Wer braucht schon ein Rennzelt?
Erinnert ihr euch noch an meinen ersten Teil der Enduroreise an die Ardèche? Nix war es mit Sonne in Südfrankreich – geregnet hat es – aus Eimern!
Konnten wir zumindest nach der Ankunft in Frankreich die nötigsten “Anpassungen” an meiner Beta noch im Trockenen machen, haben ab da alle Wartungen, Reparaturen und sonstigen Fachsimpeleien über die Zweiräder im Regen stattgefunden. Im strömenden Regen, im Nieselregen, im stürmischen Regen oder auch einfach nur im französischen Landregen. Und wenn das Wasser erst mal seinen Weg durch den Kragen hindurch am Rücken entlang gefunden hat, wurde es so richtig ekelig….
Da ich meine Enduroleidenschaft ja noch nicht ganz von mir weisen kann, bin ich also immer noch dabei, meine Ausrüstung stetig zu vervollständigen. Aber ich gebe zu, ein entsprechendes Zelt stand echt ganz (ganz ganz) weit hinten auf der Liste.
Daher kam das Angebot von XLMOTO gerade genau passend, das hauseigene Rennzelt einmal genauer unter die Lupe zu nehmen!
Daher kommt hier ganz ungeschminkt meine Rennzelt Erfahrung!
Wenn der Postmann drei Mal klingelt
Wie immer, wenn sich ein Paket ankündigt (und das tut es bei Frauen recht oft), ist die Spannung groß, wann und wie und wieso und überhaupt das Paket dann endlich kommt. Es klingelt, ich öffne die Tür und ein missmutiger Postbote hält mir sein elektronisches Unterschreib-Pad-Dingens unter die Nase. Ich unterschreibe, verabschiede ihn und möchte mein Paket in die Wohnung ziehen. Da verstehe ich auch endlich seinen Gesichtsausdruck – das Paket wiegt gefühlt 1 Tonne. Ich ziehe und zerre und kann kurz darauf stolz das Paket aufreißen.
Das Gestänge rechts, das Dach in der Mitte, links unten liegen die Seitenteile und der schwarze Nylonkreis ist die Packtasche für das Zelt. Handwerklich nicht ganz ungeschickt und mit einer großen Portion Ehrgeiz ausgestattet, mache ich mich an den Aufbau.
(Ganz so schnell wie im Werbevideo habe ich es dann aber nicht geschafft – soviel darf gespoilert werden! )
Los geht es!
Der Aufbau
Gartenpavillon-erprobt stelle ich das Gestänge auf seine vier Füße und beginne, das Gestänge auseinander zu ziehen, in dem ich die vier Beine nach außen bewege. Das klappt eine ganze Zeit lang ganz gut.
Da ich schon ahne, das sich das Dach bald in schwindelerregende Höhen von mir wegbewegt, ziehe ich in diesem Stadium schon mal die Dachplane über das Gestänge. Das geht super einfach, vor allen Dingen, weil an allen vier Ecken jeweils Klettbänder angebracht sind, so dass man die Dachplane direkt anständig befestigen und nichts mehr verrutschen kann. Super gelöst!
Ein erstes Problem macht sich bemerkbar: Ein vom Winter aufgeweichter Rasen mit einem sehr stabilen und schweren Rennzelt ist für kleine Frauen nicht mehr als “one-man-Show” aufzubauen. Ziehe ich links, buddelt sich der recht Fuß ein; versuche ich es von der Mitte aus gleichmäßig, bin ich entweder zu schwach oder meine Arme zu kurz.
Wer nicht weiter weiß, beginnt mit Übersprungshandlungen! 😉 Ich fahre einfach schon mal die verstellbaren Beine bis in die spätere Höhe aus. Könnte ja helfen! 😉
Das hilft natürlich kein Stück, jetzt ist das Gestänge nur einfach eh schon mal weiter weg und damit endgültig unerreichbar für mich!
Hilfe naht!
Mein Mann wird zwangsverpflichtet und darf nun mit mir gemeinam an den Ecken des Gestänges ziehen und siehe da – es fluppt! Mit jeweils einer freien Hand lassen wir die Schnapper an den Eckstangen einrasten, noch mal jeder an der zweiten Ecke und schon steht das Zelt in voller Größe vor uns!
Ich schiebe meinen Mann schnell aus dem Bild und schieße ein Beweisfoto! Geht doch! 😉
Danach widme ich mich den Seitenteilen – das kann ich wirklich wieder alleine. Zwei der Seitenteile haben Klettbänder UND Klettlaschen, ein Seitenteil hat nur Klettbänder an drei Seiten. Dieses ohne Laschen ist das hintere Seitenteil! Das Seitenteil wird auf der gesamten Länge an dem Klettband mit dem passenden Gegenstück am Dach befestigt. Das erste Seitenteil wird auf die gleiche Art und Weise am Dach befestigt, die Klettlaschen um das Bein des Zelt gebunden und dann wiederum auf der gesamten Länge von oben bis untern mit dem Klettband am schon befestigten hinteren Seitenteil angeklettet. Drittes Seitenteil genauso – FERTIG!
Wichtige Info:
Auf dem nächsten Foto kann man an den Ecken sehr gut die mit Schlaufen versehenen Verstärkungen an den oberen Zeltecken erkennen. Hier könnte man das Zelt noch mit Seilen abspannen. Auch die Füße des Gestänges haben kleine Löcher, so dass problemlos mit Heringen auch hier noch mal für weitere Stabilität gesorgt werden kann. Beides ist meiner Meinung nach aber bei normaler Wetterlage nicht erforderlich – 33 kg Zelt bleiben erst mal da stehen, wo sie stehen!
Wie man sieht, habe ich die Beine nur bis zur ersten Rasterung nach oben verschoben. Das geht noch weiter nach oben, dann liegen die Seitenwände unten auch nicht mehr im Dreck!
Der Abbau
Vor dem Abbau noch mal ein finales “Isch-habe-fertig”-Selfie!
Der Abbau wiederum ist problemlos alleine möglich. Gleiche Reihenfolge – nur eben anders herum!
Noch mal ein spannender Moment, da es ja noch die Zelttasche gibt, in die angeblich alles passen soll. Ich fange mit dem Gestänge an, falte das Dach dazu und beende das Ganze mit den Seitenteilen.
Es passt tatsächlich alles recht problemlos in die Tasche. Ich würde aber beim nächsten Mal versuchen, das Dach gar nicht vom Gestänge abzunehmen, sondern beides zusammen direkt in die Tasche zu stopfen. Ich berichte dann und gebe ein Update.
Der Stoff der Tasche ist sehr sehr dünn, die wird sicherlich nicht so alt wie das tolle Zelt. Aber die Tragebänder gehen komplett unten um die Tasche herum, so dass man ohne Probleme die Tasche tragen kann ohne Angst haben zu müssen, dass das Zelt unten aus der Tasche herausbricht!
Zahlen, Daten, Fakten
- die Beine und Stangen sind aus robustem Stahl
- das Dach und die Wände sind aus wasserfestem und PU-beschichtetem Polyester
- eine praktische Tragetasche ist inklusive
- die Wände sind mit einem Klettverschluss schnell und einfach anzubringen
- die Höhe ist verstellbar bis zu 3,20m, dabei ist die Deckenhöhe 2,12m
- die Maße, wenn zusammengefaltet, sind 30x35x165cm, wenn aufgebaut 3,0×3,0m und bis zu 3,2m hoch
- das Gewicht ist 33 kg
- der Stoff ist dehnbar bis zu 30kg/5cm
- das Zeltdach hat eine Wassersäule von 2.000mm, wodurch nur bei enormem Druck Wasser durchdringen kann.
Persönliches Fazit:
Das Zelt ist absolut klasse. Das Gewicht hält, was es verspricht!
Mir hat wirklich der absolut einfache Aufbau gefallen. Ok, ich konnte nicht alles ganz alleine, aber vielleicht hätte das auf weniger weichem Untergrund auch funktioniert! Es macht alles einen gut verarbeiteten Eindruck und das Gestänge ist mega stabil. Wer mag, kann das Zelt noch mit Heringen oder Abspann-Seilen sichern, beides ist aber nicht im Lieferumfang enthalten!
Wie man sieht, habe ich das Zelt in der Frühlingssonne aufgebaut, es wird lecker warm drunter! Aber bei brütender Hitze würde ich ja auch die Seitenteile weglassen, bei den jetzt noch frostigen Temperaturen fand ich es sehr angenehm, wie schnell es windstill und warm wurde.
Der Geruch der Planen hält sich absolut in Grenzen. Wer wie ich sich das halbe Dach um die Nase wickelt, um es über das Gestänge zu heben, wird tatsächlich etwas Geruch feststellen können. Aber im aufgebauten Zustand kann ich nichts negatives dazu berichten!
Angebot von XLMOTO
Zur Zeit gibt es das Rennzelt bei XLMOTO statt für 229,99 Euro für schlappe 79,99 Euro.
Für mich eine klare Empfehlung: Zuschlagen!
Die totalen Schnäppchenjäger holen es dann noch ohne Seitenteile für 59,99 Euro – meiner Meinung aber definitiv am falschen Ende gespart!
Anmerkungen des Tages:
Anmerkung 1:
Darf sich ein Rennzelt eigentlich noch Rennzelt nennen, wenn es sich in meinem Besitz befindet? Denn bei meiner Enduro-Fahr-Geschwindigkeit wäre es eher ein Schleichzelt als ein Rennzelt.
Anmerkung 2:
In meiner Eigenschaft als von mir selbst ernannte für mich selber zuständige Frauenbeauftragte würde ich in jedem Fall die Zelttasche mit Rädern ebenfalls bestellen. Wenn ich so ein Zelt einmal über den Platz schleppen muss, brauche ich anschließend nicht mehr auf die Enduro – dann bin ich schon platt.
Anmerkung 3:
Ja, das Zelt ist echt schwer, aber auch super verarbeitet! Sowohl die höhenverstellbaren Beine wie auch die “Einraster” für das Dachgestänge sind stabil und wertig verarbeitet. Kein Einklemmen von der dünnen Haut an den Händen wie bei meinem Gartenpavillon!
Anmerkung 4:
Ich habe es mit weiblicher Intuition genau richtig gemacht und frühzeitig das Dach auf das Gestänge gezogen. Es sieht fast so aus, als hätten die Jungs im Werbevideo sich das von mir abgeschaut! 😉
Anmerkung 5:
Nachdem ich ja angefeindet wurde, dass ich den Feminismus mit Füßen trete, weil ich über meine “Lieblingskleidung” geschrieben habe, werde ich nicht müde, dieses Vorurteile auch weiter zu bestärken. Daher ganz “off-topic” ein Link zu einer echten Sensation: einem pinken Tiger-Full Suite als Funktionsunterwäsche! Ich finde: Wenn schon, denn schon! 😉
Prima – Du hattest wenigstens schönstes Wetter beim Test! .. wenn’s schon beim Endurofahren nicht geklappt hat 😉
Viele Grüsse aus den Bergen,
Jürgen
Rennzelt ok, aber das Pinke Ding
Leck mich fett. geht gar nicht. Sorry
Das pinke Ding geht auch wirklich gar nicht… Das gibt es in gelb für Männer…. Aber ich finde es nach wie vor so geschmacklos, dass es fast schon wieder kult ist…
Wieder ein schön zu lesender Bericht. Uns den pinky Tiger Look finde ich lustig