Pyrenäen – Tag 10 – auf in die Cevennen

Meeresrauschen am Morgen

Das Rauschen der Wellen hat uns gestern sanft in den Schlaf gewogen. Den Rest des sanften Wiegens hat unsere gemeinsame Matratze erledigt. Aber wir haben gut geschlafen. Wir sind uns nicht sicher, ob wir am frühen Morge nicht auch mal einen Regenschauer gehört haben. Der Blick aus dem Fenster morgens ist einmalig! Ohne die wenigen Wolken hätten wir direkten Blick auf den Sonnenaufgang über dem Mittelmeer. Weit und breit gibt es auch keine Anzeichen von Regen in der Nacht. Das Wetterradar verspricht heute einen weitestgehend trockenen Tag. Wir stellen uns mal darauf ein und packen die Regenkleidung wieder gut am Motorrad weg.

 

Blick auf den Sonnenaufgang aus unserem Zimmer

 

Unsere Klamotten von gestern sind fast so feucht, wie wir sie am Abend aufgehangen haben. Während Monika in ihre klamme Motorradhose steigt, verzweifle ich an meinen nahezu tropfnassen Handschuhen.

Frühstück wie im Paradies

Wir gehen noch ein paar Meter am Strand spazieren und holen anschließend wie vereinbart an der kleinen Bar neben dem Hotel unser Frühstück ab. Die Franzosen können es einfach! Sie können köstliche Croissants backen, köstliche Pain-au-chocolat zaubern und das Baguette ist, wie Baguette einfach sein! Wir sitzen auf der Terrasse mit Blick auf das Mittelmeer und genießen unser Frühstück in der Sonne! Wir hätten gestern nicht daran geglaubt, so in den Tag starten zu können.

 

Die Sonne bahnt sich ihren Weg

 

Wunderschön hier

 

Das könnte fast kitschig sein

 

Frühstück mit Blick aufs Meer

 

Auf Wiedersehen Mittelmeer

Irgendwann müssen wir unser sonniges Plätzchen dann doch verlassen und die Motorräder wieder starten. Wir verlassen Leucat Richtung Norden und gönnen uns noch einen kleinen Schlenker Richtung Port-la-Nouvelle und Sigean.  Wehmütig blicken wir noch mal Richtung Meer – bis zum nächsten Mal!

 

Blick auf Leucate

 

Wir werden mit tollem Wetter verabschiedet

 

Etang de la Palme

 

Hier waren wir doch schon mal!

Über Portel-des-Corbieres fahren wir über das Massif de Fontfroide Richtung Thezan-des-Corbieres. Die Landschaft verändert sich schlagartig und wir sind an unsere Hinfahrt vor einer knappen Woche erinnern. Es ist zwar Montagmorgen, wir sind aber nahezu alleine auf der D611. Dies ändert sich schlagartig, als wir in Thezan an einer Engstelle den Gegenverkehr vorbeilassen müssten. Schlagartig kommen uns direkt hintereinander acht Autos entgegen. Haben die auf uns gewartet? Ist hier die versteckte Kamera?

 

Vertrocknete Bäume säumen den Straßenrand

 

Zwei ältere Damen feuern uns an, die Motorräder einmal so richtig aufheulen zu lassen. Ich mache dies schon bei der Aufforderung von Kindern nicht, weil ich das einfach nicht mag und andere stört. Aber diese beiden älteren Damen sind einfach zu süß, wie sie mit Gehstock in der Hand den Gasgriff imitieren.

 

Blick auf Pech Maurel kurz hinter Thezan

 

Ein junger Mann in einem fliederfarbenen Jogginganzug steigt aus einem Auto aus. Wann hat eigentlich diese Unart angefangen, dass Jogginganzüge Alltagskleidung sind? Der Hintern der Hose ist so ausgebeult, da könnte man einen ganzen Kürbis drin verstecken. Ich glaube, er hat eine Wassermelone getragen.

 

Kurzer Stopp am Straßenrand

In den Ortschaften liegt viel Sand und Dreck auf den Straßen. Hier muss es gestern oder in der Nacht auch ordentlich geregnet haben. Die nächsten Kilometer bis Lezignan-Corbieres sind uns von der Herfahrt schon bestens bekannt. Sind sie deshalb langweiliger? Nein! Kein Stück! Auch die Ortsdurchfahrt findet mein Navi diesmal eleganter, und Abkürzungen über Parkplätze bleiben aus.

 

Platanen in der Sonne

 

Wir biegen ab Richtung Olonzac, und plötzlich befinden wir uns im Kurvenparadies Richtung Col St. Colombo. Nur Cafés, die finde ich leider nicht. Vor Riols entscheide ich mich für einen kurzen Stopp, um wenigstens einmal um die Motorräder zu laufen. Da aber auch das Getränk von heute morgen noch auf seine Entsorgung wartet, wird früher oder später eh noch ein Stopp notwendig sein.

