Mühsamer Start in den Tag
Guten Morgen aus Griechenland! Ich glaube, die Anspannung von gestern hat noch etwas nachgehallt, denn richtig gut geschlafen haben wir mal wieder nicht. Es wäre vermutlich auch komisch, wenn wir mal schrieben, wir hätten gut geschlafen!
Wir sind heute müde, im Kopf und auch körperlich! Darüber hinaus hat ein dauerhaftes Gerumpel am Himmel unsere Befürchtung bestätigt: dunkle Wolken hängen über Konitsa und es sind Gewitter angekündigt! Guter Rat ist teuer!
Da die vordere Bremsscheibe von Monikas CBF schleift und für heute bei uns beiden ziemlich die Luft raus ist, ändern wir unsere Pläne und werden wahrscheinlich über Griechenland auf direktem Weg wieder nach Albanien und dort ans Meer fahren.
Aber erst einmal werden die langärmligen Funktionsklamotten ausgepackt und dann noch mal gut gefrühstückt! Habe ich mich gestern noch beschwert, dass es eigentlich alles nicht mehr gibt, so ist heute ein Frühstücksbuffet für uns gedeckt, was für eine ganze Reisegruppe reichen würde! Es gibt komischen herzhaften lauwarmen Kuchen, der so lecker ist, dass ich mir den halben Teller damit voll türme.
Alles wieder auf Anfang
Als wir losfahren wollen, bekommen wir noch von einem albanischen Mitarbeiter des Hotels über die griechische und englisch sprechende Angestellte erzählt, dass wir doch besser Richtung Permet und Gjirokaster fahren sollten. Wegen der vielen Sprachen fragen wir mehrfach nach, aber es bleibt dabei, der beste Weg nach Ksamil sei über Gjirokaster. Da wir selber zu keiner Entscheidung fähig sind, ändern wir erneut unsere Pläne und nehmen einfach wieder den ursprünglichen. Wegen des schleifenden Vorderrads von der CBF fahren wir auf den folgenden Kilometer entsprechend vorsichtig.
Die Grenzüberfahrt heute morgen von Griechenland zurück nach Albanien geht unglaublich schnell, ist unspektakulär und eine wahnsinnig nette griechische Zöllnerin strahlt über beide Augen, als wir kommen! Ich fahre heute das erste Mal seit einer Woche ohne Sonnenbrille und wieder mit Halstuch! Selbst die Luken an meiner Motorradjacke sind teilweise wieder geschlossen, 16 Grad sind dann doch zu frisch für eine voll Durchlüftung.
Permet ganz ohne heiße Quellen
Angesichts der Autoschlangen, die heute am Sonntag vor uns Richtung “Benja Thermal Baths” abbiegen, entscheiden wir spontan, das Vergnügen den anderen zu überlassen. Dort baden gehen würden wir eh nicht und nur für ein Foto dort hochfahren, wollen wir mit einem möglicherweise defekten Motorrad dann auch lieber nicht. Glaubt man dem Internet, herrscht hier leider das gleiche Müllproblem wie in ganz Albanien – also Haken dran.
Wir fahren weiter an der Vjose entlang und genießen die Ausblicke in die kleine Schlucht. In Permet machen wir einen Stopp und wollen uns noch mal das Motorrad genauer anschauen. Jetzt dreht das Vorderrad der Honda wieder frei! War es doch nur Dreck oder ein Steinchen?
Wir schauen noch mal auf die Karte, überlegen weiter und planen im Moment, unser Hotel in Ksamil zu stornieren und die Küstenstraße raus Richtung Hirame zu fahren! Dann hätten wir morgen schon mal 70 Kilometer weniger bis Durres zur Fähre.
Beim Abschied sprechen uns noch drei sehr nette Motorradfahrer aus dem Kosovo an, mit schweren Landstraßen-Cruisern! Sie sind die gleiche Straße wie wir aus Korca gekommen und fanden sie einfach fantastisch! Heute wollten sie 10 km Offroad durch die Berge nach Permet hochfahren! Nun ja, wem es Spaß macht! 😉 Aber es war wirklich so lustig und nett, dass wir noch ein Abschiedsfoto geschossen haben.
Allerlei Getier
In Kelcyre ist die Hölle los! Ist sonntags Markttag? Auf einem Auto liegt in einer Kiste eine festgebundene Ziege. Ich glaube, die lebt noch, denn sie hat sich bewegt!
