Gebratene Hähnchen am Morgen
Guten Morgen! Was für eine herrliche Ruhe heute Nacht! Wir haben sehr gut geschlafen, vielleicht steckt uns auch einfach ein wenig die Fahrerei in den Knochen. Wir hätten noch länger schlafen können, wenn nicht ein nahezu lebensmüder Hahn seit 5:45 Uhr versucht hätte, seinen Hennen zu imponieren! Ich weiß nicht, warum ich gerade an gebratene Hähnchen denke! Das Wetter startet besser, als wir es gestern befürchtet haben. Ein faszinierendes Morgenrot lugt um die Hausecke.
Wie gewohnt beladen wir vor dem Frühstück die Motorräder und die kleine Strom bekommt noch mal etwas Öl! Kleine Saufziege! 😉 Da das Wetter wechselhaft sein soll, ziehe ich zumindest die wasserdichte Membran in die Hose. Sonst müssen wir bei den ersten Tropfen schon wieder anhalten.
Monika möchte noch den lebensmüden Hahn fotografieren und wie beim Rattenfänger von Hameln scharen sich nun die Hühner um sie.
Ausflug zur Drau
So früh wie heute waren wir noch nie dran! Ich bin aber auch ganz schön gehetzt worden von meiner Flügelfrau! Um 8:30 Uhr verlassen wir Ferlach und fahren über die B85 Richtung Westen. Ein Essigbaum mit seinem tiefroten Laub verabschiedet uns am Ortausgang. Hinter einer Kurve wartet unverhofft ein frisch bemalter Zebrastreifen! Ich hasse den Geruch von Straßenfarbe!
Hinter St. Jakob wechseln wir wieder auf die kleinen Straßen und überqueren kurz danach die Drau. Das Motiv muss einfach festgehalten werden!
Nächster Halt: Wörthersee
Es sind echt kleine Straßen, über die wir uns Richtung St. Egyden hangeln. Wir wollen wieder nach Osten an der langen Kette der Drau-Stauseen entlang! Wer plant eigentlich frühmorgens Touren Richtung Osten? Direkt in die Morgensonne hinein? Der muss ja einen Vollvogel haben! 😉
Ich hatte gehofft, dass wir öfter einen Blick auf die Seen werfen können, aber eigentlich ist es nur eine wunderschöne Straße quer durch den Wald. Dadurch ist meine Planung gen Osten aber nicht mehr so wild, da die Bäume uns dann doch vor der tiefstehenden Sonne schützen. Einzig der Asphalt könnte stellenweise besser sein, aber wir wollen uns ja nicht beschweren.
Der Wörthersees ist unser nächstes Ziel und über Viktring umfahren wir Klagenfurt. Plötzlich taucht er hinter einer Kurve auf! Schnell halten wir am Straßenrand, um ein paar Fotos zu schießen.
Auch wenn es viel zu früh ist, ein Kaffee auf einer Seeterrasse direkt am See muss einfach sein! Wir versuchen es in Reifnitz, in Maria Wörth, aber alles befindet sich schon in der Winterpause. In Velden steppt dagegen der Bär, aber irgendwie auch zu sehr! Nach zwei Runden durch den Ort brechen wir ab und klettern über Kerschdorff Richtung Ossiacher See! Aber eben auch nur “in Richtung”. Denn hinter Köstenberg ist die Straße eine Privatstraße und die Durchfahrt untersagt. Okay, dann eben auch kein Ossiacher See! Wir wenden und steuern auf Villach zu.
Einmal durch Villach
Eine Tankstelle wirft sich uns in den Weg und wir nutzen, was wir kriegen können. Denn wir haben gehört, die Tankstellendichte auf der Nockalmstraße lässt zu wünschen übrig. 😉 Die Umfahrung von Villach ist dagegen nicht so schlimm wie befürchtet. Mit Blick auf die Kanzelhöhe (und dem hässlich dort thronenden Hotel) sind wir schnell am nördlichen Ende hinaus. Die Felsenburg Burg Landskron ragt dort ebenfalls aus der Landschaft heraus, ließ sich aber partout nicht bildgewaltig ablichten.