 

Kurzer Stopp am Straßenrand, also auf einem Parkplarz am Straßenrand

 

Beine vertreten

 

Jetzt aber wirklich Kaffee

Weiter geht es, und ich kann mich an der Landschaft links und rechts der Straße nicht sattsehen. Die dunkelgrünen Hügel reichen bis zum Horizont! Aber es wird eindeutig Herbst! Alles, was nicht Nadelbaum ist, leuchtet in gelb-grün, gelb oder sogar schon in rotbraun! Wir können es uns einbilden, haben aber den Eindruck, dass die Natur tatsächlich weiter als noch in der vergangenen Woche ist. Die D908 begleiten wir weiter durch den Nationalpark des Haut Languedoc. Wir fahren Kurve um Kurve und bekommen vom Fahren nicht genug!

 

Brücke über den Jaur bei St. Etienne d’Albagnan

 

Nur ein paar Kilometer weiter bei Olargues dann dieses imposante Bauwerk

 

Wir haben noch nie so riesige Platanen gesehen! Was für eine beeindruckende Allee

 

Ich habe ein Faible für Wasser mit Brücken

 

In Bedarieux ist es aber dann wirklich so weit. Ich setze den Blinker rechts, damit wir in einer kleinen Bäckerei mit einer schier unendlichen Auswahl uns einen Kaffee in der Sonne schmecken lassen können. Ich entschuldige mich bei Monika, dass um 11:30 Uhr mittags schon die Hälfte der Tageskilometer vorbei sind.

 

Die kleine Bäckerei mit eigener Backstube

 

Das ist in etwa ein Viertel des Sortiments

 

Ein netter Deutscher macht ein Foto von uns

 

Die beiden Damen haben auch ihre verdiente Pause bekommen

 

Weiter Richtung Norden

Wir könnten ewig in der Sonne sitzen bleiben und uns von ihr wärmen lassen! Ist das schön hier! Wir haben aber noch ein Stück Weg vor uns, daher geht es dann doch irgendwann weiter. Wir starten die Motoren und rollen auf den ersten Kreisverkehr zu. Zwei Lkw-Fahrer verabschieden sich an unterschiedlichen Ausfahrten des Kreisverkehrs mit einem lauten gegenseitigen Hupen. Ich lasse mich davon anstecken und hupe auch. Meine Hupe klingt gegen die der LKW wie eine erkältete Ente. Das lasse ich zukünftig besser. Wir halten uns westlich von Lodeve und fahren über kleine Straßen Richtung Baraque d’Arles. Der Wind wird immer stärker und wir kämpfen ganz schön dagegen an.

 

Ich würde hier oben auch Windräder aufstellen

 

Wetterstation bei Les Plans

 

Teilweise sind die Straßen noch feucht, hier scheint es kurz zuvor geregnet zu haben. Wir haben aber Glück und können trockenen Reifens (trockenen Fußes passt ja hier nicht) quer durch den Forets Dom de Joncels fahren.

 

Orientierungslos in Europa

Ich verliere auf der Karte die Orientierung, da viele der gefahrenen Straßen und durchfahrenen Orte gar nicht abgedruckt sind. Ich schaffe es beim Fahren auch nicht, mich wieder zurechtzufinden. Vor einem Abzweig mit fünf Möglichkeiten bleibe ich erst einmal stehen und versuche, uns in Frankreich wiederzufinden. Ach, da sind wir! Das ist sehr interessant. Aber zumindest weiß ich jetzt, dass wir auf dem richtigen Weg sind! Wir hoppeln ab Sauclieres über einen kleinen Pass auf St. Jean-Du-Bruel Land zu. Der Pass ist so klein, der hat nicht mal eine ordentliche Mittellinie! Aber mittendrin, mitten auf diesem Pass stehen auf einmal zwei Häuser in besten Zustand! Manchmal ist es wirklich faszinierend in diesem Land.

Ich schaue auf den Kilometerzähler der Tankanzeige und weiß, dass Monikas CBF so langsam durstig wird. Nach ein paar Klicks auf meinem Navi sehe ich aber in der Ferne des Displays eine Tankstelle auftauchen. Ich hoffe inständig, dass dies keine dieser seit 20 Jahren aufgegebenen Benzin-Stationen ist. Nein, wir haben Glück, die Tankstelle in Nant ist geöffnet! Der Durst unserer beiden Damen ist gestillt und so können auch wir ein paar Meter weiter in einem netten Restaurant bei Galette die Mittagspause einläuten.

