Deutschlandreise – Immer an der Oder entlang, oder? – Tag 5

Guten Morgen aus Usedom!

Ich melde mich mit Reibeisenstimme und Schniefnase. Vermutlich selber schuld, wenn man bei 15 Grad und strammen Ostseewind zu stolz ist, sich eine weitere Jacke drunter zu ziehen.

Mein Mantra seit gestern Abend lautet: “Öl nachfüllen, Öl nachfüllen, Öl nachfüllen” . Vielleicht habe ich auch deshalb nicht besonders gut geschlafen. Außerdem wäre es langweilig, wenn das immer nur Monika könnte – also das mit dem schlecht schlafen.

Zuallererst denke ich heute morgen an meine kleine Schwarze, die ja so dringend auf Öl wartet! Öl habe ich immer dabei. Also wird gleich nachgefüllt.

Mich hat jemand gefragt, was ich eigentlich in meinem Topcase habe. Unter anderem eine 1 Liter Flasche Öl, in der noch 180ml Öl herumdümpeln! Und ich möchte dazu jetzt bitte keine Kommentare hören! Morgen wird also Öl gekauft.

Frühstück am Strand

Heike, unsere Freundin aus Usedom, hat sich für heute eine riesen Überraschung für uns überlegt! Und da der Morgen sonnig beginnt, steckt sie schon mitten in den Vorbereitungen, als wir nacheinander ins Badezimmer schlüpfen.

“Frühstück am Strand” heißt die Devise! Und ich glaube, angesichts der Bilder, muss ich nicht erwähnen, wie fantastisch, einzigartig und wunderbar dieser Morgen war! Das kann nicht einmal in Worte fassen. Heike, wir können gar nicht genug Danke sagen!

 

Zugang zum Strand

 

Monika und Heike, der Strandkorb, der Sand und die Sonne!

 

Der Frühstückstisch

 

Ausblick nach links

 

Ausblick miit Teetasse – geht mehr?

 

Müssen wir weiter?

Heike muss irgendwann dann auch mal arbeiten, und wir armen beiden Motorradfahrerinnen müssen leider unseren Urlaub fortsetzen. Wobei es uns bei diesem Ausblick tatsächlich schwerfällt, den Strandkorb wieder zu verlassen.

Heute geht es an der deutsch-polnischen Grenze immer dem Oderverlauf nach bis in die Nähe von Frankfurt an der Oder.

Da die eiserne Saufziege von Monika aber mal wieder einen knurrenden Magen hat, fahren wir eben noch über die Grenze nach Swinemünde zu der uns bekannten Tankstelle. Ähm, war sie nicht genau hier?! Ich war mir ganz sicher! Okay, dann wird es halt eine Swinemünde Rundfahrt, bis wir eine andere, nicht minder ersehnte Tankstelle finden.

Vor lauter Euphorie packe ich direkt Euro 95 V-Power in den Tank meiner Kleinen. Vermutlich wird sie heute dadurch Muster in den Asphalt brennen! Da bin ich mir ganz sicher! 🙂

Aber dann geht es endlich wieder auf Reise und Richtung Garz überqueren wir die Grenze zurück nach Deutschland. Kurz danach werde ich von Monika überholt, die wild gestikulierend auf meine Koffer zeigt. Da habe ich – meineszeichen Freifrau des fliegenden Fummels – wohl den Seitenkoffer nicht richtig verschlossen und war fast dabei, wieder einmal Wäsche durch den Wald zu werfen.

 

Wiesen auf Usedom

Fehler behoben, weiter geht’s. Die Strecke an Usedom Stadt, dann vorbei an Anklam, bis kurz vor Durchow ist nicht besonders spektakulär und macht eher Kilometer als richtig Spaß! Aber dann biegen wir links Richtung Bugewitz ab, um uns auf kleinen Straßen über Ueckermünde bis nach Altwarp, dem nordöstlichen Festlandspunkt zu hangeln.

 

Über die Brücke runter von Usedom

 

Friedhof der toten Bäume – entsteht hier neues Moor?

Wie real ist virtuell?

