Deutschlandreise – Das Erzgebirge ruft – Tag 6

Guten Morgen Konditon

Wir haben super geschlafen in Wiesenau! Tolle Betten, wieder einmal Totenstille, einfach perfekt.

Heute lassen wir uns Zeit, genießen das Frühstück und Rollen um 8:45 Uhr vom Hof. Unser erster kurzer Zwischenstopp wird bei Honda in Guben sein, um Öl für meine kleine Strom zu kaufen. Daas ist kaum ein Umweg und passt auch von den Öffnungszeiten gut in unseren Zeitplan.

Die ersten Kilometer gelten wie immer dem Warmfahren von Mensch und Maschine. In einer herrlichen Lindenallee kurz vor Coschen möchte ich im Stehen wieder ein paar Bilder machen und merke schlagartig, dass ich von den gestrigen sechs Kilometern im Stehen fahren wahnsinnigen Muskelkater habe. Aua!

Lindenstraße

Beim nächsten Stop muss ich mal nach “Kondition kaufen Guben” googeln, vielleicht kann ich ja da noch was machen. Auch sonst merke ich so langsam die Kilometer in den Knochen, genieße aber trotzdem die früher Morgenluft.

Wenn früh am Morgen…

Hinter Bresinchen träumt sich ein älterer Renault Scenic mit 20 km/h vom Hof auf die Straße und wird auch nicht schneller. Ich kann ihn verstehen. Immerhin kam hier donnerstags um 9:28 Uhr noch nie ein Fahrzeug vorbei! Warum also heute?! Kaum biegt er mit seiner sterbenden Zylinderkopfdichtung gemeinsam mit uns ab, findet er urplötzlich im Fußraum seines Fahrzeugs das Gaspedal wieder und versucht, uns nicht vorbei zu lassen. So nicht! Wir lassen ihn schnell hinter uns und können nun wieder frei atmen.

Öl aus Guben

An der Neiße überqueren wir wieder einmal die Grenze nach Polen. FOTOSTOPP!

Na, wo sind wir?

Schlagartig werden die Straßen wieder schlechter. Habe ich das vermisst?! Ich weiß nicht!

Das polnische Gubin ist wahnsinnig heruntergekommen, zumindest in den Bereichen, die wir sehen! Kaum überquert man wieder die Neiße in das deutsche Guben, verändert sich das Bild schlagartig. Ein kleines herausgeputztes Städtchen begrüßt uns.

Der Honda Händler ist schnell gefunden und hat auch das passende Öl parat. Er glaubt allerdings, dass das Motorrad defekt sein muss, wenn es Öl verbraucht. Das kann auch nur ein Honda Mechaniker sagen! Meine V-Strom ist nicht kaputt! Sie ist einfach eine K08. 😉

Aus einer stylischen und wirklich praktischen Flasche läuft das flüssige Gold in meine Strom! Jetzt kann es weitergehen.

Fachfrau bei der Arbeit!

Weil wir es geniessen

Immer an der Neiße entlang geht es auf der B112 und kleineren Straßen wieder Richtung Polen. In Neu-Sacro finden wir in einem Hofladen ein tolles Kaffee und genießen den Moment! An den vielen Besuchern merkt man, wie gut der Laden angenommen wird in der Region.

Weil wir es geniessen

Unmittelbar nach der Kaffeepause überqueren wir wieder einmal die Grenze nach Polen und holen in einem weiten Bogen über Body nach Teplice aus. Nicht alle Straßen sind in perfektem Zustand, aber kein Vergleich zu unserem gestrigen Endurowandern!

Ehemalige Grenzanlagen
Tolle Gegend!

Wir sind uns noch unschlüssig, was wir mit der Mittagspause machen. Wieder mal Restaurant? Oder Picknick wie gestern. Wir wollen noch etwas abwarten mit der Entscheidung.

Hinter Bad Muskau verlassen wir Polen schon wieder und fahren nun auf einer perfekten Landstraße immer an der Grenze entlang bis nach Görlitz. Es ist wirklich nach dem gestrigen Tag ein Genuss, auf perfektem Asphalt einfach mal wieder ein paar Kilometer zu machen und sich die Luft um die Nase wehen zu lassen! Es ist keinesfalls langweilig, obwohl es stellenweise auch mal ein paar Kilometer geradeaus geht. Aber mal durchquert man einen Laubwald, mal ist es ein Nadelwald, dann sind rechts die vielen Abzweige zu militärischen Einrichtungen rundum Klein Pribus – es gibt also immer etwas zu gucken.

Kulturinsel Einsiedelei

In Zentendorf hängt zu unserer Rechten auf einmal ein Auto auf einem Stamm in luftiger Höhe. Und ab da wissen wir nicht mehr, wohin wir unsere Blicke wenden sollen. Links bunte Häuser, rechts bunte Häuser, links lustige Figuren, rechts ein Baumhaus-Café und irgendwie geht es immer so weiter! Erst ganz am Ende entscheide ich mich fasziniert, noch einmal anzuhalten, diesen Ort muss ich googeln!

