Tag 5 – Westport

Guten Morgen aus Donegal

Wir haben beide wieder gut geschlafen, wobei ich feststelle, dass ich durch das abendliche Schreiben doch immer etwas spät ins Bett komme. 😉

Ausnahmsweise springe heute ich zuerst ins Bad. Ich brauche einen Zeitvorsprung, da ich ja beschlossen habe, die Know-how Karten zu nehmen. Also muss ich heute morgen noch eben die Routen der nächsten Tage in die Karte malen! Ja ich weiß, das ist “old-school”.

Wir haben fast fertig gepackt, als uns ein Feueralarm aufschrecken lässt! Schnell Stiefel an und raus aus dem Zimmer! Aber als wir auf den Flur hüpfen, hört der Alarm schon wieder auf. Aber danke, wir wären jetzt auch wach!

Die Sonne kitzelt uns ins Gesicht, während wir unsere Motorräder noch vor dem Frühstück beladen! Beim Frühstück geht es dann sehr unruhig zu! Drei Reisegruppen sitzen gleichzeitig mit uns im Frühstücksraum und es wird um jeden Tisch gekämpft!

 

Frühsport an den Motorrädern

 

Gemütlicher Start

Ich bin heute nicht böse, dass wir zuerst mit der N15 eine recht breite und langweilige Straße auswählen. Der Hafen der Toten ist unser erster Photostopp in Ballyshannon, aber nur weniger Kilometer weiter in Bundoran müssen wir schon wieder anhalten und das Meer fotografieren. Mullaghmore Head Malak liegt leider zu weit außerhalb und ist daher nicht auf ein Foto zu bannen.

 

Man sieht, es ist die Hölle los auf den Straßen hinter Donegal

 

Der Hafen der Toten

 

Blick von der kleinen Treppe hinter dem Schild zum Hafen der Toten

 

Bay von Ballyshannon

 

Und die passende Kirche dazu

 

Strand in Bundoran

 

Die beiden warten auf die Weiterfahrt

 

Es sind zwar nur 15 Grad und ich habe ohne die Thermounterwäsche heute testweise eine Hosenschicht weniger an, aber es ist bei den Temperaturen wirklich toll zu fahren! Ein Schwarm Stare verdunkelt kurz den Himmel, bevor eine Baustelle unsere Fahrt kurz ausbremst. Ein frischer Bitumenstrich glänzt frech in der Mitte und wartet nur darauf, dass wir ihn treffen! Wir tun ihm diesen Gefallen nicht.

 

Baustelle hinter Bundoran

 

Ayers Rock – ich bin mir sicher! 😉

 

Auf und neben den großen Straßen

An Sligo vorbei und durch Sligo hindurch rollen wir weiter auf eher großen Straßen, bevor wir in Ballysadare nach Westen abbiegen. Neben den ganzen vielen alten und historischen Kirchen gibt es hier auch welche aus Wellblech! Fasziniert starre ich auf diesen recht einfach gehaltenen Sakralbau. Wir kommen zügig voran, bis uns ein Wohnmobil auf der N59 schlagartig ausbremst. Aber schon nach ein paar Kilometern gibt sich die Gelegenheit und wir können zügig und sicher überholen! Wir verlassen den Wild Atlantic Way nach rechts und hangeln uns auf kleineren Parallelstraßen durch die irischen Hügel. Ich glaube, wir sind nicht in der billigsten Wohngegend der Umgebung gelandet!

Drumcliffs Round Tower

 

Kirche in Sligo

 

Mein Leben auf der Überholspur, nicht wahr Max 😉

 

Hübscher Pub in Ballysadare

Die Straßen vor uns sind nass, aber wir blinzeln der Sonne entgegen! Ob wir wohl den ganzen Tag Glück haben werden? Als wir nach ein paar Kurven und Abbiegungen wieder auf die N59 stoßen, sehen wir weit vor uns natürlich wieder genau eben dieses Wohnmobil! Na gut, man kann nicht immer Glück haben. Kurz danach finden wir wieder eine Abkürzung auf der rechten Seite und reihen uns diesmal nur ganz kapp hinter dem Wohnmobil wieder auf die Hauptstraße ein. Aber egal, wir sind ja auf Reise und nicht auf der Flucht.

 

Kaffeedurst

Die Landschaft wird flacher, aber auch rauer, einsamer und ärmer! Auf der Strecke zwischen Easky und Rathlee bis nach Kilglass reihen sich die verlassenen Häuser am Straßenrand aneinander, selten unterbrochen von recht modernen neuen Häusern, die auch wohlhabende Inhaber schließen lassen.

