Man kann nicht immer gut schlafen
Was für eine Nacht! Wir haben zwar abends noch mal per Klimaanlage das Zimmer heruntergekühlt, aber es war trotzdem unglaublich warm! Wir konnten beide lange nicht einschlafen, nicht durchschlafen und waren einfach viel zu früh wach! Ich glaube, wir haben ziemlich kleine Augen und sind etwas übermüdet.
In unserem etwas abenteuerlichen Kombinationsbereich aus Kochnische, Toilette, Dusche und Eingangsbereich machen wir uns nacheinander fertig und bereiten schon mal einen ersten Tee zu! Wir packen unsere Rollen auf die Motorräder und pünktlich um 7:30 Uhr stellt Damir wie verabredet uns das Frühstück auf den kleinen Tisch im Innenhof! Ich glaube, unsere Motorräder haben uns noch nie beim Frühstücken zugeschaut!
Wir sitzen mal wieder ziemlich gemütlich beim Frühstück und wieder einmal fällt es uns schwer, die Vernunft walten zu lassen und uns langsam wieder auf die Socken zu machen! Aufgeregter als sonst ziehe ich die Klamotten an. Ich weiß noch nicht, was heute diese Nervosität verursacht!
Split und der Berufsverkehr
Wir werden unglaublich herzlich von Damir verabschiedet und fahren um 8:20 Uhr bei immerhin schon 25 Grad aus Split hinaus. Es ist Montag morgen, es ist Berufsverkehr und das bekommen wir mit voller Breitseite zu spüren! Es geht teilweise in Schrittgeschwindigkeit durch die ersten Ortschaften auf unserer Reise nach Kotor!
Omis ist wirklich wunderschön. Ich würde gerne noch anhalten, aber es ist einfach noch zu früh für einen Kaffee. Dabei reihen sich in der kleinen Bucht kleine Cafés aneinander und warten auf freundliche Gäste.
Wir fahren weiter auf der Küstenstraße und halten uns diesmal sehr streng an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Hier sollen jede Menge Radarfallen sein! Zu unserer Rechten fällt die Küstenlinie so steil ab, dass die dort gebauten Häuser den Parkplatz und Eingang im Dachgeschoss haben und man vermutlich im Inneren mehrere Etagen runter bis ins Erdgeschoss laufen muss.
Makarska Riviera
Noch einige Kilometer vor Makarska beginnt die Makarska Riviera und das spiegelglatte Meer glitzert in der diesigen Luft tief unter uns! An einem wunderschönen Fotostopp fahre ich jedoch vorbei, da wir es gerade geschafft hatten, eine Kolonne wirklich langsamer Autos zu überholen! Rechts von uns geht es so steil hinunter bis ans Wasser, dass ich beim Fahren fast nicht runter schauen kann. Da kommt dann doch ein bisschen die Höhenangst durch.
Traumpause Nummer 1
Es ist zwar eigentlich viel zu früh, aber in Baska Voda beschließe ich, spontan bis runter ans Meer zu kurven, um ein bisschen von dem Riviera Feeling zu erleben! Wir nutzen hier sogar die Gelegenheit, die Füße ins Wasser zu stecken, um dann ganz stilvoll in langer Unterwäsche bei kroatischer Musik einen Morgenkaffee mit perfekter Aussicht zu genießen.
Monika beschwert sich, dass sie nie wieder die Küstenstraße fahren wird, wenn sie noch mal nach Kroatien kommt! Ganz so hart würde ich es nicht ausdrücken, aber die Kilometer von Split bis hierher waren wirklich zäh und mühsam.
Ein Gruß nach Hvar
Auf den weiteren Kilometer ist es nicht nur ein Kurierfahrer, der uns beweist, dass einige von ihnen wohl überall auf der Welt wie die Wahnsinnigen fahren! Nein, auch für Rollerfahrer scheinen hier in den Ortschaften ganz eigene Verkehrsregeln zu gelten. Kurz vor Makarska fährt tief unter uns ein kleines Sportboot durch das ansonsten spiegelglatte Wasser. In hellen Blau- und Türkistönen zieht er eine schaumige Spur der Gischt hinter sich her! An den Hängen links von uns wundern wir uns über die hellgrünen Kiefern, die aussehen, als wären sie frisch ausgetrieben.
Bei Drvenik winke ich einmal virtuell einem guten, wenn auch mir noch nicht persönlich bekannten, Bloggerkollegen zu! Er genießt seinen Badeurlaub gegenüber auf der Insel Hvar. Gib Dich zu erkennen, wenn Du magst!
Wir überholen in den warmen Temperaturen immer wieder Fahrradfahrer, die voll bepackt tapfer die Küstenstraße entlang radeln! Uns ist in unseren Motorradklamotten wirklich schon warm, aber bei 30° in der sengenden Sonne über den heißen Asphalt zu radeln, finde ich persönlich dann wirklich bewundernswert!
Rogotin und das Neretvatal
Als wir von Ploce in die Ebene von Rogotin herunterfahren, sieht es fast aus, als wären dies schwimmende Gärten! Die Landschaft ist von Flußsträngen durchsät, in der hauptsächlich Obst angebaut wird. Auf den weiteren Kilometer Richtung Opuzen und weiter nach Lovorje säumen daher Obststände links und rechts die Straße. Bisher habe ich mich oft gefragt, wer hier einkaufen geht, aber hier sind die Stände tatsächlich sehr gut besucht. Ein Springbrunnen aus aufgeschnittenen Wasserflaschen kühlt das Obst zum Sofortverzehr. In Kremena tanken wir noch schnell, damit wir auf der neuen Umfahrung um Bosnien-Herzegowina herum nicht mehr auf eine Tankstelle angewiesen sind.
Auf den nächsten Kilometern lassen wir es ordentlich laufen und auch nicht immer gemäß der Straßenverkehrsordnung. Ich bin mir aber fast sicher, dass nichts passieren wird, da die beiden Polizisten gerade an der Tankstelle ihren Mittagskaffee getrunken haben!
Pelješac-Brücke
Ca 1 km vor der Grenze nach Bosnien-Herzegowina taucht das erste Mal rechter Hand die nagelneue Pelješac-Brücke über die Bucht von Mali Ston! Bis April 2023 wurden auch alle Zufahrtsstraßen und die Umfahrung von Ston fertiggestellt, dementsprechend gleicht der Asphalt noch einer Rennstrecke! Hier müssen unvorstellbar viel Erde und Steine bewegt worden sein, da die gesamte Straße bis kurz vor Doli neu erbaut worden ist! Auf den letzten 8 km kennt daher mein TomTom diese Straße nur im Bau und hält mich für wahnsinnig, dass ich mit 90 km/h Luftlinie über Stock und Steine, Felsen und Täler fahre.
Auch die Tunnel sind in bestem Zustand und nach modernsten Standards gebaut, nur die Belüftung scheint nicht für kroatische Fahrzeuge ohne Dieselpartikelfilter gedacht zu sein. Noch während wir durch den längsten der Tunnel fahren, schalten alle Ampeln auf rot und die Einfahrt wird verboten. Im Rückspiegel sehen wir aber, dass das ganz genau gar niemanden interessiert und alle sowohl das rote “X”, wie auch die rote Ampel, wie auch das große rote Stoppzeichen überfahren!
Das notgedrungene Picknick
Wir möchten heute picknicken und ich suche etwas verzweifelt einen geeigneten Platz. In der prallen Sonne möchten wir ja auch nicht sitzen, ich bin schon rot genug im Gesicht! 😉 Bei Grgurici biege ich ab und finde das, was ich fast nicht für möglich gehalten habe. Wir sitzen im Schatten, picknicken und gehen hin und wieder zur Abkühlung mal eine Runde schwimmen! Wir fühlen uns nicht so, als wären wir eigentlich nur auf der Durchreise zu unserem eigentlichen Urlaubsland.
Dubrovnik im Vorbeiflug
Es war so gemütlich und so schön, dass wir beschließen, schweren Herzens auf Dubrovnik zu verzichten! Aber wir müssten bei über 30° einen Parkplatz suchen, noch in die Stadt laufen und würden doch wieder nur einen Bruchteil dessen sehen, was man eigentlich sich anschauen müsste! Wir machen also das, was alle Touristen machen: Wir halten vor Dubrovnik und nach Dubrovnik und schießen einfach ein paar geniale Bilder!
Wir sind Kulturbanausen? Kein Problem für uns! Wer mehr über Dubrovnik erfahren möchte, kann dies einfach googeln. An einem Aussichtspunkt halten zwei Polen. Die Harley Davidson des einen ist laut seiner Auskunft von 1936! Das finde ich wirklich beeindruckend, dagegen machen Monika und ich hier irgendwas mit Kindergarten.
Schon wieder Pause?
Es läuft flüssig und mit einem Auge auf die Karte blickend sehe ich die schwindenden Kilometer bis zur Grenze nach Montenegro! Wir sind schon wirklich weit auf der Küstenstraße unterwegs gewesen.
Am Abzweig nach Cavtat müssen wir kurz hinter einem Linksabbieger warten und ich nutze die Chance für einen Blick auf die Karte. Okay, meinen Blinker setze ich nach rechts und kurve die paar Kilometer bis runter bis ans Meer. Kostenlose Motorradplätze am Hafen lassen Monika glauben, ich wäre schon mal hier gewesen. Heute läuft es bei mir mit den Pausenplätzen.
Wir verlassen viel zu schnell Cavtat wieder und fahren auf der B8 endlos geradeaus. Hinter Gruda sind es dann tatsächlich die letzten Kilometer Kroatien, die wir unter die Räder nehmen!
Willkommen Montenegro
Wir erreichen die Grenze und eine lange Schlange Wohnmobile, Wohnwagen und Busse steht vor uns. Wir befürchten bezüglich der Wartezeit das Schlimmste. Aber dann geht es zumindest auf kroatischer Seite doch relativ schnell, aber ich muss meinen Klappehelm ausziehen, während Monika ihren Integralhelm anbehalten darf. Ein paar hundert Meter weiter ist dann die Grenze zu Montenegro und der Grenzbeamte ist ausnahmslos unfreundlich! Murrend fordert er neben Ausweis auch die Motorradpapiere und übersetzt erst nach meiner dritten Nachfrage in Englisch. Gibt es unter meinen Lesern eigentlich Zollbeamte? Das ist jetzt ganz ehrlich gemeint die Frage: Dürft ihr eigentlich nicht freundlich sein?
Bucht von Kotor
Unmittelbar hinter der Grenze ist auch die erste Tempokontrolle, wo ein Kroate direkt herausgefischt wird. Wir fahren daher mehr als nur vorschriftsmäßig auf die Bucht von Kotor zu und schlängeln uns auf der nördlichen Seite bis Kamenati. Im Berufsverkehr ist das echt eine Quälerei! Wir nehmen aber ab hier nicht die kürzeste Strecke – die Fähre rüber auf die andere Seite – sondern fahren weitere 30 km um die Bucht herum und schauen den kleinen und großen Booten bei ihrem Nachmittagsvergnügen zu!
Ankunft in Dobrota
In Dobrota kurz vor Kotor ist dann unsere heutige Reise zu Ende. Wir biegen auf die schmale Straße ab der Promenade ab und beziehen im Guesthaus Anita unser heutiges Quartier! Mir muss bei der Planung ein Fehler unterlaufen sein, denn in der romantischen Bucht steht die “Explorer of the Seas” und versperrt uns die Aussicht! Nun ja, man kann nicht alles haben! Schnell ziehen wir uns um und schwimmen noch ein paar Bahnen, bevor wir ein kleines Pöttchen Buntes waschen und zum Abendessen marschieren.
Abendstimmung vor der Tür
Wir essen unmittelbar vor der Haustür auf der Promenade, so einen Luxus hatten wir noch nie. Das Essen ist gut, wir empfinden die Preise auch als fair. Dass wir dabei noch den Ausblick auf das im Dunkeln wendende Kreuzfahrtschiff haben, ist mit Geld nicht zu bezahlen. Später am Abend stellen wir fest, dass der Luxus der Promenade auch der Fluch der Promenade ist. Mal sehen, ob wir zur Musik der Bars und dem Krach der posenden Motorradfahrer irgendwann einmal Schlaf finden werden.
Gute Nacht Dobrota!
Anmerkungen des Tages:
Anmerkung 1:
Bei Omis wird eine Umfahrung gebaut, hoch oben thront die umstrittene Brücke über die Cetina-Schlucht.
Anmerkung 2:
Manchmal bin ich etwas überfordert, mit Motorradfahren, navigieren und Fotografieren gleichzeitig! Dann möchte ich an der Helmkamera die Kupplung ziehen oder an meiner Hupe den Auslöser für die Kamera drücken.
Anmerkung 3:
Mir wurde gesagt, dass wir in Zadar unbedingt hätten die Meeresorgel ansehen müssen! Das stimmt, hätten wir auch gerne gemacht! Aber ich glaube, dass wir auf dieser Route noch so viel Schönes links und rechts liegen lassen, da unser Ziel ja nicht Kroatien sondern eigentlich Albanien ist!
Anmerkung 4:
Wir haben uns ja über die frischgrünen Kiefern gewundert. Monika erzählt mir an der Tankstelle so überzeugend, dass es sich hier um die Makarska Kiefer handelt, die typisch für die Region ist und immer im September austreibt, dass ich beeindruckt über ihre Google-Fähigkeiten bin und dies fast für bare Münze nehme.
Anmerkung 5:
Heute hatte ich wirklich einen Lauf, was geniale Pausenplätze angeht! Aber so viel Glück muss jetzt fast schon für den ganzen Urlaub reichen. Drückt mir die Daumen für die kommenden Tage, die Latte liegt hoch!
Anmerkung 6:
Beim letzten Kaffee in Cavtat erzählt mir Monika dass sie seit dem ersten Kaffee heute morgen die Strecke wieder viel schöner findet. Sie glaubt, man hat ihr heimlich Brandy in den Kaffee geschüttet.
Anmerkung 7:
Wir werden in Cavtat vom Kellner mit einem freundlichen “Servus” auf Deutsch angesprochen. Er arbeitet im Winter in Schladming und kann deshalb so hervorragend deutsch. Wie klein ist die Welt eigentlich?
Die Route:
Hallo Ihr Lieben,
Ein schöner Reisebericht, wir, meine Frau und ich sind auch begeisterte Mopedfahrer und weilen derzeit in der Makarska Riviera. <allerdings ohne Bikes.
Zitat: Auf den weiteren Kilometer ist es nicht nur ein Kurierfahrer, der uns beweist, dass einige von ihnen wohl überall auf der Welt wie die Wahnsinnigen fahren! Nein, auch für Rollerfahrer scheinen hier in den Ortschaften ganz eigene Verkehrsregeln zu gelten.
Es hat den Anschein, dass die Verkehrszeichen auf der gesamten Magistrale bestenfalls empfehlenden Charakter für die allermeisten Lokals besitzen. Zwischen Podgora und Tućepi ist es am 16.09.23 gerade erst wieder zu einem schwerem Unfall gekommen, bei dem ein Motorradfahrer dem Vernehmen nach unverschuldet ums Leben kam.
Zu den Radfahrern kann ich nur sagen, dass ich deren Mut bewundere, sich so ohne Not in höchste Gefahr zu begeben.
Wir wünschen noch allzeit gute Fahrt bei bester Gesundheit.
Euch auch noch eine tolle Zeit mit baden usw
sehr cool, der Blog und die Reise!
Mein Sohn und ich sitzen gerade in Rijeka und genießen noch einmal den herrlichen Blick über die Kvarner Bucht. Wir waren auch 10 Tage unterwegs und haben fast die selbe Tour gemacht! Es ist einfach traumhaft, die Küstenstraße entlang zu fahren. So nette Orte, Tolle Erlebnisse, gastfreundliche Menschen…
Ja, auch wir hatten tausende Tipps, was wir nicht alles ansehen sollten. Wir wollten Motorrad fahren und die traumhafte Kulisse vorbeiziehen lassen. Städte wie Split, Zadar oder Dubrovnik haben wir alle umfahren.
Ihr habt alles richtig gemacht!
Hallo Rudi, danke dir für deinen langen Kommentar… genießt ein Bier für uns mit…
Ich bin bei euch und freue mich täglich über eure Meldungen/Beiträge.
Zum runterkühlen des Zimmers kann ich euch nur raten lasst die Anlage max. auf 24-25Grad runterkühlen, sonst ist die Differenz zum Tage zu hoch, war ein Tip bei meiner Pyrenäentour und ich muss sagen nach 2 Tagen kam ich auch mit den 42 Grad am Tage besser klar. Ich hatte auch den Vorteil eines Sommermeshkombis.
Auf deinen Beitrag zu Montenegro bin ich echt sehr gespannt, habe bisher viel positives gehört und gelesen
Liebe Julia, liebe Monika
Mit Freude bin ich Euch lesend durch Kroatien gefolgt. Ich habe dabei so vieles wieder erlebt, was ich 2017 so sehr genossen habe, dass meine Sehnsucht nach der Jadranska Magistrala wieder ins unermessliche steigt. Das Land habe ich soeben auf der Todo Liste wieder weit nach oben verschoben.
Ich warte ungeduldig auf die Fortsetzung!
Na dann… Hier kommt der Gruß zurück von der Insel Hvar!
Genießt Albanien, eine unserer bisher besten Reisen mit dem Motorrad hat und durch dieses tolle Land geführt! Wir fiebern aus dem Badeurlaub mit!
Grüße Anja und Tobi