Wir haben nämlich ein Date mit Rocco, den ich bisher nur virtuell kannte! Und da ich in diesem Jahr aus vielen virtuellen Bekanntschaften auch reale machen möchte, habe ich seine Einladung auf ein Fischbrötchen nach Altwarp gerne angenommen. Fast eine Stunde haben wir toll auf der Terrasse gesessen, uns ein bisschen den Hafen und das gegenüberliegende Neuwarp aus der Ferne angeschaut und natürlich viel gequatscht! Eine tolle Begegnung , super dass wir das geschafft haben! 🙂

 

Blick aus Altwarp nach Neuwarp

 

Der Tag ist noch lang, der Weg ist noch weit! Also müssen wir weiter. Rocco gibt uns noch den guten Tipp, dass wir die Strecke nach Hintersee wegen schlechter Straßenverhältnisse besser nicht nehmen sollten.

 

Routen, Frauen und das Wetter

Während wir also die nächsten 6 km dann doch über schlechtestes grobsteiniges Pflaster nach Hintersee hoppeln, denke ich darüber nach, dass Frauen nicht zuhören können oder rechts und links nicht unterscheiden können oder eben beides gleichzeitig! Möge Monika mir verzeihen! Und Rocco auch – keine Ahnung, welches Schild ich übersehen habe.

Direkt nach Hintersee soll ich mich geradeaus nach Glashütte halten. Geradeaus – das kann ich! Und was folgt, sind fantastische kurvige Kilometer durch den Wald auf einer toll asphaltierten Strecke! Hier hat es sich gelohnt, dass ich mal ein wenig zugehört habe. 😉

 

Grenzpfosten irgendwo im Nirgendwo

 

Die nächsten Kilometer sind eine Kombination aus Navi, Karte und dem besorgten Blick auf die vielen Gewitterzellen um uns herum! Daher wird an jeder zweiten Kreuzung überlegt und die Richtung dem Wetter und den Straßenverhältnissen angepasst.

 

Gewitterzellen um uns herum (und Dreck auf der Kamera – sorry)

 

In Greifenhagen überqueren wir dann die Oder und versorgen uns mit einem kleinen Picknick für später.

Träumen wir zuerst noch von einem Picknick an der Oder, relativieren sich unsere Ansprüche auf einen Wanderparkplatz an der B31 und münden schließlich hinter Ognica auf einer Wiese hinter einer Tankstelle! Aber wir finden, die Aussicht könnte schlechter sein!

 

Blick nach rechts

 

Blick nach links

 

Auch hier genießen wir es, viel zu quatschen, auf das Wasser zu starren und einfach etwas Zeit zu haben.

Offroad in Polen

Frohen Mutes machen wir uns auf die letzten 140 km zum Hotel. Hinter Radostow hätte ich mal besser nicht aufs TomTom gehört, denn was folgt sind etwas über 2 km ausgewaschene Kopfsteinpflasterstraße mit sandigen Passagen! Einzig die immer kleiner werdende Kilometerangabe auf dem Navi lässt mich hoffen. Als der ersehnte Abzweig kommt, biege ich nach rechts ab und sehe weitere 3,8 km sandige Kopfsteinpflasterstraße vor mir…. Läuft bei uns!

 

Sandiger Einstieg

 

Sandige Fortsetzung

 

Ist da noch ein Weg?

 

Fast schon Entspannug

 

Da ich schon bei meiner V-Strom den Zweifel habe, dass irgend eine Schraube noch an ihrem Platz ist, traue ich mich gar nicht bei Monika nachzufragen. Sie tätschelt ihrer treuen Dicken einfach nur den Tank, das sagt mehr als tausend Worte.

Ich zumindest bin nass geschwitzt und freue mich auf die nächsten wunderschönen Kilometer nach Gozdowice und die anschließende Fahrt über die Oder.

 

Fällt die Fährfahrt ins Wasser?

Aber es ist niemand da! Also weit und breit ist niemand da! Außer der einsamen Fähre. Wir schauen auf den Fahrplan und stellen bei einem stündlichen Rhythmus fest, dass die nächste Fahrt in 50 Minuten ist. So ein Mist!