Hinter Treffen ärgert mich mal wieder ein falsch gesetzter Wegpunkt (es sind auf dieser Reise mehr als bei allen anderen Reisen zusammen), aber recht schnell können wir hinter “Äußere Einöde” auf die Teuchen Landesstraße Richtung Gerlitzer Alpe abbiegen. Hier wäre mal wieder Zeit für den Bildungsblog! Denn in Arriach (linker Hand) ist der Mittelpunkt Kärntens! Bitte! Danke! 🙂
Wo sind eigentlich die Cafés auf dieser Strecke? Ich habe Kaffeedurst und ein dringendes Bedürfnis! Es dauert noch bis kurz vor der Turracher Höhe, bevor wir uns dann wenigstens auf einem Parkplatz ein wenig die Füße vertreten.
Nockalmstraße
Es drohen Wolken am Horizont und vorsichtshalber ziehe auch ich wenigstens noch die Regenmembran in die Jacke. Keine Sekunde zu früh, denn noch vor Ebene Reichenau beginnt es zu tröpfeln!
Das Schild zur Nockalmstraße lotst uns nach links. Also Blinker setzen und wir fahren die wenigen 100 Meter bis zur Mautstation. Dort stehen wir etwas länger, da ich einen netten Plausch mit dem Herrn am Schalter führe. Ich hätte ich ihm doch eine E-Mail geschrieben und besseres Wetter bestellt! Aber er kontert spontan, dass dies nicht lieferbar gewesen sei und er hätte dies doch zurück geschrieben!;-)
Die Glockenhütte hat leider mittwochs geschlossen! Alles andere hätte mich auch gewundert, wer will uns schon heute haben! Merke dir eins: Fahre nie an einem Mittwoch nach Kärnten! 😉
Weiter schrauben wir uns Reidn um Reidn (dies sind dort die Kehren) nach oben und genießen die Ausblicke trotz der tief hängenden Wolken! Dafür ist es menschenleer und wir können so langsam und so schnell fahren, wie wir wollen.
Es geht noch kälter
Am höchsten Punkt – der Eisentalhöhe – kehren wir dann endlich ein und genießen in fantastischer uriger Atmosphäre eine heiße Gulaschsuppe. Heißes Essen ist auch gut, denn als wir die Hütte anschließend wieder verlassen, sind es 5 Grad und es graupelt auf unsere Helme.
Monika springt schon mal in ihre Regenkombi. Ich bin ein gnadenloser Optimist und fahre ohne weiter! Fahren? Na ja, so 150 Meter weit, dann ist meine Flügelfrau weg und ich sehe ihr Motorrad noch auf der Anhöhe stehen. Sie wird eigen, sie möchte ihre liegengelassene Brille einfach lieber mitnehmen. Na gut, soll sie doch! 🙂
Da ich die Sommerhandschuh an habe, es regnet und es nur knapp 6 Grad sind, beschließe ich, die Griffheizung anzumachen! Wenn nicht jetzt, wann dann? In Schrittgeschwindigkeit oder wenig mehr rollen wir wieder den Berg hinab, unser Vertrauen in die Reifen bei den Temperaturen ist nicht so wirklich groß.
Brückenbauten und Straßenbaustellen
Hinter Vorderkrems biegen wir wieder auf die Bundesstraße ab. Neben der tollen Landschaft bewundere ich die vielen Brückenbauten der A10, die uns hoch oben überspannen! Es ist wirklich Wahnsinn, was für Bauwerke in der Landschaft stehen.
Genug große Straßen gefahren, in Gmünd wechseln wir auf eine kleine – stellenweise extrem schlechte – Straße über Treffling und Obermillstatt. Eigentlich wollen wir die Ausblicke von oben auf den Millstätter See genießen. Aber zuerst einmal hoppeln und hoppeln wir mit klappernden Motorrädern durch die Gegend, über gute und schlechte Straßen, über einen Flickenteppich aus alt und neu. Dann ein Stück unbefestigter Lehmweg, der uns kurz stoppen lässt. Aber es ist trocken, also wird das wohl gehen! Es ist wirklich nur ein kurzes Stück und problemlos zu fahren.
Möge das Wetter beginnen
Kurz vor dem Millstättersee dann dieser Ausblick! Wenn das mal kein Grund ist, sich vollständig in die Regenkombis zu zwängen.
Gute Entscheidung, denn nur wenige Kilometer später hat uns das Unwetter in seinen Fängen. Leider damit auch jegliche Aussicht auf den Millstätter See und ich habe mir die so schön vorgestellt. Aber wenigstens die nächsten beiden Seen (den Brenn-See und den Afritzer See) können wir dann wieder bei trockenem Wetter genießen. In Afritz finden wir dann auch eine hübsche Konditorei mit einer tollen Auswahl und leckerem Kaffee.
Als ich von der Toilette zurück komme, schüttet es in Strömen! Ich weiß nicht, was Monika in der Zwischenzeit mit dem Wetter gemacht hat. Sie geht als nächste zur Toilette. Als sie zurückkommt, schüttet es wie aus Feuerwehrschläuchen. Ich glaube, ich kann noch besser Wetter machen als sie!
Lange warten wir noch auf der Terrasse, bis es sich aufhellt. Einen anderen Kunden der Konditorei begleite ich mit dem aufgespannten Sonnenschirm zum Auto! Er bedankt sich sehr für diesen neuen Service der Konditorei.
Wir schauen dem abziehenden Unwetter hinterher, es zieht nur leider in unsere Fahrtrichtung. Wir wollen noch ein bisschen abwarten und dann spontan entscheiden, ob wir die Runde wie geplant zu Ende bringen oder auf dem schnellsten Weg zum Hotel fahren.
Irgendwann müssen wir weiter
Wir packen uns wieder nahezu wassersicht ein und machen uns wieder auf die Socken. Nach zwei Kilometern die große Überraschung: Die Straße ist trocken! Was soll das denn!? Haben nur wir in der Regenzelle gesessen? Aber schon in Treffen ist auch die Straße wieder tropfnass, so dass sich wohl wirklich die Unwetter punktuell entladen haben. Wir müssen wieder einmal durch Villach, wobei die von TomTom vorgenommene Route wirklich sehr ok ist und uns um das Zentrum und den schlimmsten Feierabendverkehr herum führt.
Da es gerade trocken ist, beschließen wir, dem Faaker See noch einen Besuch abzustatten. Sind wir bis jetzt noch trocken geblieben, so sehen wir Richtung Wurzenpass das Wetter hängen! Na das kann ja vielleicht noch lustig werden!
Und es wird noch lustig! Denn auf den weiteren Kilometern bis nach Arnoldstein geraten wir noch einmal so richtig in die Waschküche! Zwei Donnerschläge lassen uns noch mal wirklich hellhörig werden und wir überlegen, doch noch eine Pause einzulegen. Aber Richtung B111 und Hermagor wird es deutlich heller!
Wir gehen das Risiko ein und das ist gut so. Denn tatsächlich wird es hinter Nötsch trocken und wir fahren die nächsten Kilometer in den Sonnenuntergang mit wunderbarem Wolken-Licht-Spiel hinein!
In Hermagor ist es dann Zeit, nochmal zu tanken und zwei Radler in den Tankrucksack zu packen. Unser heutiges Quartier in Egg hat nämlich kein Restaurant. Bei einer kalten Platte und den Resten von der Henne von gestern lassen wir den Abend stilvoll auf dem Bett sitzend ausklingen!
Anmerkungen des Tages
Anmerkung 1:
In Viktrink sind wir irgendwie “kurvenreich” hindurch oder drumherum gefahren. Auf jeden Fall gibt es dort eine Abstimmungsstraße, eine Neujahrsstraße und einen Silvesterweg! Mehr Wohngebiete wollten wir nicht befahren für diese Information.
Anmerkung 2:
Am Wörthersee ist eine Leiter an die Wand geschraubt. Was macht man damit und warum nur bis zur Hälfte?
Anmerkung 3:
Vielen Dank für eure Kommentare hier und auf Facebook. So ist es auch für uns eine direkte Interaktion mit euch! Also fahrt ihr nicht nur mit uns, sondern wir auch mit euch!
Anmerkung 4:
Wir stellen heute fest, dass irgendwie die feuchten Klamotten müffeln. Kein Wunder, nach 11 Tagen auf Achse. Wie das riecht? Nun ja, küsst einen nassen Hund – so in etwa! 😉
Anmerkung 5:
Wir sitzen auf unseren Betten und hören es rauschen. Wenn nicht jemand auf unserer Dachterrasse duscht, dann regnet es mal wieder. Aber für die nächsten drei Tage ist eigentlich gutes Wetter angesagt. Nun ja, 12 Stunden Zeit hat das Wetter ja noch.
Anmerkung 6:
W.S. aus L. schickt mir morgens immer die Korrekturen meiner Schreibfehler. Heute entschuldige ich mich direkt. Ich sitze aber mit dem zweiten Bier im Bett – da wird Rechtschreibung zur Nebensache! 😉
Die Route
Oh, wärt ihr nach Hermagor, nur noch etwas weiter gefahren, nach Tröpolach
das ist quasi das Motorrad freundlichste Dorf in Kärnten.
Gasthof Durnthaler die Zentrale.. mit lecker Essen…