Es geht wirklich zügig voran. Es stimmt also, was heute morgen der albanische Angestellte im Hotel gesagt hat. Die Kilometer verfliegen nur so. Die Schlucht der Vjose zu unserer Linken und Rechten tut mit tollen Ausblicken ihr Übriges dazu. Ich bin erstaunt, hier noch mal so eine ganz andere Landschaft zu sehen!
Als wir bei Luzat auf die SH4 nach Gjirokaster abbiegen, landen wir im Zentrum der Forellenzucht! Die uns schon bekannten Trinkwasserquellen am Straßenrand werden in kleine Aquarien geleitet, in denen lebende Forellen auf ihren zukünftigen Besitzer warten! Hier ist die Hölle los! Die obligatorische Polizeikontrolle am Ortsende nickt uns freundlich zu und winkt jemanden aus dem Gegenverkehr zur Kontrolle.
Kein Blue Eye vor Gjirokaster
Vor Gjirokaster soll es noch eine kleine Quelle geben: das Blue eye von Gjirokaster. Ich versuche es vor dem markierten Wegpunkt, ich versuche es hinter dem markierten Aussichtspunkt, aber da ist nichts, was auf ein kleines Blue-Eye schließen lässt. Fotografieren wir doch einfach diesen Lost Place und lassen alle anderen staunend zurück, was an diesem Platz so besonders ist, dass ihn zwei deutsche Motorradfahrerinnen besuchen und fotografieren.
Weiter Richtung Süden
Wir fahren auf Gjirokaster zu und haben eigentlich noch einen Besuch bei der Festung im Visier! Nach dem zweiten Anlauf über steile Kopfsteinpflasterfahrten beschließen wir, diesen Plan sein zu lassen. Im Vergleich zu unserer heutigen ersten Idee – direkt ans Meer zu fahren – sind wir ja eigentlich schon wieder total kulturell unterwegs. Ich lasse somit aber auch den Stopp an einem Café sein und wir verlassen Gjirokaster ungefähr so schnell, wie wir es betreten haben.
Auf der fantastischen Bundesstraße geht es immer weiter geradeaus und ich kann am Ende der unendlichen Ebene sehen, wie das Wetter wütet! Wir haben zwar heute schon sieben Tropfen abbekommen, aber von Regen konnte noch nicht die Rede sein! Hoffentlich bleibt es so. In Jorgucat biegen wir nun rechts ab Richtung Sarande. Die Straße ist niegelnagelneu und in bestem Zustand. Der Reisebus vor mir hat schon Euro 4 Norm, dies ist eine echte Ausnahme und geruchstechnisch eine Wohltat. Aber ausgerechnet er ist auch noch so höflich und lässt uns beide an der erstbesten Möglichkeit überholen. Und so schrauben wir uns in wenigen Minuten bis weit über das Tal und verlassen die Gebirgskette auf der anderen Seite wieder Richtung Mesopotam.
Blue-Eye Syri e Kalter und die Pause
Das berühmte Blue-Eye Albanies “Syri e Kalter” ist unser nächster Stopp. Am großen Sammelparkplatz werden wir freundlich vorbeigewunken, da unmittelbar vor der Schranke noch mal ein Motorradparkplatz ist. Wir können von unserem Stadtplatz aus sehen, wie sich die Menschenschlangen an diesem Sonntag wie eine Ameisenstraße die Strecke bis zum Blue-Eye hoch quälen. Brauchen wir das bei 30° Grad in Motorradkleidung wirklich? Die Entscheidung ist gefallen! Einmal bitte wenden und weiter geht’s direkt nach Sarandé. Wir finden auf der Strecke zwischen Bistrice und Clirim einen ganz süßen Pausenplatz mit einem befestigten Parkplatz und beschließen, hier den weiteren Tagesverlauf zu planen.
Es gibt wieder Omelett, es gibt wieder Salat. Dieser ist zwar nicht so gut wie der in Korca, aber wir können uns nicht beschweren. Wir kommen mit einem tschechischen Motorradfahrer ins Gespräch. Er möchte heute noch über Gjirokaster, Permet und dann die SH75 bis nach Korca fahren. Wir zeigen ihm auf der Karte den Weg und wünschen ihm viel Erfolg dabei!
Ein Wiedersehen mit dem Meer
Wir fahren weiter, bevor wir in Sarande noch mal ein paar Lek vertanken. Mit nach Hause nehmen wollen wir sie dann auch nicht. Die SH8 macht wirklich Spaß zu fahren und wir blicken hinab in die Ebene von Delvine.
Wir verlassen die kargen Berge Albaniens und biegen ab Richtung Mittelmeer. Auf dem Weg scheuchen wir noch ein paar Pferde auf, die auf und neben der Straße unterwegs sind. Und dann um 14:44 Uhr ist es wieder da, das Meer, dass wir am Dienstag mittag in Ostrovika in Montenegro verlassen haben. Meer, wir haben dich vermisst!
Traumhafte SH8 bis Hirame
Die Strecke lässt sich wirklich fantastisch fahren. Weite Kurven wechseln sich mit engeren Kurven ab, aber immer ist die Straße in gutem Zustand und nur ganz selten muss man einmal einer Herde Pferde oder Schafe ausweichen! Wir laufen auf einen albanisches Abschleppauto auf, dass ein Anhänger geladen hat, dass ein Boot geladen hat. Wenn nun das Boot noch ein Fahrradanhänger mit Fahrrad hätte, hätten wir die albanischen Stadtmusikanten. Aber wie fast immer in Albanien, an der nächsten Gelegenheit wird er langsamer und winkt uns freundlich vorbei. Das können die Albaner wirklich.
Wir genießen den Blick auf das türkisblaue Wasser der Adria Albaniens! Wir sehen auch die Cliff of Albania! In Himare halten wir an einem Hotel-Restaurant direkt am Strand an und buchen uns dort spontan für eine Nacht ein Zimmer. In den wenigen Minuten, die wir brauchen um das mit dem Zimmer zu klären und unser Gepäck, bin ich wieder einmal nass geschwitzt! Ich muss aus diesen Sachen raus!
Feierabend Teil 1
Wir schmeißen uns in unsere Bikinis und sind wenige Minuten später zuerst am Strand und dann im Wasser. Das haben wir uns verdient!
Feierabend Teil 2
Nach dem Schwimmen muss das Salz von der Haut und wir machen uns im Zimmer fertig. Dann ist Sundowner-Time: Wir wollen den Sonnenuntergang sehen. Leider verdecken Wolken anfangs die Aussicht, aber der liebe Gott hatte ein Einsehen.
Bei Beschallung aus der Strandbar versuchen wir nun eizuschlafen. Man kann halt nicht alles haben!
Gute Nacht!
Anmerkungen des Tages:
Anmerkung 1:
Ein Kommentar zu meiner Motorradkombi: Ich weiß nicht, wie KLIM auf die Idee gekommen ist, in sandfarben eine Motorradkombi auf den Markt zu bringen. Ich sehe nach acht Tagen Albanien aus, als wäre ich bäuchlings durch eine Kohlegrube gerobbt! Da nach der ersten Wäsche die Hose bereits undicht war, bin ich mal gespannt, wie sie die zweite Wäsche verträgt.
Anmerkung 2:
Auf Landstraßen, auf den eigentlich 80 km/h beschränkt ist, kommt auf einmal ein Schild mit einer Beschränkung auf 20 km/h, weil rechts ein Feldweg abbiegt! Niemand fährt hier 20 km/h und ich stelle mir vor, wenn ich jetzt vorschriftmäßig fahren würde, wie mich der nächste LKW einfach auf seinen Kühlergrill packt.
Anmerkung 3:
Es sind viele Fahrradfahrer unterwegs, die mit vollem Reisegepäck sind flache oder steile albanische Straßen entlang quälen. Die sehen aber auch nach Arbeit, nach Reise aus. Tagesausflügler, die mit ihren E-Bikes vom Campingplatz die nächste Besichtigung unternehmen, fallen dagegen in ihren bunten Leibchen und korrekt sitzendem Fahrradhelm einfach auf im Straßenverkehr Albaniens.
Die Route:
Hast du die Klim nach der Wäsche nicht imprägniert? Mein Badmands ist auch nach 3 Wäschen noch perfekt dicht!
Ich habe sie absolut nach Vorschrift gewaschen.. die Jacke ist noch dicht, die Hose war schon zur Reparatur. Der defekt wurde auch bestätigt. Bin für das Geld schwer enttäuscht….