Wasserfälle in der Nacht
Irgendwer schüttet eimerweise Wasser auf unseren Balkon. Es ist stockfinster und es hört sich in unserem Zimmer an, als wäre das Meeresrauschen direkt vor unserer Haustür. Es schüttet wie aus Kübeln und ich habe keine Ahnung, wie spät es ist! Aber was soll es, solange es morgens früh wieder aufhört. Unruhig wälze ich mich bis 7 Uhr noch im Bett, an Schlaf ist irgendwie nicht mehr wirklich zu denken.
Der Blick aus dem Fenster ist gar nicht mal so schlecht. Bisschen blauer Himmel, bisschen Wolken, das war wesentlich schlechter angekündigt. Wir ziehen aber dennoch die wasserdichten Lagen unsere Kombis, damit wir viel Rückfahrt präpariert sind. Ein letztes Foto am Strand, ein letztes Frühstück, ein bisschen wehmütig sind wir schon.
Fast wollen wir schon den Frühstückstisch verlassen, als es leise anfängt auf das Dach zu trommeln. Mist – Regen! Na prima, da werfe ich doch gleich noch mal einen Teebeutel ins heiße Wasser und warte noch mal was ab.
Abfahrt
Es ist trocken und warm auf dem Parkplatz, als wir uns mit den vollgepackten Bikes auf den Weg machen. Wir überlegen sogar kurz, wieder eine Schicht auszuziehen, da wir uns wie in einer mobilen Sauna fühlen. Aber anhalten können wir immer noch, alles ist besser als frieren. Das Navi sagt, dass wir in 52 km links abbiegen müssen. Davor liegen also viele, viele Kilometer Kurvenspaß!
So richtig hält dieser Spaß allerdings nur auf 20 km an, da es dann tatsächlich anfängt erst leicht zu nieseln und dann immer kräftiger zu regnen. Mit hochgezogenen Schultern und wenig Sicht wird die Fahrweise etwas unrund, aber wir können es ja auch ruhig angehen lassen! In Dorgolei sind wir mächtig erstaunt, wie viel Wasser durch die Straßen rinnt! So viel Regen war es nun auch nicht, oder?
In Orosei klart es etwas auf, so dass wir an einer Cafeteria unter einem großen Dach draußen sitzen können.
In Richtung unserer geplanten Route nach Nuoro liegen tiefschwarze Wolken zwischen den Bergen, auf der kürzeren Route direkt Richtung Olbia sieht das Wetter sonnig aus. Wenn wir aber am Meer entlang fahren, sind wir schon mittags in Olbia. Was machen wir dann den Rest des Tages? Hach, immer diese Entscheidungen.
Schwedische Ortsnamen
Nach dem Kaffee sind die Wolken zwar nicht ganz weg, aber deutlich heller geworden. Also fahren wir erstmal wie geplant weiter. Die Regenhaube das Tankrucksack beschlägt von innen, also fahre ich nur nach Navi und ein bisschen auch mit Gefühl. In Galtelli finde ich tatsächlich den Abzweig auf die SP38, der uns Richtung Lula bringt.
Lula, Lode, das klingt we Kindernamen aus einem schwedischen Kinderbuch! Aber die Straße von Lula nach Lode ist ein Tipp von Gstein aus dem V-Stromforum! Leider hatten wir aufgrund des Wetters nicht immer die perfekte Sicht, aber die Straße war der Knaller!
Vielen Dank für diesen Tipp. Kurz vor Lode dann das große Zittern. Wir hatten uns eine Route um den Lago di Posada ausgesucht. Google Maps kennt die Straße wieder nicht, auch die Karte von Suse Moto sagt: “Da ist nichts!”
Die nächste nicht existierende Straße
Monika hat eine weitere Karte, die behauptet jedoch, dass dies eine befahrbare Straße sei. Okay, wir versuchen es! Der erste Abzweig hinter dem Lago di Posada nach Concas ist tatsächlich gesperrt, aber die Umleitung nur ein paar Kilometer weiter ist gut ausgeschildert. In einer Kurve machen wir mit Blick auf den Fluss unsere Picknick Pause und haben das Gefühl, wir sind im Wilden Westen!
Wie dieses Flüsschen wohl aussieht, wenn große Regenmengen die Hänge herunterstürzen!
Es ist so gemütlich, dass ich hier tatsächlich fast an Mittagsschlaf halten könnte! Sieht man mir das an?
Als wir in Rio Bollero überqueren, mach wir noch mal einen Fotostopp und naschen genüsslich Feigen von einem Baum an der Straße!
Sardinien zeigt sich doch sehr versönlich zu unserem Abschied. Nach den engen Straße des Vormittags geht es jetzt in schnellen und weiten Kurven über die SS 389 Richtung Olbia. Leider blinkt diesmal meine Tankanzeige, so dass wir in Monti noch einmal so einiges an Geldscheinen in den Automaten stopfen. Uns ist übrigens warm, sehr warm!
An einem Supermarkt füllen wir noch mal die Wasservorräte für die Nacht auf und schmeißen schon die erste Schicht Kleidung von uns! Kann sich irgendwer noch daran erinnern, dass es heute morgen mal geregnet hat oder irgendwann mal kalt gewesen ist? Ich kenne niemanden, der sich daran erinnern könnte! 🙂
Stadtdurchfahrt Olbia
Monika hat die großartige Idee, dass wir uns in Olbia noch eine Gelateria suchen und dort bei einem italienischen Eis den Tag ausklingen lassen. Darf ich daran erinnern, wer vorne fährt? Was heißt denn hier eigentlich “wir suchen eine Gelateria”. Aber Monika scheint zunehmend Gefallen am italienischen Innenstadtverkehr gefunden zu haben, und daher tue ich ihr auch den Gefallen!
Gut, dass wir nun den gesamten Feierabendverkehr mitnehmen, ich mich einmal fast wieder auf der Schnellstraße Richtung Cagliari befinde und wir in einem winzigen Wohngebiet von einem Rentner fast über den Haufen gefahren werden, das muss man halt dann in Kauf nehmen! Aber ich finde, letztendlich habe ich einen schönen Platz gefunden!
Mit Blick auf den Fährhafen und eine Moby Fähre lassen wir den Tag, die Woche und die gesamte Reise Revue passieren! Ist es wirklich schon vorbei? Sind wir erst vor einer Woche ja angekommen? Es ist fast nicht zu glauben!
Anmerkung des Tages
Anmerkung 1:
Monika stellt fest, dass ihr gerade die Pastellfarben der Orte, die in den dunkeln Berghängen übereinander geschachtelt gebaut sind, besonders gut gefallen! Ich weiß genau, was sie meint! Das ist wirklich toll aus! Aber seit der Dorf-Durchfahrt von Orgosolo ist mein einziger Gedanke beim Anblick solcher Bergdörfer: “Hoffentlich fährt mein TomTom auf direktem Wege durch!”
Anmerkung 2:
Wir hatten heute auch Schweine auf der Straße! Ich glaube, so langsam haben wir die Tierwelt durch.
Anmerkung 3:
In Braunei haben wir heute morgen die Erfahrung gemacht, wie der Kampf Wohnmobil gegen Postbus ausgeht. Da der Postbus einheimisch und das Wohnmobil ausländisch ist, setzt das Wohnmobil zurück! Der Busfahrer hat einfach den längeren Atem.
Anmerkung 4:
Besonders beeindruckend bei den Straßen in Sardinien ist zurückblickend die Tatsache, dass sich die ganzen Straßen zum Kurveninneren hin neigen. Man hat also wirklich immer die ideale Straßenlage!
Anmerkung 5:
Der Kampf mit der Straßenkarte sorgt doch immer für herzliches Gelächter!
Ganz lieben Dank fürs Mitreisen lassen
Ich geh’ dann mal in die Regenkammer und träume von südlichen Gefilden.
Kommt gut, wohlbehalten und sicher zu Hause an.
PS: Monis Husten ist bei mir gelandet, sie sollte also jetzt Ruhe haben.
Danke für den ausführlichen Reisebericht, so eine Motorradtour ist ja immer etwas Aufregendes! Und Italien auch kein schlechtes Ziel. Meine Mutter möchte nächsten Sommer auch mit dem Motorrad wegfahren, jetzt suchen sie und mein Vater nach einem Hotel für Motorradfahrer. Es ist für sie wichtig, ein bequemes Bett für die Nacht zu haben, um am nächsten Tag frisch und ausgeruht weiterzufahren.
Auch wenns scheiße klingt (für Euch lieben)
hier in Kroatien ist 24 grad im Schatten.
Wir waren heute mit demm Boot draußen und gerieten in Seenot…
Kleine Abenteuer erleichtern den Urlaub..
Tom
Ach du Schreck… Was macht ihr denn für Sachen!?
Hat Spaß gemacht, mit euch zu reisen.
…. und wie ging’s weiter ab Olbia?
Oder seid ihr noch dort??
Hallo Heinz! Wir sind nicht in olbia abhanden gekommen, ausnahmsweise habe ich mich auf der Rückreise abends einfach mal mit Bier ins Bett gelegt..