Guten Morgen Meer
Guten Morgen aus Novi Vinodolski! Monika ist gestern Abend wie ein Stein eingeschlafen und ich habe auch nicht mehr lange das Licht angelassen. Es ist schon nach 6 Uhr, als wir uns das erste Mal so richtig regen, das heißt für uns beide schon was! Wir bedauern etwas die Naturgesetze, denn wo gestern noch ein Sonnenuntergang am Meer war, ist heute kein Sonnenaufgang! Schweinerei!
Frühstück gibt es erst um 8 Uhr und so genießen wir es, noch ein wenig in unseren Betten zu lümmeln!
Irgendwann ist es uns dann doch zu langweilig, wir packen in Seelenruhe die Taschen ein und haben dann immer noch so viel Zeit bis zum Frühstück, dass wir die paar Meter bis ans Wasser gehen. Die morgendliche Stille wird nur vom leisen Plätschern des Wassers unterbrochen oder von einem Jogger, der den Kies unter seinen Schuhen knirschen lässt! Ein kleines Fischerboot zieht an der vor uns liegenden Insel vorbei und in der windstillen Luft hören wir den Fischer singen! Was für eine Stimmung!
Das Frühstück ist erstaunlich gut, wir haben die Auswahl aus mindestens fünf verschiedenen und frisch zubereiteten Eierspeisen! Wenn wir jetzt Urlaub hätten, dann würden wir hier einfach noch ein bisschen sitzen bleiben! Aber wir sind ja nicht zum Vergnügen hier. So starten wir dann doch zügig in den Tag und rollen um 8:30 Uhr vom mit Motorrädern überfüllten Innenhof!
Im Fotorausch
Ich mache auf den ersten Metern schon so viele Fotos von der Küste, dass ich mir sicher bin, weder mit dem Akku noch mit dem Speicherplatz auf meiner Helmkamera heute auszukommen! Wir fahren an einem kleinen Fischerboot vorbei und ich bilde mir einfach ein, dass dies unser singender Fischer vom frühen Morgen ist!
Wir haben gestern wohl die Einsamkeit verlassen, denn Campingplatz reiht sich an Campingplatz und die ersten mutigen Gäste ziehen bereits schwimmend ihre Bahnen!
Sightseeing in Senj
In Senj finden wir endlich die dringend benötigte Tankstelle. Sobald die beiden Damen wieder vollgetankt sind (und ich meine hier die Motorräder), können wir den Vormittag entspannt angehen! Ein kurzer Fotostopp im Hafen von Senj darf auch noch sein, aber dann machen wir uns doch endlich auf den Weg auf der Jadranska Madrigala.
Monika hupt plötzlich hinter mir und wedelt mit dem Arm! Die Burg linker Hand habe ich tatsächlich übersehen! Und so ist es diesmal sie, die auf Sightseeing besteht! Wir biegen im Kreisverkehr eben die wenigen Meter zur Burg ab und machen dort noch ein paar Fotos! Es ist schon unglaublich warm geworden in der Sonne, deshalb drängt es uns zum Weiterfahren im kühleren Fahrtwind!
Kaffeepause in Karlobag
Wir kommen eigentlich ganz gut voran, auch wenn wir uns ziemlich brav an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten! Ich mag mein Urlaubsgeld einfach nicht einem kroatischen Polizisten übergeben müssen, nur weil ich es zu eilig hatte. Kurve um Kurve nehmen wir unter die Räder, immerhin sagte mein Navi, dass es ab Senj nun erst mal 124 Kilometer “geradeaus” geht. War es in Sardinien das unglaublich tiefblaue und türkisblaue Wasser, waren es in Irland die schroffen Felsen, so sind es hier die kargen Inseln auf der gegenüberliegenden Seite, die unseren Blick auf sich ziehen. Ebenso gebannt starre ich aber Richtung Himmel, da sich auf den Berggipfeln dichte Wolken türmen.
In Karlobag setze ich den Blinker nach rechts, ich brauche Kaffee! Wir finden am Straßenrand eine kleine Bar und kommen mit Nikola, einem pensionierten Kroaten, ins Gespräch, der 30 Jahre in Osnabrück gearbeitet hat. Ich glaube, er würde uns gerne noch seine Ferienwohnung vermieten, wenn wir nicht noch bis Split weiterfahren müssten.
Es ist gemütlich hier und wir könnten noch lange hier sitzen, wenn wir nicht noch ein paar Kilometer vor uns hätten! Also geht es weiter auf der kurvigen Küstenstraße.
Falschfahrer?
Rechter Hand liegen unendlich viele kleine Buchten, in denen sich Gäste oder Einheimische zum Baden treffen. Kleine Privathäuser, mit Privatsteg und Privatstrand, reihen sich dicht aneinander gedrängt zwischen Straße und Wasser. In einer dieser zauberhaften Buchten stehen neben vollkommen intakten Häusern ein paar total zerfallene Ruinen! Dass dies nicht genutzt wird, oder verkauft wird, oder vererbt wird!
