Deutschlandreise – von der Rhön Richtung Magdeburg – Tag 2

Mitten in der Nacht

Ab 5:30 Uhr fragen Monika und ich uns, warum wir das Frühstück erst für 8 Uhr bestellt haben. Wärend Monika die ganze Nacht nicht gut geschlafen hat, habe ich zwar gut aber viel zu kurz geschlafen. Mal sehen, wie lange wir heute fit bleiben.

Bedingt durch das frühe Aufstehen sind wir natürlich auch deutlich vor der Zeit mit dem Packen fertig und könnten uns eigentlich schon auf die Socken machen. Frühstück haben wir aber erst für 8 Uhr bestellt.

 

 

Dementsprechend genießen wir es so richtig, in der kühlen Morgenluft noch ein wenig auf dem Dorfplatz zu sitzen und dem schnaubenden Dorfbrunnen zuzuhören. Ihr fragt euch, ob “Schnauben” ein Schreibfehler sei? Mitnichten! Der Brunnen hört sich tatsächlich so an, wie ein Pferd, welches im Stall regelmäßig mal ordentlich schnaubt.

Zum Frühstück gibt es alles, was das Herz begehrt! Frische Brötchen, Eier, Orangensaft, Wurst, Käse und auch alles, was man Süßes auf die Brötchen schmieren kann! Ich glaube, wir essen mehr als wir geplant haben und würden angesichts der netten Gespräche vermutlich jetzt noch dort sitzen!

 

Es gibt keinen Grund so verzweifelt zu gucken!

 

Es geht los

Aber die 405 km, die das Navi gestern Abend berechnet hat, müssen ja irgendwann einmal in Angriff genommen werden. Kurz vor 9 Uhr geht es also los und wir starten unsere heutige Etappe in die Nähe von Helmstedt.

Schon auf den ersten 30 km halte ich zweimal an und brülle Monika zu: “Ist das nicht schön! Haben wir es nicht gut!”

Das Wetter ist perfekt, die Straßen sind menschenleer und wir fragen uns, ob heute der Tag vom autofreien Thüringer Wald! Wo sind die alle?

 

 

Direkt in Gerstungen hätten wir fast die erste Pause gemacht! Was für ein schönes Städtchen mit gefühlt 100 Fotomotiven! Aber es nützt alles nichts, der Norden ruft.

 

Tummelplatz der Sonntagsfahrer

Von Creuzburg bis kurz vor Wehretal nehmen wir die B7 und jetzt wissen wir, wo die alle sind! Auf der B7! Die Busse, die Wohnmobile, die Sonntagsfahrer, die völlig verrückte Motorradfahrer in ihren PapageienKombis, sie alle sind dort und haben sich scheinbar verabredet! Als wir aber rechts nach Weißenborn abbiegen, wissen wir, dass sich diese 12km Bundesstraße vorher gelohnt haben!

Hin und her und her und hin schwingen die beiden Motorräder durch die unzähligen Kurven! Hatte ich schon mal erwähnt, wie schön es heute eigentlich ist!?

 

Auch mal Kopfsteinpflaster

 

Kali-Berg am Horizont

 

Idylle in Wanfried an der Werra

 

Kaffee vor den Dieteröder Klippen

 

Geschichte muss auch sein

An Wanfried vorbei lassen wir Eschwege im wahrsten Sinne des Wortes links liegen. Und über die Weltstädte Sickerode, Mackenrode und Vatterode geht es direkt bis zum Grenzmuseum Schifflersgrund.

Auf eine komplette Besichtigung haben wir verzichtet, aber die Panzer und Hubschrauber schaffen es dann doch virtuell in unsere Handys.

 

 

 

 

 

 

Über die A38 hinweg geht es immer weiter Richtung Norden. Kurz vor Göttingen wirft sich wieder eine Baustelle in unseren Weg. Diesmal ist das Vorbeifahren aber weniger spektakulär, einmal links, einmal rechts, wieder links und schon sind wir an der vermeintlichen Straßensperrung vorbei.

Hart Steuerbord geht es nun, für die nicht Nautiker also ab nach rechts. Ach, was wäre das schön, wenn es so gut weiterlaufen würde wie den Rest des Tages. Aber weit gefehlt! Aber ich habe wirklich großes Verständnis für den Harley-Fahrer mit seiner cremefarbenen und mit allerhand Chromteilen behängten Maschine, der verzweifelt versucht, das Motorrad durch jede Kurve zu tragen. Er kann es einfach nicht besser!

Wobei dieser Teil der Geschichte vollkommen gelogen ist und ich schreie einfach weiter in meinen Helm! 😉

 

Besuchszeit

Unser nächstes Ziel ist meines Wissens nach der einzige Ort, an dem man wirklich ungefragt auf einen Kaffee vorbei kommen kann, dem Hauptquartier der V-Stromer Gemeinde! So sitzen wir in Tettenborn schön im Schatten und schlürfen einen Kaffee! Danke noch mal!

 

 

Ja! Da könnten wir auch stundenlang sitzen bleiben, aber davon fährt sich die Strecke nicht.

So richtig weit kommen wir aber nicht. In Ellrich beschließen wir spontan, doch noch etwas gegen den aufkeimenden Hunger zu tun. Zwar nur Kleinigkeiten, aber schön im Schatten sitzend lassen wir es uns schmecken. Mit einem Auge schauen wir dabei immer gen Himmel, denn große Gewitter Wolken türmen sich am Horizont. Ob wir doch noch nass werden?

 

Idylle beim Mittag auch für die Motorräder

 

Gewitterwolken am Horizont

 

Auf der nächsten tollen Etappe habe ich großes Mitleid mit einem Audi vor mir. Der Audi A6 Allrad 3.0 TDI wird mit 40 km/h um die Kurven geschaukelt. So sieht keine artgerechte Haltung aus!

Dürfen Autos eigentlich selber auch ein Antrag auf Rückgabe stellen?

 

Streitgespräche

Kurz vor Clausthal-Zellerfeld sind mein Navi und ich uns dann leider wieder uneins. Lotst er mich an der Kreuzung noch nach links, ertönt es unmittelbar darauf im Helm “in 4 km bitte wenden“. Ich ignoriere dies geflissentlich, überspringe den Wegpunkt einfach, aber es bleibt bei der Wende-Ansage. Als es dann auch wegen einer Baustellenicht rechts nach Altenau geht, fahre ich noch ein Stück weiter zu einem Parkplatz, um mich dann doch mittels Karte kurz zu orientieren. Okay, jetzt ist die Route wieder klar. Weil wir aber gerade schon mal hier sind, zeige ich Monika auch noch die beliebtesten Wohngebiete von Clausthal-Zellerfeld. Ob sie es zu schätzen weiß? 😉

 

Blick auf die Oker-Talsperre

 

Von Altenau nach Torfhaus jagen wir einer Frau auf ihrem Motorrad hinterher. Sie wird uns nicht los, wir holen Sie aber auch nicht ein! Ich glaube, wir alle drei hatten Spaß daran! Am Torfhaus ist es uns leider zu voll, so dass wir die eigentlich langweilige B4 an den Radau-Wasserfällen vorbei nach Bad Harzburg nehmen.

Die erste Eisdiele links ist unsere, so dass wir doch noch einen kurzen Moment Pause machen.

 

Lecker!

 

Jemand hat die Kurven geklaut

Nach Bad Harzburg sind schlagartig alle Kurven verschwunden! Es werden also nicht weniger, sie sind wirklich einfach weg! Wobei, so ganz stimmt das auch nicht. Sie sind immer in den Orten: 16 Häuser sind durch acht recht enge abknickende Vorfahrten miteinander verbunden.

Aber am Ende des Ortes geht es dann 5 km schnurgerade geradeaus ! Nun ja, auch das stimmt nicht wirklich. Denn irgendwann gibt es eine ganz leichte Biegung in der Geraden, die jedoch durch so viele und auffällige Warnschilder angekündigt werden, als würde es sich um eine der Serpentinen in den italienischen Dolomiten handeln! Das ein oder andere Mal lasse ich mich doch dazu verleiten, vom Gas zu gehen. Vielleicht lerne ich es noch. 😉

Noch einmal über etwas Splitt gerutscht, nach rechts im Schritttempo über eine Bahnstrecke gefahren und schon sind wir kurz hinter Helmstedt im Landhaus Beendorf. Es ist einfach, aber sauber! Und wir haben eine Garage! Nein, wir haben ein Zimmer, aber die Mopeds haben heute nacht eine Garage!

Wir sind stolz auf unser Tagwerk:

  • 420 km gefahren
  • 2 Mal getankt
  • 2 Kaffeepausen gemacht
  • 1 Mittagspause gemacht
  • 1 Museum von außen besucht
  • 1 Fotosession an der Werra
  • 1 Besuch bei Jörg und Gilla
  • 18:30 Uhr in der Pension

Morgen geht es nach Lübeck, wieder sicherlich ein ereignisreicher Tag!

Wir sind gespannt!

 

Anmerkungen des Tages:

Anmerkung 1:

Wie ich meine Abende vorstellen könnt? Na guckt selber!

 

Harte Arbeit

 

Anmerkung 2:

Kennt ihr das berühmte Lied ein Blogger im Rapsfeld?

 

Anmerkung 3:

Immer wieder auf unserer Route begegnen wir Schilder mit der Aufschrift “Hier waren Deutschland und Europa bis zum xx.yy.zzzz geteilt”. Gestern waren es drei, heute schon 9 dieser Schilder. Google wirft mir auf der ersten Wurf nichts passendes aus. Daher die Frage an euch: Wisst ihr, warum auf den Schildern überall unterschiedliche Daten stehen, das späteste Datum war aus April 1990?

Anmerkung 4:

Das schöne Wetter hat vor und Nachteile. Die Landschaft auch! Aber bei sonnigem Wetter durch landwirtschaftliche Gegend zu fahren , verursacht Einschläge von Insekten in der Größe von Tauben. Mindestens!

Da braucht es zur Visierreinigung eher einen Eiskratzer als einen feuchten Lappen.

 

Die Route

Auch die heutige Route ist uneingeschränkt zu empfehlen. Oberhalb von Bad Harzburg sin ca 10 km Schnellstraße und Autobahn dabei, hübsche Strecken waren aus. 😉

 

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13 comments on “Deutschlandreise – von der Rhön Richtung Magdeburg – Tag 2

  1. Die unterschiedlichen Daten kommen daher, dass es an den Stellen nicht unbedingt seit Kriegsende eine Straße gegeben hat. Dort sind Übergangsstellen erst zu den Daten eingerichtet worden.

  2. Oh, SO nah an Göttingen vorbei… hätte ich das gewusst, wäre ich glatt ein Stück mitgefahren oder hätte Euch auf einen Kaffee eingeladen. Gute Fahrt weiterhin!

  3. Hallo ihr Beiden,
    es macht wieder einen Riesenspaß euch auf den Rädern zu folgen. Viel Spaß weiterhin und immer eine gute Fahrt.

  4. Hier http://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/deutschlandarchiv/158899/der-andere-mauerfall ist das ganz gut beschrieben “Die Dynamik an den bestehenden Grenzübergängen verlagerte sich in den folgenden Tagen an Orte entlang der Grenze, die keinen eigentlichen Übergang, aber eine ehemalige Verkehrsverbindung besaßen. … Die Öffnung der innerdeutschen Grenze zog sich von der Nacht des 9./10. November 1989 bis in das Frühjahr 1990.”

    Danke für deine Reiseberichte! Ist ja nicht so meine Art die Abenteuer Anderer zu bestaunen aber deine sind so schön geschrieben 🙂

    1. Oh.. Ganz lieben Dank! Den link werde ich mir mal ganz in Ruhe zu Gemüte führen! Da bin ich sehr gespannt!
      Und danke für das Lob, dann macht es noch mal ein bisschen mehr Spaß weiterzuschreiben!

  5. Grenzschilder haben unterschiedliche Daten, da für die Öffnung der Straßen teilweise selbige wieder hergestellt werden mussten oder gar neue Brücken gebaut werden.

    Ich schmunzle gerade so in mich hinein: die fast gleiche Route habe ich ein paar Tage später abgespult, Checkpoint Alpha, Wanfried-Hafen, Grenzmuseum Schifflersgrund…; war auch in KW20!

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