 

Eine der vielen Ruinen am Straßenrand

 

Endlich zeigt sich mal die Sonne und damit wird Irland schlagartig zur grünen Insel

 

Auf dem Weg zu einem Kaffee

 

Wir haben die N59 schon wieder verlassen und sind auf dem Weg nach Easky

 

Ich suche seit ca 20 km ein Café und werde erst in Enniscrone fündig. Das Surf Up Café ist unser Pausenpunkt. Bei einem Kaffee und dem besten Scone, den ich seit Langem gegessen habe lassen wir zwei unsere ersten beiden Stunden schon mal Revue passieren.

 

Surf Up Café

 

Killala Bay und Downpatrick Head

Der nette Wirt gibt uns den Tipp, einen Abstecher nach Kilcummin zu machen, da dort 1798 die Franzosen gelandet sind. Also fahren wir durch das wirklich wunderschöne Ballina auf Killala zu und biegen kurz danach rechts nach Kilcummin ab. Am Ziel angekommen stellen wir fest, dass hier viel ist, was schon sehr alt zu sein scheint. Aber historische Stimmung will bei uns nicht aufkommen. Nächstes Ziel ist Downpatrick head, welches wir noch trockenen Fußes erreichen möchten.

 

Brücke vor dem Abzweig in Killala

 

Die Sraße nach Kilcummin war stellenweise in einem beachtlichen Zustand 😉

 

Heiliger Ort in Kilcummin

 

und der Blick von dort aus auf den Atlantik

 

Es ist faszinierend. Der Wild Atlantic Way ist manchmal eine vierspurige Autobahn und auf den letzten Metern zum Downpatrick Head eher ein Feldweg, bei dem wir mehrfach glauben, als nächstes zwischen zwei Kühen in einem Bauernhof zum Stehen zu kommen!

 

Weiter gehts zum Downpatrick Head

 

Downpatrick Head

 

Blick nach links vom Parkplatz aus

 

Auch die beiden schwarzen Schönheiten dürfen noch mal ins Bild

 

Wir bekommen irisches Wetter

Mir kommt der Satz in den Sinn “An 10 Tagen im Jahr ist schlechtes Wetter und an den anderen Tagen regnet es. ” Es droht nämlich “Wetter” von vorne und so ziehen wir eben die Regenhauben über die Tankrucksäcke und verstauen die Handys wasserdicht.

 

In unserer Fahrtrichtung hängt Regen über den Bergen

 

Es sieht zwar aus wie Waschstraße, aber es ist keine! Dennoch fahren wir die nächsten 60 km durch mehr oder weniger starken Nieselregen! Aber eigentlich ist es kein Problem, da die Straße schnurgerade durch einen Nationalpark steht. Ich schaue auf mein Navi und sehe eine Kurve, ich schaue auf die Straße und sehe eine Kurve, aber dennoch überrascht sie mich! Ob ich vielleicht etwas müde werde? 😉

 

Beste Sicht bei der Fahrt entlang des Ballycroy Nationalparks

 

Das Wetter passt einfach zu der Landschaft

 

Achill Island oder lieber nicht?

In Mulranny ist es dann Zeit höchste für eine Pause! Das haben wir nach 270 Kilometern uns auch redlich verdient. Wir nutzen die Pause um die Wetterentwicklung abzuwarten. Denn eigentlich steht Achill Island heute noch auf unserem Tagesprogramm.

 

Pause in Mulranny

 

Blick in die Clew Bay

 

 

Wir stärken uns mit einer gerecht geteilten Pommes und Cola und entscheiden, dass eigentlich genau jetzt gerade das richtige irische Wetter ist! Wie könnte es auch anders sein: Wir werfen uns wieder in unsere Klamotten und machen uns auf den Weg nach Achill Island, der größten Insel Irlands.

 

Michael Davitt Brücke nach Achill Island

 

Michael Davitt Bridge

 

Auf dem Hinweg nehmen wir den den direkten Weg über Tongree und Dooagh bis zum Moyteoge Head, dem äußersten befahrbare Zipfel der Insel.

Der Wind bläst uns steil ins Gesicht und das ein oder andere Mal befürchten wir, vom Motorrad geworfen zu werden! An einem steilen Stück bergauf muss ich das Auto vor mir überholen, denn wenn ich noch langsamer werde, werde ich umgeweht! In der Bucht am Keem Strand ist es nahezu windstill und wir genießen gemeinsam mit den wenigen anderen Besuchern die Aussicht.

 

Auf dem Weg durch das irische Wetter

 

Blick auf Keem Strand

 

Keem Strand am äußersten Ende von Achill Island

 

Zuerst spielt Monika im Wasser

 

bis auch ich meine Stiefel im Atlantik baden muss

 

Blick vom Strand, es ist nahezu windstill

 

Ein Selfie darf nicht fehlen

 

Da stehen die beiden als einzige Motorräder auf dem Parkplatz. Wie das wohl in der Hauptsaison hier aussieht?

 

Einsames rauhes Achill Island

Auf dem Rückweg setze ich in Keel spontan den Blinker nach rechts! Baden hier wirklich welche? Ein Blick an den Strand zeigt, dass hier Kitesurfer den Wind für weite und hohe Sprünge nutzen und Anfänger das Surfen erlernen. Wer es ruhiger mag geht auf die andere Seite der Straße in den Keel Lough, der quasi ohne Wellen auch fürs standup paddeln geeignet ist.

Zurück nehmen wir die beiden Schleifen durch die Einsamkeit im Süden der Insel und ihrer vorgelagerten Halbinsel. Ich mache so viele Fotos, dass ich noch auf der zweiten Insel den Akku von meiner Kamera tauschen muss!

 

Stürmische Rückfahrt, aber der Regen wird weniger

 

Es ist so schön!

 

Am Aussichtspunkt bei Windstärke “ziemlich windig”

 

Sogar die Sitzbänke werden gegen den Sturm gesichert

 

Etwas Informationen, ich hatte ja schon vom Torfabbau geschrieben

 

Dem Wind und Regen trotzen

 

Wer hätte gedacht, dass bei dem Sturm und dem Regen der Tag so traumhaft wird! Wir können es relativ zügig laufen lassen, aber die ein oder andere Bodenwelle droht uns fast aus dem Sattel zu heben!

 

Ein letzter Moment auf Achill Island

 

Endspurt

Wir sind wirklich müde und biegen in Mulranny wieder rechts auf die N59 nach Westport ab. Ein kleiner 9-Sitzer Bus schaukelt seine betagten Insassen in Seelenruhe und gemäßigtem Tempo über die kurvenreiche Strecke! Mich treibt er dabei aber in den Wahnsinn! An der erstmöglichen Stelle setzen wir also den Blinker nach rechts und überholen zügig, so dass wir im Nu in Westport sind. Unser Hotel liegt leider nicht im Zentrum, welches wirklich ganz zauberhaft aussieht! Nun ja, wir können es auch angesichts des Staus in der Innenstadt sehr gut und lange bei der Durchfahrt anschauen!

 

Schöne Brücke in Newport

 

Als wir im Hotel ankommen haben wir 416 km auf dem Tacho. Wir liegen müde auf den Betten, strecken unsere Knochen aus und überlegen, mit welcher Ausrede wir den Pool ausfallen lassen können! Eigentlich würden wir gerne noch in den Hafen von Westport gehen – einfach etwas essen. Aber wir hatten den ganzen Tag so viel Wind und Nieselregen, dass wir noch nicht sicher sind, ob wir noch mal die frische Luft wollen!

Vielleicht kann es keiner angesichts der Fotos verstehen, aber es war ein hammergeiler Tag und wir möchten keinen Kilometer missen!

 

Das haben wir uns verdient – ein Guiness

 

Abends gibt es einen Salat und Bier. Es wird nur wenig geredet, wir sind echt müde! In diesem Sinne zieht sich die eine zeitnah die Decke über die Ohren, die andere tippt noch ein wenig auf dem Laptop herum.

Gute Nacht Westport!

 

Anmerkungen des Tages:

Anmerkung 1:

Ich habe den Tipp mit dem Pfeil auf der Scheibe bekommen, damit ich an den Linksverkehr denke. Den hatte ich schon seit Österreich drauf, aber bei einsetztender Müdigkeit hilft auch das nur bedingt. 😉

Anmerkung 2:

Kennt ihr die Ausdrücke “Das probiere ich mal.” oder “Das mache ich mal!”?  Ich habe im vergangenen Jahr tolle Tipps bekommen, wie ich das Kartenfach an meinem Tankrucksack wieder befestigen kann. Ich habe danach genau die oben genannten Sätze gesagt und ärgere mich auf dieser Reise weiterhin, dass das Jahr zu kurz war, um sich darum zu kümmern! Aber jetzt habe ich die Lösung und es ist so einfach!

