Frühstück mit Blick aufs Meer
Guten Morgen in Himare! Eingeschlafen sind wir bei den lauten Bässen der Strandbeschallung, geschlafen haben wir dann bei dem permanenten Rauschen der Wellen am Strand!
Die Nacht war okay, aber nicht herausragend! Heute gestaltet sich das Packen etwas schwieriger, da wir das kleine Gepäck für die Fähre separat packen müssen, damit wir die Rollen auf den Motorrädern lassen können. Aber irgendwann ist auch alles an seinem Platz und wir können die Rollen auf den Motorrädern verzurren! Dann geht es zum Frühstück. Wieder einmal schauen uns unsere zwei tollen Begleiterin beim Frühstücken zu und wir genießen umgekehrt den fantastischen Ausblick Richtung Meer!
Etwas lachen müssen wir, dass Heißgetränke beim Frühstück nicht inklusive sind. Aber andere Länder, andere Sitten! Wir zahlen also brav unseren Tee, dabei hat dieser nicht einmal geschmeckt. Kann man bei Wasser + Beutel wirklich etwas verkehrt machen?
Abfahrt Richtung Llogorase-Pass
Es ist 8:45 Uhr, als wir den Strand von Himare verlassen und uns auf die letzte Etappe Richtung Durres machen! Irgendwo unterwegs werden wir noch Wasser und Brot kaufen müssen, wir haben gestern wohl zu wenig getrunken.
Schnell sind wir aus dem Ort hinausgefahren und sind direkt wieder auf der wundervollen Küstenstraße SH8. Es geht durch große Dörfer und kleine Dörfer. Ich genieße das Fahren in der kühlen Morgenluft, zwei GS-Fahrer folgen uns bereitwillig über Kilometer! In Vuno ist die Straße plötzlich einspurig und mit einer Ampel geregelt. Wie das hier wohl in der Hochsaison aussieht? Ob dann an dieser Stelle das Nadelöhr ist?
Türkisblau leuchtet das Wasser unter uns, man sieht Inseln am Horizont und dazwischen fahren dicke Yachten oder sind es schon kleine Fähren?
Der Llogorase-Pass
Plötzlich fahren wir auf einen Berg zu. Der Llogorase-Pass zeichnet sich in wildem Zickzack in die Felsen. Der Pass ist ein Traum zu fahren! Zwischen den Kehren gibt es schön lange Gerade, wo sich hervorragend überholen lässt. Ich weiß nicht, ob ich auf die Straße oder auf das Meer unter mir schauen soll.
Wie schnell wir auf diesem Pass wieder in die Höhe klettern! An einem Aussichtspunkt setzen auch wir den Blinker nach links und wollen einen kurzen Fotostopp machen. Eine große italienische Motorradgruppe möchte noch ein Gruppenbild machen, Monika darf wieder Paparazzo spielen und ich werde mal kurzerhand mit aufs Bild gebeten.
Die beiden BMW, die so lange hinter uns waren, halten ebenfalls und die tschechischen Fahrer nutzen auch die Chance für einen Photostopp. Wir beeilen uns, damit wir nicht in einem riesigen Motorrad-Pulk fahren müssen und vor allen anderen wieder auf der Straße sind. Es ist frisch geworden. Bei 16 Grad zieht es ganz schön kühl durch die Lüftungsschlitze. Wir erreichen die Passhöhe und auf der anderen Seite ist die Landschaft wie ausgewechselt! Es ist saftig, grün und die Bäume ragen dicht über die Straße.
Umfahrung von Orikum
Auf der anderen Seite des Passes überrascht uns eine riesige Baustelle! Zwei Tunnelröhren zeigen in den Berg und die dahinführende nagelneue Straße scheint kurz vor der Eröffnung zu sein. Wir fahren aber noch ein paar Kilometer auf der durchaus gut ausgebauten Nebenstrecke, bevor wir in Orikum am Straßenrand kurz anhalten. Jetzt schon Kaffee trinken? Wir entscheiden uns dagegen und folgen der Beschilderung nach Durres.
Ab jetzt hält mein Navi mich für wahnsinnig. Mit über 90 km/h fahre ich quer über Stock und Stein und über nicht vorhandene Feldwege! Diese Umfahrung bis kurz hinter Vlore kennt mein Navi einfach noch nicht. Wir machen aber wirklich sehr schnell viele Meter und als Vlore linker Hand im Tal auftaucht, bin ich froh, dass wir uns nicht durch diese Stadt quälen müssen! Die Ausblicke auf diesen Teil der Küste sind aber auch wunderschön und ich kann mir vorstellen, dass wir auch viele tolle Strände durch die Umfahrung leider nicht gesehen haben.
Kaffeezeit
Auf der Rückseite von Vlore fahren wir an einem riesigen Friedhof vorbei. Über hunderte Meter erstrecken sich die Gräber und uns fällt das erste Mal auf, dass alle Gräber oberirdisch sind. Vermutlich ist es zu viel Arbeit, die Menschen in dem Fels unterirdisch zu beerdigen. Oder ist es so Sitte?
Bei den höheren Geschwindigkeiten schlägt wieder einmal das Visier meines Schuberth-Helms wie aus dem Nichts heraus zu. Ich erschrecke mich ebenso wieder einmal zu Tode und beschließe, nach der Rückkehr erst einmal an Schuberth zu schreiben. Das nervt!
Vom Himmel hören wir ein wieder ein leichtes Grollen und hoffen, noch trockenen Fußes bis nach Durres zu kommen. Als wir vor Bestrove abbiegen, überrascht uns wiederum eine fantastische Straße! Die hat sowohl einen neuen Straßenbelag als auch eine Randbefestigung und sogar eine Markierung! Ein kleines Café rechter Hand lädt uns ein, einen kurzen Stopp einzulegen.
Wir werden doch noch nass
Wir verlassen diesen kleinen verträumten Platz, wo ein paar Hundewelpen in der Nähe spielen und fiepen. Ein riesiger Salzberg türmt sich zu unserer Linken auf und in dem Moment sehe ich auch die Salinen in der Bucht hinter Vlore.
Die ersten Blitze zucken am Himmel und wenn ich die Karte mit unserer Fahrtrichtung vergleiche, wird es uns vermutlich voll erwischen. In Fier siegt die Feigheit. Wir halten an einer Tankstelle und packen uns wasserdicht ein. Es ist keinen Moment zu früh, denn als wir auf die Autobahn nach Lushnje abbiegen, fängt es an in Strömen zu regnen! Da man uns immer wieder vor dem Kieselsteinasphalt im Balkan gewarnt hat, fahren wir wie auf rohen Eiern. Selbst auf der Autobahn bleiben wir auf der rechten Spur und versuchen, dort auf keinen Fall in die mit schäumendem weißen Wasser gefüllten Spurrillen der LKW zu geraten!
Wir spulen Kilometer ab und ich bin so dankbar, dass wir diesen Regenschauer beim geradeaus Fahren auf der Autobahn haben und keinen Tag zuvor auf einer der eher schlechten Strecken in den Bergen. Wir wären sonst heute noch auf irgendeinem Pass zwischen zwei unbekannten Dörfern.
Immer wieder wird auf der Autobahn auf 40 km/h beschränkt, wenn kleine Straßen die Autobahn queren! An diesen Stellen sind auch Fußgängerüberwege über die Autobahn gebaut. Ein lustiges System!
Pause in Lushnje
In Lushnje biegen wir in die Stadt ab und versorgen uns zuerst an einem Supermarkt mit Wasser und Keksen, bevor wir ein paar Kilometer weiter noch Brot kaufen und die Chance auf eine Mittagspause in einer Creperie nutzen.
Endspurt nach Durres
Wir beobachten zwei Polizisten, wie sie Falschparker in zweiter Reihe aufschreiben. Bei einem Auto bleiben sie besonders lange stehen und warten, bis der Besitzer kommt. Er wird mit einem freundlichen Handschlag und Küsschen links – Küsschen rechts begrüßt und anschließend bleiben alle dort mitten auf der Fahrbahn stehen und quatschen fröhlich in den folgenden 10 Minuten.
Es hört nicht wirklich auf zu regnen und auch das Grummeln am Himmel hört nicht auf. Es hat wohl keinen Sinn, auf das Ende vom Regen zu warten, dann können wir auch in Durres warten. Also fahren wir um 14:30 Uhr dann doch weiter und hoffen, dass wir auf Anhieb die Fähragentur finden, bei der wir unseren Check-In vornehmen sollen.
Der Regen hat aufgehört, zumindest ein bisschen. Es tröpfelt und nieselt mal mehr und mal weniger so vor sich hin. Für uns geht es jetzt ziemlich langweilig stur geradeaus. Aber die Autofahrer werden gestresster. Befindest du dich auf der Überholspur, fahren Sie bis auf wenige Zentimeter an dich ran. Selbst Hamilton und Verstappen hätten dafür eine Durchfahrtsstrafe bekommen! Das einzige Mal, wo ich beschließe zu überholen, klebt auch direkt ein Auto bei Monika am Nummernschild. Sowas kann doch auf Dauer nicht gut gehen?! Und siehe da, nur wenige Kilometer später steht die Polizei auf der linken Spur und nimmt einen Auffahrunfall auf. Ich könnte ja sagen, ich habe es kommen sehen.
Ankunft in Durres
Vier Kilometer vorm Hafen vertanken wir die restlichen albanischen Lek, wir sind mit dem Geld perfekt ausgekommen und können uns sogar noch einen Kaffee im Terminal leisten!
Wir sind wirklich früh am Hafen, der Schalter hat noch nicht einmal geöffnet und jetzt heißt es “abwarten”! Aber wir sind so unendlich dankbar, dass der einzige Regen unserer Reise uns exakt ab Fier – also erst ab der Schnellstraße und der Autobahn erwischt hat. Hätten wir unseren Plan mit Ksamil gestern nicht verworfen, wären wir mitten im Regen auf dem Llogorase-Pass gewesen.
Auf den letzten Kilometern geht es nur noch geradeaus und als ich ins LKW-Terminal fahren will, strahlt mich ein Albaner an und schickt mich korrekt zum PKW-Terminal.
Ich nutze die Wartezeit mit dem täglichen Sortieren der Bilder und dem Schreiben des Textes, während um uns herum die Welt untergeht. Hoffentlich hört das Gewitter bis zur Einschiffung wieder auf.
Um 8 Uhr sind wir dann auf der Fähre, die Motorräder werden angeblich gleich vom Personal verzurrt.
Wir hoffen es mal. Mangels Internet auf See gibt es eventuelle Updates dann mit dem morgigen Bericht. Gute Nacht!
Die letzte Nacht im Hotel
Anmerkungen des Tages:
Anmerkung 1:
Auch heute haben wir wieder sehr viele Polizeikontrollen gesehen. Ich habe aber das Gefühl, dass ausländische Motorradfahrer bewusst nicht kontrolliert werden. Es wird uns immer so freundlich zugenickt, dass ich das Gefühl habe, man weiß, wie viel Geld wir Motorradfahrer ins Land bringen und dass man diese zahlenden und wahrscheinlich auch noch sehr freundlichen Touristen nicht vergraulen möchte.
Anmerkung 2:
Bei einer Polizeikontrolle verbreitet in Gegenrichtung gerade ein LKW dicke schwarze Diesel-Wolken. Ich wedel mit der Hand um den Qualm zu vertreiben und der Polizist zuckt entschuldigend mit den Schultern! Sie sind wirklich unglaublich freundlich.
Anmerkung 3:
Albaner lieben beim Autofahren am meisten das Hupen. Sie Hupen, um jemanden zu grüßen oder um jemanden zu warnen. Aber auch wenn sie niemanden grüßen möchten und niemanden warnen möchten, dann hupen sie. Sie hupen, wenn sie Langeweile haben, sie hupen, wenn sie sich ärgern und sie hupen, wenn sie sich freuen. Wenn ein Albaner nicht hupt, dann sitzt er auch nicht im Auto.
Anmerkung 4:
Am Hafen in Durres betteln zwei sehr lästige, freche und penetrante Kinder. Passt auf eure Sachen auf!
Die Route: