Schwedisch zum Frühstück
Guten Morgen aus Altenberg! Wer einmal in tollen Betten super schlafen möchte, dem sei dieses Hotel empfohlen. Es war wirklich perfekt, so dass wir fast unsere senile Bettflucht verlieren und bis knapp zum Weckerklingeln schlafen.
Unser Kopf sagt: “Aufstehen, weitermachen, los geht es!” Unsere Knochen sagen: “Liegen bleiben, Verlängerungsnacht buchen, nie wieder aufstehen!” Ein Blick auf die Wetter-App und aus dem Fenster lassen unsere Motivation bei 5 Grad und Nebel nicht gerade steigen. Aber immerhin regnet es nicht. Man muss die positiven Dinge sehen! 🙂
Beim Frühstück treffen wir die zwei schwedischen Harley-Fahrer von gestern abend wieder! Sie erzählen, dass sie gestern von Stockholm bis ins Erzgebirge gefahren sind. Zumindest glaube ich, das aus ihrem Englisch zu verstehen. Mit einem faltbaren Straßenatlas von ganz Europa versuchen sie zielgenau auf kleineren Straßen bis zum Harley Treffen in Polen zu finden. Eine kleine Herausforderung. Zusammen mit ihrem Atlas und meinen Karten bringen wir sie zumindest soweit, dass sie bis Pirna Autobahn fahren und dann auf Bundesstraßen erst einmal die A4 finden. Ab dann funktioniert auch ihr Atlas wieder! Hoffe ich zumindest!
Einer von den beiden war auch bereits auf Thailand mit dem Motorrad unterwegs. Wir hoffen inständig, dass das nicht auch noch in dem faltbaren Atlas enthalten ist.
Ein beidseitiges Erinnerungsfoto darf nicht fehlen und einer von beiden beschenkt uns sogar noch mit einem Souvenir! Ich finde das wirklich ganz rührend!
Gut gekühlt hält länger
Mit unseren Klamotten-Schichten erinnern wir etwas an Michelin-Männchen (oder sind es dann “Frauchen”?), als wir uns bei etwas über 10 Grad auf die Motorräder schwingen. Ich glaube ich fahre auch so dynamisch wie ein Michelin Männchen!
Wir schlagen heute den von uns selber aufgestellten Rekord und finden die erste Umleitung nach 450m. Irgendwie ist da auch was ausgeschildert, aber ich beschließe auf eigene Faust – erfolgreich – über Schellerhau und Bärenfels den Weg zurück zu finden. Es ist zwar noch alles etwas diesig, tut unserer Laune aber keinen Abbruch.
Durch das Löschen einiger Wegpunkte schaffe ich es irgendwie ungeplant doch auf die tschechische Seite. Der wievielte Grenzübergang ist das eigentlich seit wir losgefahren sind? Ich habe den Überblick verloren!
Bei den Straßen in Tschechien scheint zu gelten, dass es einzig und allein wichtig ist, dass das kaputte schon mal weg ist. Anders lassen sich die ungesicherten Fräs-Löcher nicht erklären.
Riding an old cow
Ob es an der Bekleidung liegt, ob es an mir liegt, ob es an den Temperaturen liegt, ich weiß es nicht. Aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass sich das Motorrad fährt wie ein träger Dampfer! Habe ich mir auf irgendeiner unserer Schotterstrecken doch den Reifen platt gefahren? Oder war es vielleicht sogar der dicke Ast, den ich vor zwei Tagen mit dem Vorderrad erwischt habe? Ich weiß es nicht. Das ungute Gefühl bleibt aber.
Die erste Tankstelle, die wir finden, ist also meine! Es gibt dort auch ein Gerät, was ohne jede Skala eine mir und vermutlich dem Gerät ebenso wenig bekannte wie dosierbare Menge Luft abgibt. Das ist nicht das, was ich brauche.
Somit lüfte ich hiermit ein weiteres Geheimnis um den Inhalt meines Topcase. Ein Airman Kompressor kommt zum Vorschein und leistet beim Prüfen des Luftdrucks am Vorderrad treue Dienste. Aber es ist alles in Ordnung, Druck stimmt. Scheinbar etwas kalt gefroren im Gehirn packe ich alles wieder ein und wir fahren weiter. Das Gefühl des trägen Dampfers bleibt aber! Ich frage mich selber, warum ich nicht einfach auch hinten einmal Luft geprüft habe! Bitte kein Kommentar! 😉
An einem diesigen Stausee mache ich also noch einmal Stop und starte das ganze Spiel noch einmal mit dem Hinterreifen. Aber auch hier ist alles in Ordnung und der Luftdruck ist absolut in der Norm.
Auch wenn sich am Fahrverhalten des Motorrad nichts geändert hat, mein Kopf weiß jetzt, dass es zumindest nicht an den Reifen liegen kann. Von daher fasse ich wieder Vertrauen und alles wird gut!
Orientierungslosigkeit
Bis Olbernhau verliere ich kurzzeitig die Orientierung. Wir kommen an Stellen aus, die nicht auf der Karte verzeichnet sind, biegen laut Karte mehrfach ins Nirwana an, aber jede Strecke ist schöner als die davor. Ich lasse TomTom also einfach mal machen.
Bis Reitzenhain wird es kalt, echt kalt, so richtig kalt… 6,2 Grad stehen auf dem Thermometer, aber wir halten uns tapfer…Die Finger sind zwar kaum noch cu spüren, aber was soll es. 😉
Hurra! Die nächste Umleitung. Diesmal ist die Kurve, die wir drehen müssen, aber wirklich groß, so dass wir nun schon fast 30 km mehr als geplant auf dem Tacho haben. Stört uns das? Mitnichten!
Kaffeezeit
Kurz vor Bärenstein ist es in Brettmühle Zeit für einen Kaffee! Der gleichnamige Gasthof ist für uns ein Zufallstreffer. Aber er ist superschön, hell und freundlich eingerichtet und mit tollen Zimmern die die nette Gastgeberin mir gerne einmal zeigt. Auch hier kann ich nur den Tipp geben, sich den Gasthof selber bei einer Pause oder für einen Urlaub anzusehen. Uns haben Sie sicherlich nicht das letzte Mal gesehen!
Als wir das Gasthaus verlassen, zwinkert auch endlich die Sonne durch die Wolken und Bäume bis auf unsere Motorräder. Hände wärmen an der Sitzbank, das hat was!
Wir genießen es so richtig, dass die Temperaturen so langsam in den zweistelligen Bereich klettern und fahren Richtung Hammerunterwiesenthal. Links liegt das Lokal Fichtenhäusel, was den Teilnehmern des V-Stromtreffens noch ein Begriff sein sollte. Weiter geht’s nach Oberwiesenthal, wo es in herrlich ausgebauten Kurven bergan geht.
Begenunngen
Ist das rechts nicht das Hotel, wo schon einmal das große V-Strom-Treffen stattgefunden hat?! Diese Stromer, kommen überall vorbei!
Ich glaube ich muss mal fragen und die Anregung geben, dass man doch auch hier noch mal wieder herkommen könnte.
Pause nach der Pause
Ein kleines Bächlein begleitet uns treu ein ganzes Stück, so dass wir beschließen, dass er es verdient hat in den Bericht aufgenommen zu werden. Wenn es jetzt nicht so kalt wäre, würden wir die Füße so richtig ins Wasser halten.
Ab jetzt geht es an der tschechischen Grenze Richtung Rittersgrün bevor wir in Johanngeorgenstadt eben noch mal den Durst unserer 2 treuen Begleiter stillen.
Es ist so schön, die ganze Landschaft jetzt endlich bei Sonne wiederzusehen! Was haben wir für ein Glück mit dem Wetter!
Ich liebe am Motorradfahren so, dass man die Reise mit allen Sinnen erlebt. Man merkt, ob es wärmer oder kälter wird, man spürt die Sonne auf der Haut und man kann die Natur mit all ihren Gerüchen wahrnehmen. Das mit dem Geruch möchte ich kurzzeitig revidieren als wir in Morgenröthe-Rautenkranz dem freitäglichen Müllwagen ein Stück folgen müssen. Nun ja, entweder ganz oder gar nicht!
Und schon wieder Pause
In Klingenthal werfe ich mitten auf der Straße kurzzeitig den Anker und wir öffnen einen kleinen Gesprächskreis. Wir sind uns aber sehr schnell einig, dass es 5 m weiter auf den Supermarktparkplatz geht und wir die Vorbereitung für das zweite Picknick unserer Reise treffen. Ein paar Kilometer weiter finde ich dann auch den von Monika bestellten Picknickplatz mit etwas Schatten, einem Tisch, wir hören das Wasser plätschern und sonst glaube ich nichts bei der Essensbestellung vergessen zu haben. Ist das Leben nicht schön?!
Als wir weiterfahren, sagt ein Blick auf das Navi, dass wir doch noch einiges an Kilometern zu schaffen haben, obwohl schon 15 Uhr ist.
Fahren, fahren, fahren
Also geht es flotten Reifens nach Adorf. Vor Gunzen nutzen wir noch die Gun(z)t der Stunde für Fotos vom Fahren Wir finden sie schön!
Dann biegen wir steil nach Süden Richtung Tschechien ab. Unmittelbar hinter der Grenze geht es auf kleinen wie großen Straßen weiter nach Westen. Hatte ich Monika nicht versprochen, dass wir keine Offroad Einlagen mehr nehmen! Ich glaube, das habe ich vergessen. Diesmal sind es aber nur lächerliche 800m, die wir auf der linken Arschbacke abreiten.
So fahren wir bis in die Porzellanstadt Selb, die uns mit überraschend warmen Temperaturen ins Schwitzen bringt.
Auf dem nächsten Parkplatz verschwinden also einige der Kleidungsschichten wieder in den Koffern! Wie weit ist es eigentlich noch? Immer noch 120 km? Egal!
Ende der Reise in Sicht?
Eigentlich endet – rein geographisch betrachtet – unsere geplante Rundreise entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze und der Deutsch-Polnisch deutsch-tschechischen Grenze an dieser Stelle. Was nicht endet, ist aber unsere Motorradtour. So fahren wir weiter Richtung Süden und durchqueren auf großen und kleinen Straßen das Stiftland rund um Tirschenreuth.
Ich muss nicht extra erwähnen, dass ein Großteil der Straßen nicht auf meiner Karte verzeichnet ist, aber TomTom macht das perfekt! Sonst hätten wir auch diesen kleinen See und die anschließende unbefestigte Straße nicht entdeckt. Aber ganz ehrlich, es waren nur ein paar hundert Meter und wirklich auch dieses Mal nicht der Rede wert!
Luftlinie ist es gar nicht mehr so weit bis zu unserem Hotel unterhalb der A6 mitten in der Oberpfalz. Aber das Straßenbauamt hat noch unendlich viele wunderschöne Kilometer dazwischen gelegt, so dass wir kurz vor Neustadt wieder Richtung Nordosten bis kurz vor Bärnau fahren, um dann über Altglashütte nach Flossenbürg zu fahren! Auf der Karte sehen diese Straßen wie kleine Landstraßen aus, beim Fahren fühlt man sich auf irgendein Stück Rennstrecke versetzt, so gut ausgebaut sind die Kurven!
Aber dann ist es endgültig Zeit abzubiegen und auf direktem Wege geht es nun nach Moosbach, wo wir im Hotel zum goldenen Kreuz einkehren.
Ruhiger Abend auf zwei Hochzeiten
Zwei Hochzeitsgesellschaften sind ebenfalls anwesend und selten haben wir so ablehnende und schlecht gelaunte Menschen auf unserer Reise getroffen. Die Motorräder seien zu laut, sie würden stinken,und überhaupt wünschte man uns wohl lieber woanders hin. Ganz anders die anderen Gäste des Hotels, mit denen wir wie immer sehr nett ins Gespräch kam! Aber wie sagt man bei uns: jeder Jeck ist anders!
Im Biergarten finden wir aber noch ein Plätzchen und nach dem Feierabend Bier und einer Kleinigkeit zu essen ziehen wir uns dann auch wieder aufs Zimmer zurück.
Mit den Umleitungen sind es heute doch wieder knapp über 400 km geworden! Aber für morgen, für morgen stehen nur 336 km auf dem Plan. Wie gesagt- auf dem Plan!
TAnmerkungen des Tages
Anmerkungen des Tages
Anmerkung 1:
Ich bin mit meinem alten TomTom Rider so zufrieden! Es ist so einfach, zwischendrin Wegpunkte zu löschen, in die Karte rein zu zoomen, um sich eine Orientierung zu verschaffen. Er berechnet blitzschnell neu bei Umleitungen und auch nach dem Überspringen eines Wegpunkte ist man schnell wieder in der Spur. Ich hoffe, da gibt es irgendwann einen würdigen Nachfolger.
Anmerkung 2:
Monika ist sich sicher, dass Ihre CBF mittlerweile glaubt, sie sei eine Bergziege!
Anmrkung 3:
Die größte Errungenschaft auf dieser Reise ist mein neuer Trinkrucksack. Danke an Lucky Loser für den Tipp, welches Modell zwischen mich und meine Gepäckrolle passt. Mit dem bin ich jetzt glücklich!
Anmerkung 4:
Der DJ der einen Hochzeit läuft gerade zu Höchstform auf. Das wird sicher eine lustige Nacht – zumindet für die Gesellschaft.
Die Route
Die Route heute war wieder einfach nur toll! Die Umleitung sind uns ein bisschen auf den Keks gegangen, ihr bekommt wie immer die geplante Route hier veröffentlicht. Gerade die letzten 100 km bis Moosbach waren einfach der Knaller!
Bin gespannt, wohin euch TomTom führt …die Grenzgegend südlich von eurem heutigen Hotel ist wunderschön…
Ganz viel tolle Strecken wünsche ich euch für heute!
Danke!
PS: Habt ihr die Hotels vor Tourstart gebucht oder sucht ihr unterwegs?
Wir haben gebucht! Es gab wegen der Route Gegenden, bei denen klar war, dass wir auf gut Glück nichts finden! Und gerade jetzt am Pfingstwochenende hier in der Oberpfalz und heute Abend im Altmühltal hatten wir auf abendliche Suche nach 400 km keine wirkliche Lust
Hey Ihr Beiden,
tolle Eindrücke, tolle Schreibe, tolle Sache.
Und nicht vergessen: Ölstand prüfen!
LG Dirk
Danke, danke und danke… 🙂
An dieser Stelle einfach mal ein Kompliment!
Sehr schöner lebhafter und lesenswerter Reisebericht. Es ist nie langweilig euch, wenn auch nur mit lesen, zu begleiten. Einen Teil eurer Strecke bin ich auch schon gefahren, deshalb ist es umso schöner, hier alles nochmals nachzulesen.
Macht weiter so Mädels und viel Spaß weiterhin!
VlG Gerd
Hallo ihr beiden,
solltet ihr euch auf einer eurer Touren einmal in den Westerwald verirren, so lasst es mich wissen.
Kaffee gibt es immer reichlich und – wenn gewünscht – begleite ich euch auf meiner alten Diva ein kleines Stück und zeige euch meine Heimat.
Ich bin zwar nur durch Zufall über den Blog gestolpert, verschlinge aber jede Zeile und plane in Gedanken schon einmal die Tour für nächstes Jahr
Grüße aus dem Westerwald
Silvia