Einfach das Kartenfach beschweren, schon flattert nichts mehr

 

Anmerkung 3:

Kann mir eigentlich jemand mal erklären, wie das in Irland mit dem Bus fahren funktioniert? Völlig unmotiviert stehen an Baum 7 oder Busch 36 vier Leute zusammen und gehen davon aus, dass du irgendeiner Uhrzeit irgendein Bus hier halten wird! Ein spannendes System.

Anmerkung 4:

Bei unserem netten ersten Kaffee sage ich höflich zu dem Wirt, dass uns die Tour Spaß macht und wir auf gutes Wetter hoffen. Sein trockener Kommentar dazu: “Tut das besser nicht. Ich hoffe seit 20 Jahren auf besseres Wetter!”

Anmerkung 5:

Im Surf Up Café müssen Damen zu den “Surf Chicks”, während die Jungs ihr stilles Örtchen bei den “Beach Boys” finden.

Anmerkung 6:

Ich liebe es, wenn Monika heimlich Fotos macht, wie ich beim Fotografieren aussehe. Ich schwöre, ich mache hier nichts anderes, als den perfekten Bildausschnitt zu suchen.

 

Die Suche nach dem Bildausschnitt

 

Anmerkung 7:

Es gibt hier an jeder Ecke, an jedem möglichen und unmöglichen Platz kleine Café-Wagen in modern, in alt, in schlicht, in opulent.

 

hier gibt es neben Kaffee auch Snacks

 

Anmerkung 8:

Danke auch an W. S. aus L., der meine Berichte immer fleißig Korrektur liest, so dass ich am nächsten oder übernächsten Tag die gröbsten Schnitzer wieder ausmerzen kann!

 

Die Route:

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11 comments on “Tag 5 – Westport

  1. Guten Morgen ihr 2 Anmerkung 4 passt. Ich hätte euch gern schöneres Wetter gewünscht.
    Aber bei schönem Wetter kann ja bekanntlich jeder Fahren.
    schicke euch auf diesem Weg 2 heiße

    Danke für deine Berichte

  2. Die übliche Antwort zum Wetter ist eigentlich: warte einfach 5 Minuten(oder fahr 10km weiter). Das wechselt dort doch häufig genug ab, genauso wie in Island, nur etwas wärmer.

  3. Hi, vielen Dank für die netten Berichte, die ich gerne mitlese. Eine Frage: Du hast am Helm eine Kamera und auf einem Foto sieht man im Schatten Deine Hand an dieser Kamera. Das lässt mich vermuten, dass Du damit nicht nur filmen sondern auch fotografieren kannst. Falls das richtig ist: Wie heißt das Gerät? So etwas suche ich schon länger. Danke und allzeit gute Fahrt!

    1. Hallo Michael! Ich fotografiere ausschließlich mit dieser Kamera, es ist die TomTom Bandit. Sie macht furchtbar schlechte Videos, weshalb ich das sein lasse! Aber sie hat bei den Fotos mit Abstand den wenigsten fischaugen-effekt, weshalb ich mich schon vor sechs Jahren für dieses Modell entschieden habe.

  4. Teilweise stimmt das mit der Bushaltestellen, ähnlich wie bei uns jetzt gibt es in Irland öfters (und seit ewig) ein “Bürgerbus”, die Eingeborene wissen wann es kommt, und wo es am besten ist zu stehen. Ich war mal als Kind, (vor etwa60jahren) mit meine Großmutter, ein stolze Irisches Mädel links ihre Heimatort Roscommon. Einmal sagt sie mir morgens, “ komm, wir fahren ins Stadt”, ich fand es echt toll dass der Busfahrer wusste jeder kleines Busch wo vielleicht jemand aufs Bus wartet.

  5. Mich – so als unbedarften Laien – fasziniert ja immer wieder, dass eure schwarzen Ladies vollbepackt auf dem kleinen Ständer stehen bleiben!
    So weit im Norden waren wir damalds nicht, aber ich hörte, dass der sehr schön sei. Unvergesslich bleibt die Tatsache, dass ich außer in Irland noch nie so viel unterschiedliche Grüntöne in der Natur gesehen habe!
    Und W. S. aus L. Sei bedankt für die Hintergrundarbeit und an dieser Stelle samt D. + H. herzlich gegrüßt!
    Ute

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