Aber dann kommt ein Mann die Straße herunter, ruft “Hallo” und sagt “fahren, fahren, wir machen das schon”. Der andere nette Herr, der gerade noch über den Gartenzaun seines Hauses geschaut hat, kommt ebenfalls zu uns und die Dame, die gelangweilt vor dem dritten Haus geraucht hat, gesellt sich auch noch dazu.

 

DANKE!

 

Jetzt haben wir die drei Angestellten zusammen und zu fünft überqueren wir den Fluss! Wieder einmal bestätigt sich, dass die Polen ein unglaublich nettes Volk und gerade Motorradfahrern gegenüber sehr aufgeschlossen sind!

 

Auf die Fähre…

 

.. und auf der Fähre

 

Wieder können wir unser Glück gar nicht fassen und können in der Güstebieser Loose nun weitere Kilometer unter die Räder nehmen. Wir sind froh, endlich wieder deutsche Straßenverhältnisse zu haben und lassen es laufen. In einer Kurve allerdings wäre das bisher einzig wirklich wichtige Warnschild unserer bisherigen Reise angebracht gewesen. Die Straße war in zwei tiefen Bodenwellen nach rechts weggesackt. Während ich auf der linken Seite der Fahrbahn zwei Mal ordentlich das Fahrwerk der Strom beanspruchen muss, hat Monika es auf der rechten Seite dagegen sogar zum Abheben geschafft.Die CBF kann sogar springen….. Der zweite große Schreck des Tages!

 

Kaffee

Wir haben uns einen Kaffee verdient. Kurz vor Kienitz erkennen wir auf einem Schild eine stilisierte Kaffeetasse. Blinker links, ab auf den Parkplatz und festgestellt, das leider geschlossen ist. Der Besitzer, der mit seinen Hunden im Garten spielt, begrüßt uns aber freundlich und lädt uns dennoch in seinen Garten vom Erlenhof im Oderbruch ein. Ein wirklich nettes Sommercafe, ein kleines Lädchen und wirklich tolle Übernachtungsmöglichkeiten. Ein Volltreffer, der es heute sogar in die Anmerkung weiter unten geschafft hat.

 

 

Auf den nächsten Kilometern finden wir eine der vielleicht schönsten Strecken unserer Reise, oder zumindest die ungewöhnlichste. Immer am Vorlanddeich entlang geht es in kleinen Kurven, später dann sogar auf der Deichkrone. So nähern wir uns immer an der Oder entlang der Stadt Küstrin.

 

Blick von der Deichkrone runter zu den Moppeds

Aber auch dieser pittoreske Moment ist einmal vorbei und wir müssen uns der Tatsache stellen, dass zwischen uns und unserem Hotel noch Frankfurt an der Oder liegt. Die ersten Kilometer der Bundesstraße sind zwar nicht besonders spannend, aber der Reitweiner Sporn zu unserer Linken und die vielen Bäume machen es trotzdem nicht langweilig. Erst die Umfahrung der Stadt kostet dann wieder etwas Nerven, aber mit Abstand die wenigsten Nerven der Städte bisher. Nach weiteren zehn Kilometern haben wir es dann geschafft und können im Bayerischen Hof in Wiesenau einchecken! Uns erwartet ein fantastisches bayrisches Buffet, an dem ich mich hemmungslos überfresse! 😉

Nach über 2000 km in den letzten 5 Tagen sind wir aber auch rechtschaffend müde und kaputt und fallen mit einem Radler in unsere Betten! Hatte ich eigentlich heute morgen gesagt, das wird ein kurzer Tag?! Nach 390 km, davon 6 km Endurowandern , muss ich das wohl revidieren!

 

Anmerkung des Tages:

Anmerkung 1:

Ich wurde schwer misshandelt! Zumindest ein bisschen, als Monika das mit der “eisernen Saufziege” gelesen hat!

Anmerkung 2:

Bei den heutigen Strecken wird an beiden Motorrädern keine Schraube mehr an ihrem Platz geblieben sein! Ich freue mich schon auf das nächste Schrauber-Wochenende, wenn Harry sich überraschen lassen kann, welche Schraube sich jetzt wo befindet und welche eventuell gar nicht mehr da sind!

Anmerkung 3:

Wer ganz viel Ruhe sucht, vielleicht sogar mit den Fahrrädern unterwegs ist und etwas Alternatives abseits der normalen bed-and-breakfast oder Hotels sucht, der sollte einmal beim Erlenhof im Oderbruch nachschauen. Übernachtungen in zwei Schäferwagen oder einer Blockhütte sind möglich, auch eine kleine Ferienwohnung soll es geben! Uns haben Sie mit einem Kaffee versorgt, obwohl heute eigentlich geschlossen war.

Anmerkung 4:

Wer wissen möchte, was ein Ein-Euro-Jobber ist, der bekommt hier die Erklärung. Die Fähre über die Oder hat 3 € für 2 Motorräder gekostet. Der Mann vom Gartenzaun war der Kapitän, der bekommt 1 €. Der andere Mann war der Ketten-auf-und-zu-Macher, der bekommt auch 1€ und die Dame war die Kassiererin, die bekommt auch einen, so dass alle 3 € gut verteilt worden sind! Kann man davon leben?

Anmerkung 5:

Darf man Toilettenschilder fotografieren? Man darf, vor allen Dingen wenn sie so nett sind .

 

 

Anmerkung 6:

Im Bayrischen Hof kann man nachts sein treues Mopped streicheln. Hier bleibe ich!

 

 

Die Route

Die Route war wieder super, ich stelle aber die ursprünglich geplante online. Die Änderungen vom Vormittag wegen Roccos Tipps werde ich noch einarbeiten. Bin Usedom geht einfach leider nur eine Bundesstraße weg. Und wer mehr Zeit mitbrint als wir, kann vermutlich auch Frankfurt besser umfahren. Ich würde die Strecke genau so aber wieder fahren, bis auf den offroad – Anteil in Polen.

Print Friendly, PDF & Email

12 comments on “Deutschlandreise – Immer an der Oder entlang, oder? – Tag 5

  1. Ihr seit jeder Zeit wieder herzlich Willkommen! Schön das ihr da wart und beim nächsten mal grillen wir zum Sonnenuntergang am See
    Gute Fahrt weiterhin!

  2. In Ahlbeck rechts und nicht links habe ich gesagt. Nicht das “Frauenrechts” sondern das Richtige. Naja scheinen ja noch alle Schrauben dran zu sein. War schön euch persönlich kennen zu lernen. Euch einen schönen Tag und vielleicht sieht man sich 2019 in Groß Dölln – würde mich freuen.

  3. Freifrau des fliegenden Fummels – das gefällt mir. Also ist die korrekte mündliche Anrede für Dich: Baronin (ohne Namen), sagt Knigge.de
    Dein Mann dagegen ist der Baron Fummels, denn unverheiratet wärest Du die Freiin des fliegenden Fummels

  4. Ich werde Rocco dieses Jahr auch besuchen, aber ob ich einen solchen Bericht hinkriege, möchte ich eher bezweifeln. Ich hoffe, Ihr seid noch lange unterwegs!!

  5. Ok die Route sollte ich mir dann wohl mal für die Rückreise aus den Masuren (Danzig-Stettin-irgendwie Richtung Süden) speichern. Nur die Sprung-Kurve würde ich wohl eher umfahren wollen.
    Der Bereich zwischen Schwedt und Kostrzyn hingegen sieht auf der Karte recht interessant aus.
    Dieses Radostow, wo man keinesfalls falsch abbiegen soll befindet sich wohl irgendwo bei Stettin oder?

    1. Die Kurve ist hinter der Fähre von Gozdowice auf deutscher Seite. Irgendwo vor Neulewin, glaube ich.
      Radostow liegt an der 124 von Chojna nach Cedynia, kurz vor Cedynia. Wir sind senkrecht runter nach Siekieri gefahren, dass würde ich nicht tun.

      Lieber bis Kostrzynek unmittelbar vor der Grenze und dann auf der 126 nach Siekieri..

    1. Oh… Da haben wir wohl echt mehr Glück gehabt… Schön, dass du da auch schon warst… Heute haben wir eine kleine motorlose Fähre unterhalb von Regensburg über die Donau genommen… Auch sehr schön…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert