Guten Morgen! Wir liegen in Riga in gemütlichen Hotelbetten und wollen einfach nicht aufstehen! Habe die letzten 3000 km tatsächlich ihre Spuren hinterlassen?
Heute Nacht haben wir richtig gut geschlafen, nachdem die Nacht davor in Nida irgendwie nicht so erholsam war. Wir wissen aber beide nicht, warum…
Wir checken die Wetter-App, lesen im Forum und hier bei mir im Blog die Kommentare und freuen uns über jeden einzelnen Mitreisenden!
Laut App soll es trocken bleiben, was wichtig wäre, damit wir uns überhaupt in den Gauja-Nationalpark trauen. Unbefestigte Straße bei Regen – das machen wir garantiert nicht… Jetzt heißt es aber erst einmal Aufstehen, Tasche packen und die Rolle vor dem Frühstück wieder verzurren. Anschließend geht es per Aufzug aus der versteckten Tiefgarage wieder mitten in das Innenstadt-Gewühl von Riga.
Pünktlich mit dem Packen der Motorräder fängt auch wieder der Regen an. Hatten die Wetter-Apps nicht was anderes gesagt? Bis auf die Haube auf dem Tankrucksack ignorieren wir den Regen und beschließen, die Regenkombis in den Koffern zu lassen. Die App hat gesagt es wird besser, also wird es besser!
Auf den ersten Kilometern geht es wie so oft hier gerade aus. Es ist einfach so, dass viele Straßen nicht befestigt sind oder eben einfach gerade Verbindungsstraßen sind. Wir fahren also wieder über eine Autobahn, zumindest heißt es hier in der Gegend so. Denn diese Autobahn queren Fußgänger, es ist mal eine Ampel da, ganze Heerscharen von Rennradfahrern bevölkern diese und auch ein unvermittelt auftauchender Bahnübergang kann uns nicht mehr aus der Ruhe bringen.
Die Burg Turaida steht ganz oben auf unserem Tagesplan. In Sigulda fahren wir also an der Bobbahn vorbei und folgen dem Touristenstrom zur Burg Turaida. Leider ist dies mittlerweile ein riesiger Museumspark, der Eintritt verlangt und wo weit und breit erstmal keine Burg zu sehen ist. Ein paar Fotos von der Informationstafeln müssen uns also reichen, denn ein Freilichtmuseum wollten wir heute nicht besuchen.
Nächster Wunsch auf der großen Baltikum-Landkarte ist die Durchfahrt durch den Gauja-Nationalpark. Den Einstieg finden wir schon mal, und 5 km unbefestigter Wegstrecke liegen vor uns. Bis auf wenige Ausnahmen aber deutlich besser zu fahren als vor zwei Tagen der Weg nach Minija. In Ligatne haben wir uns einen Kaffee verdient, den wir uns redlich schmecken lassen!
Ein paar Kilometer geht es asphaltiert weiter, bevor wir geradeaus auf das nächste unbefestigte Stück abbiegen. Schon nach drei Kurven liegt sie vor uns – die kleine handbetriebene Holzfähre über die Gauja, mitten im Nationalpark!
Während wir noch im Sand versuchen, die Motorräder abzustellen und erste Fotos zu knipsen, hat der Fährmann auf der gegenüberliegenden Seite unser Begehren erkannt und schippert uns lautlos entgegen.
Auf vom Sand rutschigen Planken tuckern wir langsam auf die Fähre, die hinter uns mit einem langen Ast wieder verschlossen wird. Und dann gleiten wir selber lautlos auf die andere Seite der Gauja! Was für ein wundervoller, ruhiger und lohnenswerter Moment.
Noch während des Anlegens werden wir vom gegenüberliegenden Ufer freundlich auf deutsch gefragt, wo wir herkommen, wo wir hin wollen und uns anschließend eine gute Fahrt gewünscht. Hatte ich schon mal erwähnt, dass die hier unglaublich freundlich sind!?
Das Navi zeigt weitere 15 km unbefestigter Straße an. Da es hier aber bis auf wenige Ausnahmen – wie Auswaschungen der Regenfälle der vergangenen Tage – absolut festgefahren, fast ebener Untergrund ist, können wir es hier richtig laufen lassen. Die CBF gibt es wohl auch als XT Version, mit Speichenfelgen und Stollenreifen! Hat einer von euch Photoshop?
Wir nutzen die Strecke auch für ein paar Bilder. 😉
In Serres suchen wir das berühmte “Old Town castle” . Es ist so berühmt, dass sie es lieber niemandem zeigen! Denn weder ein Hinweisschild, noch ein die Stadt überragendes monumentales Bauwerk, lassen darauf schließen, dass hier irgendein Schloss steht.
Eine freundliche Dame weist uns den richtigen Weg wieder aus der Stadt heraus und da sich uns auf dem nächsten Marktplatz ein tolles Restaurant in den Weg wirft, nehmen wir diese Einladung dankend an und stärken uns für die zweite Tageshälfte.
Mein Navi rechnet einen ziemlich weiten Schlenker nach links, um auf die Autobahn Richtung Valka abzubiegen. Das wollen wir natürlich nicht, also lösche ich die entsprechenden Wegpunkte wieder heraus. Ich kann ja auch Karte lesen! Und da ist nur noch knapp 180 km bis zum Hotel sind, leiste ich mir auch einfach mal mit 25 km Umweg den größten Verfahrer auf dieser Tour! Aber es ist trocken, es sind tolle Straßen, also was soll’s!
Kurz vor Valga (Valka) verabschieden wir uns dann an einer kleinen Brücke noch einmal mit ein paar Fotos von der Gauja, die uns heute einen so wundervollen Tag bereitet hat.
Auf den menschenleeren Straßen geht es weiter in die zweigeteilte Stadt Valga, halb lettisch, halb estnisch.
In einem netten Restaurant rechts der Straße genießen wir einen einsamen Kaffee auf der Terrasse und fragen uns, womit wir so viel Glück verdient haben!
Dann ist es wieder einmal Zeit, sich auf die letzten Kilometer Richtung Tartu zu machen. Endlich kann durch das Licht das Land in den Farben leuchten, die wir uns die ganze Zeit erhofft haben! Hier blüht zurzeit gerade erst der Raps, sodass auf leuchtendes Gelb der typische Geruch folgt!
Foto fehlt
Rechts und links der Straße reiht sich ein See an den nächsten! An den ersten fahre ich noch vorbei, immer den Blick auf die Uhr gerichtet für die pünktliche Ankunft im Hotel! Aber dann muss es doch sein, Blinker rechts, und ab auf den Parkplatz, um ein paar unvergessliche Bilder zu schießen.
Leider können auch die schönsten Momente nicht ewig dauern und Tartu ruft unerbittlich! Eine letzte Baustelle gönnen wir uns noch, bevor wir im berühmten Skiort Otepää vor lauter Sportlern um uns herum fast ins Schwitzen geraten.
Wer mal Biathlon oder Skispringen schaut, weiß nun, aus welcher Gegend dies kommt.
Was heute schon dreimal funktioniert hat, wird auch ein viertes Mal klappen. Daher kürze ich noch einmal über ein kleines Stück unbefestigte Straße ab, was sich angesichts der sich uns bietenden atemberaubenden Landschaft sehr lohnt.
Foto fehlt
Die Zufahrt auf Tartu ist ebenso beeindruckend. Nagelneue Straßen, gesäumt von Doppel-Laternen weisen den Weg in die Stadt. Über eine tolle Schleife durch ein mittlerweile menschen – und autofreies Gewerbegebiet kommen wir zügig in die Innenstadt, wo wir unmittelbar vom Hotel parken dürfen.
Schon fast obligatorisch, unser kleiner Rundgang durch die Stadt.
Auch obligatorisch, die Feierabendbier! Wir können also wieder gut schlafen!
Anmerkungen des Tages :
Anmerkung 1:
Das wohl Absurdeste in unserem Gepäck auf dieser Reise sind Unmengen an Sonnencreme, damit wir uns beim Liegen am Strand nicht verbrennen! Wir hätten sie vielleicht besser benutzen sollen, damit der Regen besser abperlt!
Anmerkung 2:
Morgendliches Ritual: Nach dem “guten Morgen” beginnt jeder Tag mit “wo ist eigentlich…?” , “Hast du xyz gesehen?” oder “Das passt nicht mehr in die Rolle!”
Anmerkung 3:
Wir stehen an einer Ampel und tätscheln unseren treuen zwei Motorrädern den dicken Bauch! Dann tätscheln wir uns selber auf die Schulter. Wir finden, wir machen das toll!
Anmerkung 4:
Monika stellt bewundernd fest, dass hier schon die kleinsten Kinder lettisch können! Was für Sprachtalente!
Anmerkung 5:
Und der Wettergott ist doch mit uns! Das es mal regnet, war uns klar. Aber das genau die Tage mit der Düne in Nida, dem Strand und auch heute über die unbefestigten Straßen in den Gauja-Nationalpark trocken und sonnig waren, ist unser größtes Glück!
Anmerkung 6:
Mittwoch? Ist heute Mittwoch? Wir haben das Gefühl für Zeit und Raum verloren. Wie gut dass die Blogbeiträge durchnummeriert sind, so können wir uns orientieren!
Anmerkung 7:
Diese Anmerkung ist ein Platzhalter. Es fehlen noch zwei, drei Bilder oder auch die ein oder andere Bildunterschrift. Dies hole ich heute abend nach, wenn das WLAN besser ist. Dann verschwindet dieser Kommentar auch wieder.
Anmerkung 3, letzter Satz: Ich habe kaum irgendwo etwas treffenderes gelesen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Ja, das stimmt, ihr MACHT das gut! Mich beeindruckt immer wieder die trotz allem spürbar gute Laune und Gelassenheit.
Übrigens für Tallinn: Hell Hunt, Pikk 39. Dort haben wir mehrmals lecker und gut gegessen und die andren haben berichtet, dass die tolle Biersorten haben. Kleine Brauerei an der Hand die teils nur ein Fass braut. Wenn alle, dann alle. Wenn Interesse, dann mal nach so was fragen…
Mir gefällt Anmerkung 6
Herrlich das ihr ohne Zeitdruck reisen könnt und die Umgebung einfach erleben dürft
Geniesst es
LG Helga
… Momente auf kleinen Fähren … unbezahlbar! Wenn euch die Sehnsucht lockt, Helga & ich kennen da ne entspannende Fähre übern Neckar 😀