In unsere Richtung ist erstaunlich wenig Verkehr, während uns Kolonnen an Wohnmobilen, Wohnwagen und Motorradfahrern entgegen kommen! Soll die Gegenrichtung so viel schöner sein? Ich genieße es in jedem Fall, mit weniger Verkehr unterwegs zu sein und es sehr entspannt und regelkonform ohne sinnlose Überholmanöver laufen lassen zu können. Kreuze am Wegesrand und Warnschilder mahnen uns auch immer wieder, hier Vernunft walten zu lassen! Denn die vielen Einheimischen, die uns knieschleifend in den Kurven entgegenkommen, machen es schon gefährlich genug!
Die Wolken haben sich verzogen und aus den angenehmen 23 Grad sind inzwischen leicht warme 27 Grad geworden! Es sind aber eigentlich immer noch erträgliche Temperaturen. Hinter der Bucht von Rovanjska machen wir noch einmal einen kurzen Fotostopp. Der Kontrast zwischen dem Wasser und den hellgelben Felsen ist einfach so schön.
Zeit in Zadar
Unspektakulär geht es weiter auf direktem Weg Richtung Zadar. Die wunderschöne Küstenstadt ist uns einen eigenen Stopp wert. Wir bummeln durch die kleinen Gassen und machen Fotos von der breiten Promenade und dem auf der gegenüberliegenden Seite liegenden Hafen. Von den dort liegenden Schiffen könnte ich mir vermutlich nicht einmal das Gummi-Beiboott leisten!
Wir beenden unsere Schlendertour und finden in direkter Nähe zu unseren sicher geparkten Motorrädern eine kleine Pizzeria, in der wir uns heute einmal ausnahmsweise so ein richtiges Mittagessen gönnen! Und trinken! Trinken müssen wir auch eine Menge, das haben wir den letzten beiden Tagen etwas vernachlässigt.
Langeweile
Auf den ersten Metern raus aus Zadar navigieren wir etwas eigentümlich! Ich schaue an den ersten Straßenecken immer zu Monika, sie deutet mit den Fingern, in welche Richtung es geht! Das GPS meines TomTom braucht etwas, bis es sich wieder gefangen hat und mein deutliches Zeichen etwas später mit “Daumen hoch” beruhigt auch Monika wieder, dass wir nicht die nächsten 180 km so fahren müssen!
Ich freue mich so darüber und habe mich schon so an die gelb blinkenden Ampeln an Zebrastreifen gewöhnt, dass ich direkt die erste große rote Ampel auf der Bundesstraße mal einfach überfahre und im letzten Moment nur noch Monika winken kann, dass ich irgendwo dahinter warten werde. Ich glaube, ich sollte mich etwas mehr konzentrieren!
Wir sind jetzt im deutlich touristischeren Teil Kroatiens. Jedes gute wie auch weniger gute Haus vermietet ein “apartmant”, bei manchen fragt man sich, ob die Vermietung wirklich in diesem Gebäude stattfinden soll! Ich gähne mir den Helm voll und vermisse die wunderschönen Ausblicke von heute morgen!
Hinter Pirovac dümpelt im Ausläufer eines Sees ein Schwanenpärchen und putzt sich in der Nachmittagssonne. Von links strahlt in gelb-rot ein riesiger Steinbruch. Mehr Abwechslung gibt es nicht.
Ich mache aus Langeweile ein paar Fotos mit der Helmkamera, kann aber versichern, dass es so langweilig ist, wie es auf den Bildern aussieht!
Kaffeepause in Sibenik
Eine willkommene Abwechslung ist Sibenik, wo wir wieder mal einen tollen Parkplatz finden, um einen Kaffee direkt am Wasser zu genießen! Ob wir es heute wohl noch schaffen, ins Meer zu springen? Ich vermute mal eher nicht, aber mit Split am Abend haben wir ja eigentlich schon Programmpunkte genug.
Raus aus Sibenik wird die Küstenstraße wieder schöner! Wir können endlich wieder ein paar Kurven fahren und ich habe auch das Gefühl, dass die Anwohner wieder etwas wohlhabender werden.
Der Kaffee hat gut getan und die Müdigkeit ist trotz der Hitze wie verflogen. Die Bucht hinter Grebastica leuchtet mir grau und rot entgegen! Sehe ich das richtig? Ist da der gesamte Hang abgebrannt? Als wir der Straße weiter folgen, werden meine Befürchtung wahr. An den abgebrannten Hängen kann man erkennen, was die Feuerwehrleute und Anwohner hier vermutlich Übermenschliches geleistet haben! Bis an die Häuser ran gehen die verbrannten Bäume und an einem Carport ist sogar der wilde Wein schon verkokelt. Aber alle Häuser scheinen unversehrt. Was müssen das für Ängste gewesen sein bei den Anwohnern!
Endspurt nach Split
Wir verlassen das Wasser wieder in Primosten und folgen der Bundesstraße nach Trogit. Es wird schlagartig großstädtischer und industrieller! Rechter Hand am Horizont erhaschen wir einen ersten Blick auf die mit Hochhäusern bebauten Hänge von Split! Drei- und vierspurig nähern wir uns mehr und mehr unserem heutigen Ziel, dem B&B “Be happy”in Split!
Auch wenn das Fahren heute weniger anspruchsvoll war, hat mein Kopf es genossen, nicht so viel über die Routen, Fahrziele und Abbiegungen nachdenken zu müssen! Dass aber auch mein Headset meint, in diesen Situationen in den Ruhemodus gehen zu müssen, macht mich dann in der Innenstadt von Split doch etwas ärgerlich! Nur ein beherztes aus- und wieder einschalten bringt die Dame dazu, wieder mit mir zu kommunizieren.
Auf den letzten Metern in den verwinkelten Gassen werde ich doch etwas unsicher und sehe Gott sei Dank unseren heutigen Gastgeber Damir schon auf der Treppe stehen. So kann ich zielstrebig in unseren privaten Parkplatz mit abschließbarem Tor abbiegen. Wir werden unglaublich herzlich und ebenso wortreich empfangen, pflegen die Motorräder, ziehen uns um und wandern mit Badesachen bepackt Richtung Strand von Split.
Sundowner in Split
Baden soll nicht sein! Uns ist der Weg bis zum Strand zu Fuß dann doch zu weit. So schauen wir uns noch den Sonnenuntergang an der Promenade an und beschließen, uns durch Split treiben zu lassen.
Wir schlendern in die Innenstadt von Split, kaufen an einem Straßenstand in China hergestellten Quatsch und verlassen anschließend die Promenda, um an einem ebenso touristischen Hotspot für unglaublich viel Geld die von mir so sehnlichst gewünschten Calamari essen zu können!
Nach dem Essen bummeln wir weiter durch die Innenstadt und gönnen uns auf die fürstliche Mahlzeit noch ein Eis an einer der zahlreichen Eisdielen. Auf dem Weg zurück stolpern wir durch Zufall auf einen Platz mit Livemusik und genießen bei Eis das Treiben, die Musik und die Stimmung von Split. Diese Stadt hat uns beide gepackt! Nach dem Mitsingen von “the Boxer” verlassen wir schweren Herzens das bunte Treiben und laufen zurück in unsere Unterkunft. Das wird noch eine lange Nacht mit Schreiben – aber es war jede Minute im Zentrum von Split wert.
Gute Nacht Split!
Anmerkungen des Tages:
Anmerkung 1:
Frauen, die sich im Bettlaken hüllen, sollen ja angeblich erotisch sein! Da es hier im Hotel nur Bettlaken als Bettdecken gab, muss ich dieses allerdings weit von mir weisen! Entweder habe ich mich nachts wie eine Mumie gefühlt, weil sich das Bettlaken eng um meinen Kopf gewickelt hat. Oder ich fühlte mich in den Händen der italienischen Mafia, weil es mir die Füße gefesselt hat! Wir möchten echte Decken bitte!
Anmerkung 2:
Braucht jemand noch einen Ohrwurm? Ich hätte seit dem Aufstehen zwei übrig. Zum Einen “Cordula Grün” und zum Anderen “we’re going to Ibiza”. Gern geschehen!
Anmerkung 3:
Ein vor mir fahrender Motorradfahrer hat sein Gepäck mit einer abenteuerlichen Konstruktion aus 26.000 Spanngurten verzurrt. Dürfte ich an dieser Stelle noch mal Werbung für “Rokstraps” machen? Danke!
Anmerkung 4:
Die Spracherkennung meines Handys ist herrlich. Die Stadt Brixen kennt es nicht, aber das Verb abbricksen. Ebenso kennt es nicht ein Gummi-Beiboot, aber ein gummiballboot! Muss man nicht verstehen!
Anmerkung 5:
Manche Motorradfahrer in Kroatien grüßen einen mit einem freundlichem Aufblinken. Ich weiß dann immer nicht, ob dies ein Gruß war oder ob ich mich an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten soll. Ich mache einfach beides, langsam fahren und freundlich zurückgrüßen.
Anmerkung 6:
Ich möchte jetzt keine Vorurteile schüren. Aber auf der Geraden nach Sibenik fährt ein italienischer Honda African Twin-Fahrer so langsam, dass er eine endlose Kolonne Autos und Wohnmobile hinter sich herzieht. Ich wusste gar nicht, dass Italiener so langsam Motorrad fahren können. 😉
Anmerkung 7:
An der Bundesstraße sind manchmal Picknickplätze, wo mehrere Tische und Bänke zu einer Pause einladen. Dort stehen dann auch manchmal drei oder vier Dixi Klos und ich mag mir gar nicht vorstellen, wie die im Hochsommer aussehen und riechen! Dann denke ich auf einmal, ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es ohne diese Klos dort aussehen und riechen würde! Manche Dinge werden auf den zweiten Blick dann doch wieder gut.
Die Route:
Ach ich liebe eure Berichterstattung… irgendwann fahr ich mal die Route nach.
Machts gut, ich werde euch jeden Tag “stalken” 😀
Ich bin zugegeben ein – äh – bisschen zurück! Aber ich genieße es sehr, wieder mit euch beiden unterwegs zu sein!