 

Mittagspause in Nant

 

Einsam hat Monika mich am Tisch zurück gelassen

 

Galette Royale – köstlich

 

Bleiben wir trocken?

Die Wolken über uns wissen noch nicht, was sie vorhaben! Wir wissen es auch nicht! Nach kurzem Beratschlagen entscheiden wir uns zunächst für die eigentlich geplante Route. Abkürzen können wir noch immer. Auf der D991 geht es an der Dourbie entlang. Wir wissen gar nicht, wohin wir zuerst gucken sollen: auf die fantastische Landschaft und die steilen Berge über uns, oder dann doch lieber auf die Straße?

 

Imposantes Bauwerk hinter Nant

 

Kurve rechts, Kurve links und überall viel Aussicht

 

Blick auf das mittelalterliche Örtchen Cantobre

 

Wasser rechts, Felsentürme links von uns

 

Da fahren wir nicht entlang

Hinter Cantobre möchte ich eigentlich zur D809 nach Millau queren. Der geplante Abzweig ist aber lediglich ein asphaltierter Weg mit einem Grünstreifen in der Mitte, steil nach links den Berg hinauf. Keine Experimente –  das lassen wir besser! Wir bleiben also einfach noch ein bisschen auf der D991, wir sind schon schlechter unterwegs gewesen. Hinter la Roque-Ste-Marguerite muss ich dann aber doch noch mal kurz auf die Karte schauen. Wer soll denn bei den Kurven sich während des Fahrens auf die Karte konzentrieren? Aber es passt alles, und schon nach ein paar Mehrkilometern rollen wir auf Millau zu.

 

Wo soll man nur zuerst hinschauen?

 

Inzwischen fließt die Dourbie links von uns

 

Landschaft, Landschaft und noch mehr Landschaft

 

Kurzes Orientieren am Straßenrand

 

Blick auf die Dourbie

 

Häuser kleben in den Hängen unter den Felsen

 

Ein ganz neuer Blick auf Millau

Wir kommen aus einer anderen Richtung als auf unserer Herfahrt. Wir biegen gleich wieder rechts ab und auf dem Weg steil den Berg hinaus zum Foret Dom du Causse Noir haben wir einen tollen und ganz anderen Ausblick auf die Stadt. Wie kann eine Stadt nur so rot und gelb in der Sonne leuchten?

 

Am Horizont die Brücke von Millau und darunter die rot-gelb leuchtende Stadt

 

Die Landschaft verändert sich im Halbstunden-Takt. Waren wir eben noch in einer Schlucht, so fahren wir jetzt wieder einen Berg hinauf und sind oben in einem bewaldeten Wandergebiet. Wo kommt denn auf einmal diese riesige grüne Wiese hier oben her?

 

Erst geht es durch den Wald,

 

.. dann taucht auf einer Lichtung diese riesige Wiese auf

 

Nur noch ein paar Kilometer bis zum Hotel

Auf der anderen Seite winden wir uns in engen Kehren wieder den Berg hinab. In Peyreleau bieten wir ab und folgen diesmal dem Jonte, der sich tief unterhalb der Straße immer weiter in den Fels gräbt.

 

Links von der Steinmauer ein Blick zurück auf die Straße, von der wir gekommen sind

 

Manchmal ist es schon ein Wunder, dass die Felsen einfach so aufeinander liegen bleiben. In Meyrueis haben wir unser heutiges Etappenziel und wir checken in das Hotel de l’Europe. Es ist ein zwei Sterne Hotel, ein französisches 2 Sterne Hotel. Aber der Preis ist dementsprechend günstig und wir können uns dementsprechend auch nicht beschweren. Immerhin haben wir ein Zimmer mit Blick auf unsere Motorräder.

 

Gorges du Jonte

 

Noch ein Stopp an einem Aussichtspunkt

 

Zu beeindruckend ist das, was wir sehen

 

Hier könnte ich noch tagelang kreuz und quer durch die Gegend fahren

 

Weltstadt Meyrueis

Wir duschen uns und nehmen uns noch die Zeit für einen kleinen Stadtbummel. Hier steppt für diese Jahreszeit tatsächlich noch der Bär. Viele Hotels haben geöffnet und auch bei den Bars oder Restaurants hätten wir freie Auswahl. Uns liegen die Gallettes vom Mittag noch schwer im Magen und so entscheiden wir uns für einen Einkauf in einem kleinen Krämerladen und genießen Frankreich, Baguette und das Leben.

 

Das Hotel de l’Europe in Meyrueis

 

Die Damen dürfen vor der Tür stehen

 

Ausblick aus unserem Zimmer, da stehen die beiden Motorräder

 

Dies ist ein wirklich hübsches Örtchen

 

Das perfekte französische Picknick

 

Es wird kalt im Zimmer, die Heizung des Hotels ist auch noch nicht eingeschaltet. Wir verziehen uns unter unsere Bettdecken und quatschen einfach so noch etwas weiter. Die Wettervorhersage für morgen ist so eher durchwachsen bis schlecht. Ich überlege, ob wir den Tag abkürzen und ich mir meine Kondition für die weiteren Tage aufspare. In diesem Sinne: Mal sehen, was der morgige Tag bringt. Gute Nacht!

 

Anmerkungen des Tages:

Anmerkung 1:

Wir haben bei Facebook einen Kommentar bekommen, dass wir wohl anscheinend noch keinen einzigen schönen Moment hatten auf der Tour. Alle Berichte hätten so einen negativen Touch. Ich möchte dies klarstellen und sagen, dass es uns um den einen kompletten Regentag in Spanien leid tut. Nach vier Stunden Dauerregen war dem Tag wenig Positives abzugewinnen. Aber wir hatten immer noch gute Laune. Alle anderen Tage waren sensationell und wir wollen keinen Kilometer der Tage missen. Klingt meine Berichterstattung dieses Mal wirklich so negativ oder geht derjenige zum Lachen in den Keller?

Anmerkung 2:

Meine Handschuhe sind übrigens in Teilen aus eigener Schuld so nass. Ich musste ja gestern im Unwetter unbedingt unter dem Baum ein Bild machen. Dabei habe ich mir das Wasser von den Armen und Schultern von oben in die Handschuhe laufen lassen. Ich denke, sonst wären sie gerade von innen nicht so nass geworden.

Anmerkung 3:

Monika zieht bei einem Stopp ihren Helm aus und riecht entgeistert in das Innere. Ob es hier auch nach “eau de Moder” riecht. (Auf französisch klingt das wie “o-de-moda”)

Anmerkung 4:

Monika behauptet, ich würde Wörter erfinden. Was kann ich dafür, dass sie den Duden nicht kennt. Querkant ist halt das Gegenteil von hochkant und zonkelig bedeutet halt eine kleine verwinkelte Straße. Ich fahre gerne zonkelige Straßen.

Anmerkung 5:

Endlich hat einer mal das Wichtigste auf eine Cola-Dose geschrieben. Eiskalt genießen!

 

Anmerkung 6:

Bei der Mittagspause muss ich wirklich dringend wohin. Ich beschließe aber, dass Selbstbeherrschung das halbe Leben ist. Die andere Hälfte wäre übrigens ein vollgepieselter Stiefel.

Die Route

10_MO_Leucate_Meyrueis_312  GPX

50 100 150 200 5 10 15 Entfernung (km) (m)
Keine Höhendaten
Name: Keine Daten
Entfernung: Keine Daten
Minimalhöhe: Keine Daten
Maximalhöhe: Keine Daten
Höhengewinn: Keine Daten
Höhenverlust: Keine Daten
Dauer: Keine Daten
 

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6 comments on “Pyrenäen – Tag 10 – auf in die Cevennen

  1. Gegen nasse Hände in nassen Handschuhen helfen Dieselhandschuhe innen getragen. Ich habe mittlerweile immer eine ausreichende Anzahl dabei.
    Euer Bericht ist in keinster Weise negativ geschrieben. Man merkt immer, dass ihr euch trotz der Widrigkeiten den Spaß nicht vermiesen lasst und ihr gutgelaunt die Eindrücke genießt.

  2. Moin, schließe mich dem Vorredner an, auch ich kann nichts negatives aus den Berichten lesen.Im Gegenteil, der Spaß ist euch auf jedem Foto sogar anzusehen !!
    Drücke euch die Daumen, das ihr vom Regen weitgehensst verschont bleibt und weiter auf “zonkeligen” Straßen fahren könnt :-)))

  3. Ich finde Deine/Eure Berichte reell. Nicht geschönt und sehr schön zum Lesen. Toll! Weiter so!!
    Freue mich nach wie vor jeden Morgen sie zu lesen. Ich hoffe ihr fahrt noch 30 Tage :-)))))

  4. Aber Hallo, hier ist nichts Negatives. Selbst das widrigste Wetter vermiest euch nicht die Laune. Gerne dürft ihr noch unendlich lange weiterfahren, freue mich jeden Morgen auf die erfrischende Lektüre. Habt noch eine schöne Restreise und einen gnädigen Wettergott.

    1. Liebe Judith, ganz lieben Dank! Heute gibt es keinen Blog. Wir haben wegen des Wetters entschieden, zwei Etappen an einem Tag zu fahren und sitzen jetzt etwas platt im Hotel. Dafür nutze ich dann morgen den Regentag zum schreiben

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