Genussmensch

Ich bin ein Genussmensch, das gebe ich zu! Mal geniesse ich es, viele Kilometer durch die Landschaft zu fahren, manchmal genieße ich es aber auch einfach zu genießen.

Daher klang der Ruf eines Niederrheiners nach einer gemütlichen Tour am Rhein entlang Richtung holländischem Backfisch sehr verlockend.

 

Besagter Niederrheiner – augenscheinlich auch ein Genussmensch

 

Der Tag beginnt mit Ausschlafen, denn Abfahrt um 10 Uhr bei mir, um um 11 Uhr am Treffpunkt zu sein, ist doch Sonntags-Luxus pur. 🙂 Ich packe keine Brötchen und keine Getränke ein, denn wir wollen einfach das tolle Wetter und den Tag genießen. Kein Jagen um Kehren und Kurven, keine Pinkelpause an Baum 13 in Kehre 7. Ich freu mich!

Hat uns am Vortag noch unvorstellbar mieses Wetter jeden Gedanken an Motorradfahren verboten, kann der Tag nicht schöner starten. Mit zugekniffenen Augen blinzeln die kleine Schwarze und ich in die Sonne, als ich sie aus der Garage schiebe. Ein Druck auf den Starterknopf und willig “pöttert” der V2 in die Morgenstille. Ich und die nun wachen Nachbarn freuen sich, dass es los geht. Ich – weil ich fahren darf, die Nachbarn, weil ich endlich fahre. Banausen – sie sollten froh sein, der Musik der Hattech-Doppelauspuffanlage lauschen zu dürfen! 😉

Ich nehme es mir jedes Mal vor, aber ich lasse es auch jedes Mal wieder: Das Tanken direkt nach einer Tour. So startet auch dieser Tag mit einem Stop an der Tankstelle, eine gute Gelegenheit aber auch, den Luftdruck des Vorderreifens noch mal zu checken. Aber alles gut, kein Luftverlust mehr!

Anschließend nehme ich, wie so oft, wieder die Autobahn, aber zum ersten Mal seit langer Zeit Richtung Norden. Somit wärmt mich die Sonne diesmal nicht von links, sondern von rechts. Schööööön!

Mein Navi zeigt an, dass ich zehn Minuten vor der Zeit ankommen werde. Ich grinse mir eins und freue mich, dass ich ausnahmsweise mal nicht die letzte sein werde. Aber zu früh gefreut! Die beiden Viersener sind natürlich schon vor mir da und machen mir meinen triumphalen Einzug kaputt. Frechheit! 🙂

RedPunto hat ein neues TomTom, welches er direkt testen möchte. Wir geben also beide “Harderwijk” als Ziel ein, kurvenreich, mittlere Stufe. Mal sehen, was der Tag so bringt und wer von unseren beiden TomToms mehr Recht hat.

Die ersten Kilometer sind genauso so, wie ich sie mir für heute ausgemalt habe. Ruhiges Tempo, flache Landschaft, Horden von holländischen Rennradfahrern mit ganz eigenen Verkehrsregeln, kleine Häuschen mit ihren weißen Fensterrahmen, gepflasterte Marktplätze, kleine Motorrad-Gruppe und ich mittendrin – strahlend über beide Ohren! GENAU SO wollte ich es!

In Wangeningen lockt der erste Kaffee – zwar “nur” bei McDonalds, aber warm und lecker und auf der Terrasse und in der Fußgängerzone und überhaupt! Die zu den Toiletten führende Steiltreppe, sorgfältig mit dem in der Luft wabernden Fett eines Schnellrestaurants eingeschmiert, lässt den Adrenalinspiegel kurzfristig höher schnellen als auf einem der berüchtigten Bergpässe, aber auch diese Herausforderung meistern wir und rollen kurz danach schon weiter Richtung Nordsee!

Noch eben eine der kleinen Fähren genommen – für immerhin 1 Euro pro Motorrad incl. Fahrer. Auch in Europa ist an manchen Stellen die Welt noch in Ordnung. 🙂

 

 

Auch in Harderwijk sind sich alle wieder auffallend einig. Nein, wir wollen kein kleines Lokal in einer der versteckten Gassen, wir wollen auch nicht außerhalb ein ruhiges Plätzchen für uns und unsere Motorräder finden, nein – wir wollen mitten rein! Mitten rein in den Verkehrstrubel an einer schönen Promenade, mitten rein in das Schaulaufen von Oldtimer- und Motorradfahren, die alle ihre ganz eigenen Schätzchen dem flanierenden Publikum zeigen möchten.

Kann es einen schöneren Platz geben als hier in der Sonne am Wasser mit neuem Hering und frischem Backfisch?! Nein, für mich im Moment auf gar keinen Fall!

 

 

Das obligatorische Foto am Wasser darf nicht fehlen, soll der Rest der Gruppe doch warten! 😉

 

 

Nach einer wirklich schönen und gemütlichen Pause machen wir uns in einer etwas größeren Schleife auf den Rückweg. Mir fällt dabei auf, dass mein TomTom nach dem letzten Reset nicht mehr nach Fähren fragt, sondern sie grundsätzlich umfährt. Trotz korrekter Einstellung – das nervt! Aber da ich ja nur hinterherfahre, kann ich für den Moment gut damit leben und genieße weiter die nahezu überall perfekten Straßen in Holland. Das Geschüttel und Gerüttel aus manchen deutschen Gegenden oder den begischen Ardennen sucht man hier vergebens!

 

 

Ist euch eigentlich schon mal aufgefallen, wie sehr sich die Gerüche auch ändern? Sind es im Frühjahr duftende Obstbäume oder fast schon zu intensiv riechender Raps, so sind es im Sommer und Frühherbst die trockenen Gräser, der Lavendel und Tannennadelduft, der uns beim Fahren begleitet. Im Oktober dagegen erfreuen wir uns an Kohlfeldern und der Zwiebelernte – oder so was ähnliches wie “erfreuen”.

Auf der Sonnenterrasse der “blouwen kamer” gönnen wir uns noch einen Latte Macchiato und ein winziges Stück Kuchen, ist doch die letzte Mahlzeit schon mehr als 1,5 Stunden her! Aber mal ehrlich, wer kann denn frischem Erdbeerkuchen widerstehen?

 

 

Leider ist nach dem Kuchen dann für mich auch schon der Zeitpunkt des Abschieds gekommen. Ich muss auf schnellstem Wege zurück nach Goch, so schwer wie heute ist mir das schon lange nicht mehr gefallen. Gerne wäre ich über Fährte und Genußstrecken auch noch den Rest der Route mit abgefahren.

Aber es war ein phantastischer Tag, der zu 100 % meinen Vorstellungen entsprochen hat. Da sag noch mal jemand, man kann am Niederrhein keine wundervollen Motorradtouren erleben!  🙂

Danke an die tolle Truppe für diesen Tag ganz nach meinen Vorstellungen!

Anmerkung des Tages:

“TomTom alt” und “TomTom neu” sind sich bezüglich der Routenführung ohne Wasser relativ einig. Der eine fährt vielleicht mal eine Straße früher rechts, der andere entscheidet sich eine später für diese Richtung. Aber ansonsten passte es super!

Kommt aber Wasser (und damit Fähre) ins Spiel, geht mit meinem TomTom (alt) nichts mehr. Das muss ich klären! Denn vor dem Reset hat er mich bei meiner Route nach Bad Breisig immer brav gefragt, ob ich Fähre oder Nicht-Fähre möchte. Seit dem Reset muss ich immer außen rum! Thema für den Winter!

 

 

Print Friendly, PDF & Email

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert