Pyrenäen – Tag 11 – kleiner Umweg durch die Cevennen

Rechthaberei am Morgen

Guten Morgen Meyruis! Es war kalt heute Nacht im Zimmer, und wir bleiben lange unter unseren Decken liegen. Noch haben wir auch keinen Blick aus dem Fenster gewagt. Die kleine Schwarze ruft mich vom Straßenrand an und fragt, ob alles in Ordnung sei. Es sei schon 7:30 Uhr und noch keine Rolle verzurrt. Sie hat ja so Recht! Wir stehen also dann doch mal auf und starten in den Tag. Nach dem üblichen Beladen der Motorräder gönnen wir uns ein kleines französisches Hotelfrühstück mit direktem Blick auf die Motorräder! Was bleibt, ist unser banger Blick aufs Regenradar. Monika entscheidet sich für und ich mich gegen die Regenkombi. Das Gute daran ist, eine wird mit ihrer Entscheidung Recht haben.

 

Guten Morgen die Damen!

 

Monika und die kleine Schwarze im Hintergrund

 

Scottoiler-Öl nachfüllen

 

Abfahrt im Regen

Ich hasse es, wenn Monika recht hat. 😉 Aber das würde ich ja nie zugeben! Es fängt natürlich an zu regnen, als wir in Meyrueis um 8:45 Uhr auf die Motorräder steigen. Wir starten aber wie geplant unsere Route und fahren erst einmal genau entgegengesetzt zu unserem heutigen Zielort nach Süden. Über den Gorges du Trevezel fahren wir in einem Bogen nach Dourbie. Trotz des Regens und der beschlagenen Visiere genießen wir die fantastischen Ausblicke über die Cevennen. Wie viel schöner müsste dies noch bei guter Sicht sein.

 

Unmittelbar hinter Meyrueis über die Höhe

 

Der Beginn von “zonkeligen” Straßen

 

In dieser Landschaft könnte ich mich tagelang aufhalten! Nach einer knappen Stunde hört der Regen auf und es fährt sich etwas einfacher. Die Ausblicke sind unfassbar. Ist es hinter der einen Kurve noch ein riesiger Gorge, in den man fast nicht hinabblicken kann, ohne dass es einem schwindelig wird, ist es kurz danach wieder die unendliche Weite der bewaldeten Hügel. Es geht über die Straßen hin und her, es geht über irgendwelche Cols kreuz und quer, uns ist warm, was will man mehr!

 

Ausblick in den Gorge de la Dourbie

 

Erster Kaffeestopp

Irgendwo im Nirgendwoe zwischen D151 und D986 setze ich den Blinker rechts. Es geht noch weiter nach Süden, denn es gibt sicherlich noch ein paar Straßen der Cevennen, die wir noch nicht unter die Räder genommen haben.

 

Noch feuchte Straßen auf dem Weg nach Le Vigan

 

Traumhafter Ausblick an einem der vielen “belvedere”

 

Das Schild noch mal in lesbar

 

Monika fotografiert Motorräder vor Landschaft

 

Julia fotografiert Monika vor den Motorrädern vor der Landschaft

 

Was für tolle erste Kilometer

 

Vor Le Vigan tanken wir erst noch mal die Motorräder voll. Direkt hinter dem Ort finden wir dann auch noch ein kleines Restaurant für unsere Bedürfnisse. Es öffnet zwar erst in einer Stunde, aber wir bekommen dennoch auf der Terrasse sehr gerne schon mal einen Kaffee serviert. Die Sonne kommt raus, und wir genießen die wärmenden Strahlen.

 

Kaffeepause

 

Arme Monika erträgt immer meine Bloggerei in jeder Pause

 

Vollbetankt warten die Damen, bis wir endlich mit dem Kaffee fertig sind.

 

Leicht nordwärts

Das Regenradar gibt grünes Licht, so dass Monika ihre Regenkombi auch sicher wieder in den Koffern verstaut. Wir sind am südlichsten Punkt des heutigen Tages, ab jetzt geht es nordwärts. Erst folgen wir der fantastisch ausgebauten D999 bis Pont d’Herault, dann geht es entlang des Flüsschens Herault weiter Richtung Vallerauge.

 

Vor Valleraugue zeigt sich die Sonne

 

Habe ich mich eben noch geärgert, dass ich die warme Jacke drunter gelassen habe, erledigt sich dieses Problem in wenigen Minuten. Hui ist das kalt! Am Straßenrand sehe ich – glaube ich zumindest- den ersten freilebenden Dachs meines Lebens. Er muss allerdings irgendetwas total Leckeres zu fressen gefunden haben, er lässt sich durch uns nämlich kein Stück stören! Weiter geht es Richtung Mont Aigoual. Eine Gruppe hochmotivierter Schüler schlurft mit hängendem Kopf ihrem Lehrer beim Wandertag hinterher. Das muss Spaß machen.

 

Der nächste Aussichtspunkt vor dem Mt. Aigoual

 

An vielen der Aussichtspunkte sind die Berge drum herum erläutert

 

Harte Arbeit für die Fahrwerke

Wir verlassen den über 1500 Meter hohen Berg und auf der Gegenseite müssen die Fahrwerke der Motorräder ganze Arbeit leisten. Es ist eine ganz schöne Schaukelei und Rumpelei, und ich mag mir gar nicht vorstellen, was gerade bei der CBF los ist! Zwei riesige LKW kommen uns entgegen und wir fragen uns, wohin die beiden in dieser Einsamkeit wollen!

 

Riesiger Parkplatz für das Ski- und Wandergebiet am Mt. Aigoual

 

Ganz schön weit oben, ganz schön tolle Aussicht

 

Endlich mal den Blick schweifen lassen nach den engen Kurven der Gorges

 

Auch die Farben haben sich verändert

 

Zurück zum Start?

Es ist Punkt 13 Uhr, als wir in Perjuret Richtung Florac abbiegen. Wenn wir genau hier links fahren würden, dann wären wir in 11 Kilometern wieder an dem Hotel, an dem wir vor vier Stunden gestartet sind. Aber was waren das für wundervolle Kurven, da hat sich jeder Meter gelohnt! Wir haben gefühlt seit 140 Kilometern kein einziges Auto oder Wohnmobil vor uns gehabt.

 

Man fährt um die nächste Straßenkurve, schon thronen hoch oben wieder Felsen über einem

 

Diese kleinen Steinmauern als Abgrenzung würde ich mir manchmal weit oben über den Gorges wünschen

 

Landschaft, so viel Landschaft

 

Mittagspause

Es geht weiter nach Florac, wo wir im Stadtzentrum eine gemütliche Pause machen. Eine heiße Suppe tut gut! Am Nachbartisch sitzt ein Motorradfahrer. Er kommt aus Krefeld und ist auf dem Weg Richtung Süden. Wir kommen schnell in ein Gespräch und die Zeit vergeht im Fluge.

 

Mittagspause in der kleinen Bar

 

Durch den Krefelder haben wir ein Foto, auf dem wir beide drauf sind.

 

Meine Planung sieht von hier aus eigentlich kleinste Straßen bis Le-Pont-de-Montvert vor. Ich entscheide mich aber um und beschließe, dem Tarn noch ein wenig auf seinem Weg zu folgen. Spontan setze ich ein paar Wegpunkte im Navi um.

 

Kurven ohne Ende

Kurz hinter Florac muss ich schon wieder anhalten. Am Straßenrand steht ein Schild mit irgendeiner Straßensperrung und ich finde die Orte nicht auf der Karte. Für zwei Minuten stehe ich ratlos herum. Da fährt ein netter Franzose mit dem Auto an uns vorbei. Mein strahlendes Lächeln bringt ihn zum Anhalten, und er erklärt mir sehr freundlich, dass unsere Route frei ist und sich die Straßensperrung auf eine kleine Nebenstraße bezieht. Das sind gute Neuigkeiten!

 

Kirche von La Pontese

 

Die wievielte Schlucht ist das eigentlich heute, die wir fahren? Waren wir heute schon mal am Tarn? Oder war das gestern? Wir vergessen im Rausch der Kurven Zeit und Ort.

 

Die nächste Schlucht, die nächsten Kurven

 

Ein Wanderer mit Esel und Hund am Straßenrand

 

Rechts, links, rechts, links – im Rausch der Kurven

 

Ein Straßenschild warnt uns vor der kurvigen Strecke. Sag mal, haben die einen Vogel? Wir fahren seit 200 Kilometern Kurve um Kurve, und genau jetzt wird davor gewarnt?! Hinter jeder dritten Kehre befindet sich ein kleines Rinnsal, das jeweils eine eigene Brücke mit einem eigenen Namensschild besitzt.

 

Jedes Rinnsal hat sein eigenes Schild

 

Sind aber auch schöne Rinnsale

 

In Le-Port-de-Montvert purzelt der Tarn über dicke Steine in kleine Wasserbecken Richtung Tal.

 

Ist denn schon wieder Pausenzeit?

Wir verlassen die D998 nach links und wir kommen gut voran bis nach Villefort. Am gleichnamigen See machen wir noch schnell einen kurzen Fotostopp, bevor es zur letzten Etappe zu unserem heutigen Ziel geht. In La Bastide finde ich an einer Straßenecke noch ein Hotel mit einer geöffneten Terrasse. Wir machen eine letzte Rast, bevor es dann aber wirklich weiter geht.

 

Die Straße breiter, die Kurven weiter

 

Der See von Villefort

 

Selfie-Time

 

Unmittelbar hinterm See klettern wir wieder nach oben

 

Ich strahle, obwohl der Kaffee zum Abgewöhnen ist.

 

War dieses Hotel mal eine Postkutschenstation?

 

Die letzten Kilometer

Lange bleiben wir nicht sitzen, so gemütlich ist die Terrasse dann leider auch nicht. Die D906 auf den nächsten Kilometer bis Langogne hervorragend ausgebaut und wir wissen mit der hohen Geschwindigkeit fast nicht umzugehen. Die bisherigen 250 km des Tages waren ein einziges rechts-links-rechts-links auf kleinen Straßen. Aber wie haben wir das genossen! In Langogne ist es wieder einmal Zeit, die beiden Damen voll zu tanken. Witzig! Wir stehen genau an der Tankstelle, an der wir vor einer Woche schon einmal früh morgens gestanden haben. Diesmal geht es aber nicht Richtung Süden, sondern wir nehmen die N88 Richtung Norden.

 

Weite Ausblick in der Höhe

 

Eigentlich hatte ich noch eine Runde entlang am Lac de Naussac geplant Diese lasse ich aber aus, weil wir auf der Hinfahrt dort bereits waren! An einer großen Baustelle pfuschen wir uns bis zur Baustellenampel nach vorne durch. Als die Ampel auf Grün springt, stehen wir also in der Poleposition und kommen gut bis St-Paul-de-Tartas weiter. Jetzt sind es noch ein paar Meter nach rechts, dann biegen wir nach links ab, überholen zwei Traktoren und dann stehen wir.

 

Muss der Tag bald schon zu Ende sein?

 

Noch ein bisschen in der Abendsonne über die Felder fahren

 

Blick auf die runden Hügel der Auvergen

 

Schrittempo

Wir haben es quasi pünktlich geschafft, hinter einer großen Kuhherde den letzten Kilometer bis zu unserem heutigen Quartier her rollen zu müssen. Gemütlich trotten die Damen zum Melken. Vielleicht hätte man auch leise dran vorbeifahren können, aber wir haben es nicht eilig und möchten niemand stressen. Am Gites angekommen werden wir unglaublich herzlich von der Gastgeberin begrüßt. Wir sind die einzigen Gäste und haben den Aufenthaltsraum des Hauses für uns alleine. Wir können uns also hemmungslos ausbreiten, was wir hervorragend beherrschen. Es gibt noch ein Getränk mit der Gastgeberfamilie. Dann genießen wir es aber, ein bisschen auf den Sofas herumzulungern und die Reste vom gestrigen Picknick aufzuessen.

 

Parkplatz direkt vor der Tür

 

Klein, fein, mit Heizung

 

Wenn die Wettervorhersage stimmt, haben wir morgen noch einen schönen, wenn auch kalten Tag vor uns. Der Donnerstag könnte uns dann noch mal eine Herausforderung sein, aber das sehen wir dann morgen abend.

In diesem Sinne, ab unter die Dusche und dann unter die Bettdecke. Gute Nacht!

 

Anmerkungen des Tages:

Anmerkung 1:

Für diejenigen, die nicht alle Kommentare zu den Beiträgen nachträglich lesen: Ja, meine Klim-kombi ist im vergangenen Jahr undicht gewesen, sie wurde aber repariert. Aber das Vertrauen in die Kombi ist komplett verloren nur ein Jahr nach dem Kauf. Daher ziehe ich bei Starkregen eine Regenkombi an. Nochmal mal ich nicht im Nassen sitzen.

Anmerkung 2:

Mir klebt eine Fliege von innen im Visier. Will sie einfach ein Stück des Weges mitfahren oder bin ich zu langsam gefahren?

Anmerkung 3:

Ich habe gestern mein Motorrad vor einem dicken Blumenkübel geparkt. Heute morgen war dieser von städtischen Mitarbeitern weggeräumt worden. Beim ersten Kaffeestopp fällt mir auf, dass mein Blinker abgebrochen ist. Das kann nur dort passiert sein! Aber schwarzem Gaffa-Tape sei Dank, klebt der Blinker wenige Minuten später wieder an seiner Stelle. So langsam sieht die kleine Schwarze aus, als würde sie ohne Gaffa-Tape auseinanderfallen.

 

Geklebter Blinker, fachmännisch sieht anders aus, aber hält!

 

Anmerkung 4:

Der letzte Kaffee im Hotel de la grand Halte war einer der schlechtesten unserer Reise. Monika beschreibt ihn recht treffend als “Kaffee von vorgestern, der durch die warme Milch auch wieder mit aufgewärmt wurde”. Wir brauchen jetzt dringend einen Keks oder so, um den eigentümlichen Geschmack wieder loszuwerden.

 

Die Route

11_DI_Meyrueis_St. Arcons_313  GPX

50 100 150 200 5 10 15 Entfernung (km) (m)
Keine Höhendaten
Name: Keine Daten
Entfernung: Keine Daten
Minimalhöhe: Keine Daten
Maximalhöhe: Keine Daten
Höhengewinn: Keine Daten
Höhenverlust: Keine Daten
Dauer: Keine Daten
 

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