Das Auto erkennt man leider nur ganz knapp zwischen den Bäumen oben.

Wir befinden uns also an der Kulturinsel Einsiedelei, einem ganz ungewöhnlichen Freizeitpark unmittelbar an der Neiße. Die künstlerische Holzgestaltung ist wohl das auffälligste rund um diesen Freizeitpark! Gerade ist es wieder einmal schade, dass wir nicht mehr Zeit haben. Ich glaube hier wären wir beide tatsächlich eingekehrt.

Auch an der Kulturinsel

Flucht vor dem Wetter

Als wir weiterfahren wollen, wirft einen Blick zurück unsere ganzen Pläne um! Eine schwarze Gewitterwand rollt unaufhaltsam in unsere Richtung auf uns zu. Schnell werfen wir uns wieder in unsere Klamotten, ziehen die Helme an und nun beginnt eine längere Flucht vor dem uns immer folgenden Regen!

Auch heute haben wir wieder Wetter, Wetter, Wetter.

Vor Görlitz sind wir kurzzeitig guter Dinge, dass wir dort eine Mittagsrast einlegen! Aber bereits an der ersten Ampel wird schnell klar, das jetzt eine Pause bedeuten würde, mitten in die Unwetter zu geraten. Also fahren wir weiter die B99, unsere geplante Route, immer weiter Richtung Zittau!

Blick auf Görlitz aus der Ferne
Auf der anderen Seite ist es auch nicht besser

Wir überqueren eben noch einmal die Grenze nach Polen, hüpfen rüber nach Tschechien und machen an einer Tankstelle wieder einmal eine unserer mittlerweile berüchtigten romantischen Pausen. Leider gibt es außer gummiartigen Hotdogs nichts Nahrhaftes an dieser Tankstelle, so dass wir uns auf Müsliriegel und Wasser aus unseren Trinkflaschen beschränken.

Der überaus aufdringliche Mann, der vehement versucht, uns für nur 10 € ein umfangreiches Messerset auf dem Parkplatz der Tankstelle zu verkaufen, bringt uns endgültig dazu, diesen pittoresken Platz wieder zu verlassen und unsere Flucht vor dem Gewitter wieder aufzunehmen.

Kurven, Kurven, Kurven

Im Zittauer Gebirge fahren wir jede Kurve, die wir finden. Einmal nach Lückendorf, dann wieder nach Olbersdorf, zurück nach Jörnsdorf und selbstverständlich auch nach Waltersdorf. Hier durchqueren wir das Gebiet wirklich kreuz und quer! Auf einem Parkplatz siegt dann aber endgültig meine Feigheit und ich ziehe mir zumindest das wasserdichte Inlett meiner Kombi an! Was ich habe, das habe ich schon mal!

Um 15:22 Uhr gebn wir uns geschlagen. Der Regen hat uns eingeholt. Pünktlich zum Grenzübertritt vor Rumbork fängt es nicht heftig, aber deutlich an zu regnen. Dieses Wetter begleitet uns auch ein ganzes Stück, bis wir in Sebnitz Tschechien wieder verlassen.

Diese Stadt möchte uns einfach nicht loslassen. Erst höre ich den Navi nicht zu, dann verstehe ich das Gebrülle eines Einheimischen nur so halb und biege schon wieder falsch ab, erst im dritten Anlauf finde ich den richtigen Ausgang raus aus diesem Gewühl. Ich glaube, ich bin müde und es ist Zeit für eine Pause. Ein Restaurant auf der rechten Seite wirft sich uns einladend in den Weg, so dass wir gar nicht anders können, als die Chance zu ergreifen!

Kaffeedurst

Der perfekte Moment. Kommen wir noch regennass in die Gaststube, so verlassen wir sie kurz darauf ebenso trocken, wie es die Straßen mittlerweile wieder sind. Perfekte Bedingungen um über Saupsdorf das Kirnitzschtal nach Bad Schandau in Angriff zu nehmen. Was für eine hammergeile Strecke! Ich würde sie allerdings auch auf jeden Fall in diese Richtung befahren, da man als Motorradfahrer so nicht die Schienen der Bahn auf seiner Fahrspur hat.

Bad Schandau kenne ich bereits recht gut, doch bin ich immer wieder beeindruckt, wie weit über den Hauseingängen zwischen Erdgeschoss und 1. Etage die eingezeichneten Pegelstände des Hochwassers von 2002 stehen. Dies ist für mich immer noch unfassbar und macht mich sprachlos!

Die Elbe bei Bad Schandau

Hinter Bad Schandau scharf links biegen wir nach Krippen ab, so dass wir auf den folgenden Kilometern Kurve an Kurve haben. Stellenweise ist die Straße leider noch nicht ganz neu gemacht, aber wir sind es ja gewohnt, etwas durchgeschüttelt zu werden.

Kalt, kälter, Erzgebirge

So sehr wir die flache Landschaft an der Ostsee genossen haben, so sehr freuen wir uns, dass wir endlich wieder durch die Kurven jagen können! Bei einer Ortsdurchfahrt strampel ich vor Freude mit den Beinen und jubel in meinen Helm. Durch die Täler und über die Höhenzüge geht es immer weiter zu unserem heutigen Ziel, nach Altenberg im Erzgebirge.

Höhenzug vor Altenberg – und der Wind pfeift eisig

Zwischenzeitlich sind die Temperaturen auf knapp über 10 Grad gefallen. Mit kalten Händen und etwas durchgefroren biegen wir auf den Parkplatz ab, um im Hotel zum Erzgebirge unser Quartier zu beziehen. Wer mal alles Kitschige, was das Erzgebirge zu bieten hat, in einem Raum sehen möchte, dem sei dieses Hotel empfohlen!

Es ist von allem etwas zu viel, und etwas übertrieben, aber genau das macht einen echten Charme aus. Die Zimmer sind groß, das Bad ist riesig, das Essen sehr lecker und das Schwarzbier schmecht. Was will man eigentlich mehr?

Was jetzt noch? Heiß duschen und ab ins Bett! Verdientermaßen wie wir finden!

Anmerkung des Tages

Anmerkung 1:

Mein heutiges Mantra lautete “Kamera säubern, Kamera säubern, Kamera säubern”! Ich habe kein einziges Mal daran gedacht! Erst versehentlich nach dem Regen habe ich über das Objektiv gewischt und damit die Insekten entfernt. Ich gelobe weiterhin Besserung!

Anmerkung 2:

Die Musik während des Abendessens ist mehr als gewöhnungsbedürftig! Ich empfehle das Schwarzbier. Damit geht alles!

Je später der Abend, desto schöner die Inneneinrichtung 😉

Anmerkung 3:

Ich weiß wieder einmal, was artgerechte Haltung einer V-Strom bedeutet! Überglücklich umarme ich die kleine Schwarze in den Arm! Sie ist toll!

Anmerkung 4:

Wenn ich von 6 km im Stehen fahren schon solchen Muskelkater habe, sollte ich meinen Traum von einer langen Enduroreise vielleicht einfach begraben! Ich bin ein Konditionswunder!

Anmerkung 5:

Es gibt Ölflaschen mit Super-Schnorchel! Endlich geht das Öl mal nur dahin, wo es soll! Mein Preis für die Erfindung des Jahres geht an den Super-Schnorchel!

So sieht ein Super-Schnorchel aus!

Anmerkung 6:

Ich habe Monika für die Tagesetappen ab Usedom kürzere Strecken angekündigt. Gestern waren es 405 km, heute 395 km, da sind die 369 geplanten Kilometer für morgen doch ein Katzensprung oder? 😉

Anmerkung 7:

Schwarzbier ist hinterlistig. Ich wollte Monika etwas von “aus den Rippen leihern” erzählen, stammel aber lediglich etwas von “aus den Lippen reihern”. Sie versteht mich trotzdem – behauptet sie zumindest. 😉

Anmerkung 8:

“Ich geh mal ins Internet” bekam an der Kulturinsel eine völlig neue Bedeutung. An den Motorrädern war kein Internet-Empfang, an der Skulptur auf der gegenüberliegenden Straßenseite schon.

Ich geh dann mal ins Internet – da drüben!

Die Route

Die heutige Route ist uneingeschränkt nachfahrenswert. Das Kirnitzschtal ist auf 50 km/h beschränkt, mit Sonntagsausflüglern und dem Baahnverkehr ist aber wohl selbst das kaum zu erreichen.

Ansonsten: Nachfahren ist ein Muss!

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5 comments on “Deutschlandreise – Das Erzgebirge ruft – Tag 6

  1. Da habt ihr Görlitz links liegen gelassen? Schade, ein Kleinod diese Stadt…allerdings hättet ihr mit Eurem Besuch den Altersdurchschnitt drastisch gesenkt….

  2. Hallöle ihr beiden,
    mein spontaner Gedanke beim betrachten des Bildes ” Oel auffüllen ”
    Gebe nen Tropfen ans TOM TOM wegen der ja nicht zu verstehenden Dame im Gerät.
    Und dann noch einen in das immer nah liegende Handy – dann flutscht dat ok mit de Innernet-.
    Danke euch beiden für diese Mitnahme 🙂
    Holger

  3. Hallo, schöner Bericht.
    Nach 6 Km im Stehen fahren Muskelkater … oh je mir schwarnt böses.
    Weiterhin eine schöne Tour wünscht KAWA
    mit einer z.zt. total konditionslosen Fahrerin

  4. You made my evening!
    Die Gegend kenn’ i do …dat gelbe Häusken ooch …
    Bad Schandau hab ich ebenso noch in Erinnerung …allerdings offenbarten sich mir die Schönheiten erst bei der zweiten Durchfahrt. Aber die Streckenführung dort …zuckersahne! Wo ich zum nächsten Bonbon komme: Jörnsdorf? In echt? Dat gibbet? Schaaaaatz!
    Ich weiss wo wir demnächst hinfahren …naja… sobald ich wieder fahren… ähem…laufen kann.

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