der Werkstatt noch ganz euphorisch und wollten mit einer Schleife über Travemünde zu unserer Unterkunft fahren, sieht das schon zwei Ampeln später anders aus und auf kleinen Schleichwegen fahren wir dann doch auf direktem Wege nach Dassow. Unser Nachtquartier ist der Jägerhof Ostsee, traumhaft gelegen, Wildspezialitäten auf der Karte und nach dem heutigen Tag völlig objektiv betrachtet ein verdammt köstliches Bier!

So viel Aufregung brauche ich morgen allerdings nicht noch mal! Aber wir haben auch nur entspannte 360 km vor uns. Also ist ausschlafen angesagt. Bei uns beiden bedeutet dies vermutlich 6:10 Uhr. 😉

Anmerkungen des Tages:

Anmerkung 1:

Die kleine Schwarze könnte in einem Splatter-Movie mitspielen.


Anmerkung 2:

Ich habe hinter dem Deich der Elbe kurz überlegt, in die Büsche zu gehen. Aber wer schon mal einen Deich gesehen hat, der weiß in etwa, wie viele Büsche dort stehen. Traue ich mich trotzdem? Nein! Denn bei meinem Glück kommt der vollständige Radfahrverein Dömitz auf seiner Montags-Ausfahrt just in dem Moment an mir vorbei. Also Nase hochziehen, weiterfahren!
Anmerkung 3:

Kennt ihr die Rasse der Dömitzer Nackt-Schafe! Wer hat denn den Tieren die Wolle geklaut?! Ungefähr 150 fast rosa-farbene dünnbeinige Vierbeiner spaxen über die Wiese! Was für ein Glück, dass es wieder nachwächst!
Anmerkung 4:

Es ist auch ein Tier-Beobachtungstag! An der Elbe sitzt ein Storch in seinem Nest, eine Ente scheuche ich am Wegesrand auf, die besagten Schafe stehen am Wegesrand, ein Pferd wälzt sich vergnügt in der Wiese und jede Menge Kälbchen liegen im Schatten ihrer Mütter auf der Wiese! Fast kitschig, so idyllisch ist es hier!
Anmerkung 5:

Monika meinte gerade, sie hat den einfachen Part von uns. Sie klebt ja an meinem Hinterrad und fährt einfach hinterher. Und wenn ich nach China abbiegen würde, wird sie auch dahin mitfahren. Ich glaube, das versuche ich morgen einfach mal. 😉
Anmerkung 6:

Wir trinken gerade brennenden Fischergeist, schmeckt wie heißer Hustensaft. Mich kann ich damit nicht schön trinken, aber ich finde Monika sieht schlagartig 10 Jahre jünger aus! 😉

Die Route

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7 comments on “Deutschlandreise – die Zugvögel wollen ans Meer – Tag 3

  1. Fleißige Jule Schon wieder ein toller Bericht, während ich mich noch von meiner gestrigen Regenfahrt in der Sauna erhole
    Weierhin spannende Erlebnisse und gute Fahrt!!!

  2. Von idyllisch über spannend bis lustig, von allem die Dosis, die ich so mag an Deiner Schreibe.
    Ich freue mich schon auf die Reaktion von Monika, wenn sie das Ortsschild “China” sieht!!!!

  3. Also wenn du nach Amerika abbiegen würdest, könnte ich das ja noch verstehen…das ist in der Ecke meiner eigentlichen Heimat (grob gesagt bei Chemnitz)…liegt somit zwar auch nicht auf eurer Route, aber wer will denn kleinlich sein.

    P.S. und ich dachte immer, du könntest keiner Fliege etwas zu Leide tun, aber wenn ich mir die kleine Schwarze so anschaue, muss ich die Einschätzung wohl nochmal überdenken.

  4. Marno ist der Beste, ich bin seit Jahren bei ihm ein treuer Kunde. Und das mit meinen beiden Suzukies, obwohl auch ein Markenschrauber in Lübeck ist.
    Falls Ihr mal wieder in der Gegend seid und einen Fremdenführer braucht, ich kenn da die eine oder andere Straße.

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