Sardinien – Anreise 4 – endlich in Livorno

Süßes Frühstück

Heute Nacht waren wir im Trainingslager für unsere Fährüberfahrt. Auf einer 160-er Matratze liegend hat sich auf diesem Schaukelschiff jede Bewegung des einen drei Mal so stark auf die Liegeseite des anderen verstärkt! Egal, wie vorsichtig der eine sich hinsetzt, man hat das Gefühl, am anderen Ende aus dem Bett zu fallen.

Uns wecken die Glocken von Chiari (das ist ein Ort, kein Frauenname 😉 . Wir genießen aber noch ein paar Minuten unter der wild geblümten Bettdecke! Unser Frühstück hat uns die Nonna gestern Abend schon vorbereitet. Der selbstgebackene Kuchen ist so süß, dass ich versuche, die Reste mit schwarzem Tee aus dem Mund zu spülen und die Zähne von der klebrigen Masse zu befreien. Aber selbst das dadurch im Mund entstehende Getränk ist immer noch zu süß! Es war aber trotzdem eine sehr typisch italienische Erfahrung, wir beschweren uns kaum!

 

Abfahrt am B&B
Abfahrt am B&B

 

Kleiderchaos und Berufsverkehr

Das Zusammenpacken heute morgen erfordert ein bisschen organisatorisches Geschick! Wir packen schon die wichtigsten Sachen für die Fährüberfahrt in die Tankrucksäcke, damit wir nicht mehr an die Rollen müssen. Nun ja, mit einer Ausnahme: Das Laptop lasse ich übernachten nicht in der Gepäckrolle, das muss am Hafen noch schnell umgepackt werden! Wir hoffen inständig, alles mitgenommen zu haben, da es in dem wüsten italienischen Dekorations-Wahnsinn unseres Bed & Breakfast schwer ist, die eigenen von fremden Sachen zu unterscheiden.

 

Wolkenspiel am Morgen
Wolkenspiel am Morgen

 

Von Chiari weg machen wir erst einmal ganz schön Kilometer! Auf endlos geraden Landstraßen geht es Richtung Cremona. Dies gibt mir die Gelegenheit, über dies oder auch mal jenes nachzudenken, sodass ich das vermutlich seit über 20 km aufgehobene Überholverbot nicht bemerke. Monika fragt sich wahrscheinlich, ob ich bis Rom hinter den beiden LKWs her fahren möchte! Vermutlich ebenso überraschend für Sie, dass ich plötzlich aufwache und endlich diese beiden rollenden Blockaden hinter uns lassen.

 

Tolle Stahlbrücke
Tolle Stahlbrücke

 

Trotz der relativ geraden und unspektakulären Strecke genieße ich es, bei knapp 18 Grad in den Tag zu rollen! Auch mein Kopf genießt es, mal ein paar Kilometer geradeaus zuschauen.

 

Kirche irgendwo
Kirche irgendwo

 

Nach anderthalb Stunden kündigen die ersten Hügel am Horizont abwechslungsreiche Strecken an! In Castell D’Arquato machen wir es uns in der Sonne bequem und genießen den ersten Kaffee. Läuft bei uns!

 

Kaffespause
Kaffeepause

 

Pässe-Karussell

Wir rollen aus Castell D’Arquato wieder heraus und träum noch ein bisschen vor uns in, als urplötzlich mit drei Kehren der Tanz mit den Kurven beginnt! Über den Monte Mezzano fahren wir durch die Kastanienstadt Bori und weiter über den Passo di Pelizzone. Die Straße ist Traum und Albtraum zugleich.

 

Tolle Ausblicke in den Bergen
Tolle Ausblicke in den Bergen

 

Ein Traum sind sie Kehren, die Kurven und die Aussichten. Ein Alptraum ist der Zustand! Schlagloch reiht sich an Schlagloch. Wo kein Schlagloch ist, ist die Straße abgesackt oder wurde durch Sträucher ersetzt. Aber wir wollen uns ja nicht beschweren, es könnte ja auch noch regnen.

 

Kirche in Bardi
Kirche in Bardi

 

Castell bei Bardi
Castell bei Bardi

 

Bei Bardi versuchen wir, bis zur Festung zu kommen, aber auch hier verwehren uns Einfahrtsschilder den Weg. Also außenrum und ein Foto von der Straße gemacht. Über den Monte Santa Donna kurven wir wild bis Borgo. Einmal bitte im Kreisverkehr geradeaus und schon geht es weiter zum Passo del Pratello, wo wir die Emilia Romagna verlassen und in die Toskana eintauchen.

 

Pause im Schatten
Pause im Schatten

 

Zweite Tageshälfte

Die erste Bank unter Kastanien ist unsere. Jetzt ist auch Zeit für ein Picknick! So im Sitzen aus der Nähe betrachtet sind Kastanien ja wirklich schön! Zu Hunderten auf der Straße liegend dann doch ab und zu entweder einen Slalom wert oder kurzen Herzschlag erzeugend! In Pontremoli bekommen unsere zwei Rösser auch wieder wohlverdientes Futter. Die nächsten Kilometer nach Aulla sind sterbenslangweilig. Im Berufsverkehr gondeln wir mit 60 km/h und können die Augen kaum noch aufhalten. Es wird auch nicht viel besser, als wir auf die SP 63 Richtung Fivizzano abbiegen. Erst als wir in Gassano rechts abbiegen und wieder Richtung Lucca fahren, verschwindet der Berufsverkehr und die tollen Kurven lassen uns wieder wach werden. Aber der Kaffeedurst bleibt! Also machen wirn wir also noch mal Rast und genießen einen Kaffee im Schatten. Nur noch 120 km bis Livorno, das klingt ja fast lächerlich.

 

Kaffeepause
Kaffeepause

 

Waldbrand

Wir schrauben uns weiter den Berg hinab und folgen weiter der Straße Richtung Lucca. Im Berufsverkehr macht es nicht wirklich Spaß, aber die Autofahrer und Lkw-Fahrer lassen uns auf dieser Etappe gut und zügig überholen! Wir kommen also meistens gut voran. Westlich vor Pisa dann der große Schreck: linke Hand am Hang sind mehrere Herde eines Waldbrandes zu erkennen. Man sieht Löschhubschrauber und Löschflugzeuge, aber der Qualm wird immer dichter! Das ganze Tal ist diesig und der Geruch nach verbrannten Nadelbäumen begleitet uns die letzten Kilometer nach Livorno. Selbst von unserer Warteposition im Hafen kann man das durch den heftigen Wind stark angefachte Feuer durch den weitreichenden Qualm noch sehen. Bedrückend.

 

Waldbrand bei Pisa
Waldbrand bei Pisa

 

Auf der Fähre erfahren wir, dass dieser Waldbrand so heftig war, dass er es sogar in die Presse geschafft hat.

Die letzten Kilometer des Abends begleitet uns die untergehende Sonne!

 

Feierabendstimmung
Feierabendstimmung

 

Livorno

In Livorno wollen wir (oder besser gesagt “möchte ich”) noch eine Kleinigkeit essen und Wasser für die Trinkrucksäcke kaufen. Monika ist kurz davor, ihre Reisepartnerin auch zur freien Verfügung anzubieten, als wir uns mitten in den Berufsverkehr von Livorno stürzen und nicht nur die Autos, sondern auch die von links und rechts auf uns ein stürmenden Rollerfahrer niederringen müssen. Aber man muss nur einmal links über die Busspur in eine gesperrte Straße abbiegen, und schon steht man vor einer tollen Pizzeria, bei der man für kleines Geld eine Pizza auf die Hand essen kann. Ich weiß gar nicht, wo das Problem war.

 

Warten im Hafen
Warten im Hafen

 

Wir schaffen es dennoch, rechtzeitig im Hafen von Livorno zu sein und können entspannt auf das Einschiffen warten. Vom Schiff aus haben wir einen tollen Ausblick auf die Abendstimmung in Livorno, während der Vollmond sich langsam über den gegenüberliegenden Hang hebt.

 

Abendstimmung in Livorno
Abendstimmung in Livorno

 

Ich versuche noch schnell, die Bilder hochzuladen und den Blog-Eintrag fertig zu schreiben. Aber da legen wir schon ab und der immer kleiner werdende Balken meiner Internet-Anzeige lässt meine Hoffnung auf rechtzeitiges Fertigwerden schwinden. Leider verloren! 🙂

 

Anmerkung des Tages

Anmerkung 1:

Ich überhole grundsätzlich nicht innerhalb von geschlossenen Ortschaften. Denn ich habe einmal erlebt, wie jemand von einem dann abbiegenden Fahrzeug abgeräumt wurde. Gestern war aber definitiv bei dem Jaguar mein Geduldsfaden gerissen und ich habe innerorts die lange Gerade genutzt, um endlich vorbei zu ziehen. Monika meinte abends nur, dass man daran erkennt, wie dick mein Hals war! Dabei bin ich eigentlich immer so entspannt!

Anmerkung 2:

Monika hat sich beschwert, dass wir zu wenig kulturelle Fotos machen können! Leider kommen wir im Castell D’Arquato nicht bis zum Palazzo hinauf, aber ich finde für die ersten Fotomotive reicht das schon mal!

Anmeldung 3:

Monika stellt trocken fest, dass es irgendwo eben bei ihr mal geklappert hat. Entweder sie sei irgendwo drüber gefahren oder habe halt das Kennzeichen verloren.. Nun ja, wir werden es sehen!

Anmerkung 4:

In Deutschland gibt es verschiedene Möglichkeiten, um den Verkehr zu regeln. Es gibt die StVO, es gibt Ampeln, es gibt Schilder etc.

In Italien gibt es vier Möglichkeiten, den Verkehr zu überleben. Winken, wedeln, blinken, brüllen! So haben wir es auch durch den Innenstadtverkehr von Livorno geschafft.

Anmerkung 5:

Vom Heck der Fähre aus schauen wir dem bunten Treiben beim Beladen des Frachtraums zu. Am Horizont sehen wir den Schein von dem Waldbrand, der sich weiter auszubreiten scheint. Man vermutet Brandstiftung. Was für Schweine!

Anmerkung 6:

Heute fährt Monikas TomTom grundsätzlich anders als meins. Nach fast jeder Kreuzung ruft sie mir zu: Wundert es Dich, dass ich auch hier genau in die andere Richtung abgebogen wäre. Es wäre ja auch zu einfach, zwei TomToms mit der gleichen Einstellung auch den gleichen Weg fahren zu lassen.

 

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3 comments on “Sardinien – Anreise 4 – endlich in Livorno

  1. Lucca, Pisa, Livorno ist schon soooo lang her… aber ich merke die Fahrweise hat sich dort nicht geändert. Bei uns musste zusätzlich die Hupe auch immer wieder betätigt werden.
    Viel Spaß weiterhin auf eurer Tour! Freu mich auf den nächsten Bericht.

  2. Nette Anreise. Auch wir waren heuer im Mail in Sardinien. 4 Männer mit ihren Reisebrummer. 3 x k1600 und 1x r1200rt.
    Dennoch haben wir in Genua keine Hupe gebraucht wir sind einfach in Einem Schwarm Roller mitgeflossen. Und Bilder haben wir in 11 Tagen nicht so viele zusammen gebracht wie du bei der Anreise. Bin gespannt wie es weitet geht. Gute Fahrt.

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