Sardinien-Tag 2- hallo Westen – hallo Bosa

Traumhaftes Morgenrot

Um 7 Uhr endet unsere Nacht in der Abgeschiedenheit unseres Hotels am Lago di Liscia. Ein fantastisches Morgenrot zeichnet sich hinter den Bergen ab, irgendwo begrüßt uns ein Hahn mit seinem Krähen! Mein Gott ist das hier ruhig und idyllisch!

 

Morgenrot am Lago di Liscia
Morgenrot am Lago di Liscia

 

Auf dem Weg zum Frühstück schnallen wir schon einmal die Gepäckrollen auf die Motorräder. Durch die treppenförmige Anlage des Hotels müssen wir sonst noch mehrfach den steilen Weg bis zu unserem Zimmer hinauf stapfen. Deshalb lösen wir das lieber pragmatisch!

 

Hotelanlage Funtana Abbas
Hotelanlage Funtana Abbas

 

Auf dem Weg zum Frühstück pflücken wir uns am hauseigenen Feigenbaum noch eben zwei Früchte und genießen die paar Vitamine! Für unsere Verhältnisse fast spät rollen wir um kurz vor 9 Uhr vom Parkplatz in die Morgensonne Richtung Tempio Pausania.

Abgeschälte Kork-Eichen säumen unseren Weg und wenig später können wir auf einem großen Firmengelände über den Zaun gucken und sehen Berge von Rinde in der Sonne trocknen. Jetzt verstehen wir auch, warum die Schlüsselanhänger unserer Hotels aus Kork waren.

Damit wir den Tag in Ruhe genießen können, machen wir ein paar Klometer später an einer Tankstelle halt. Die CBF möchte gerne ungefähr alle 250 ihren Durst stillen und mit den Öffnungszeiten der Tankstellen auf Sardinien gehen wir das lieber auf Nummer sicher.

Ein wenig später lotst mich mein TomTom mitten durch ein hässliches Industriegebiet. Es sind zwar nur ein paar Kilometer, aber ich verzweifel schon fast ein wenig.

 

Ist das geil!

Aber was dann folgt, ist der Hammer ! 26 km geilster Scheiß, Kurve an Kurve und das bei bestem Wetter ! Ich gerate in einen Rausch und  mein ADAC-Trainer wäre stolz auf mich. Außenseite, Innenseite, Außenseite, Innenseite, so flitzen wir auf der Ideallinie durch die perfekten Kurven. Außenseite, Innenseite, Außenski, Innenski…… Ähm…. Mist, falsche Sportart!

An einem verfallenen Haus rechter Hand greife ich hart in die Bremsen – FOTO!!

 

Fotostopp auf der SS392
Fotostopp auf der SS392

 

Fotostopp auf der SS392, auch am Haus
Fotostopp auf der SS392, auch am Haus

 

Na, das fängt ja gut heute an. So werden wir die geplanten 300 Kilometer wohl kaum schaffen, wenn nach 30 Kilometern schon die erste Pause gemacht wird. 😉

Aber es sind nur genau sechs Kilometer , bis uns der Lago del Coghinas zum nächsten Fotostop ausbremst.

 

 

Lago del Coghinas
Lago del Coghinas

 

Hinter Oschiri biegen wir links nach Pattada ab. Es folgen die nächsten 22 Kilometer Kurvenschmaus ohne eine störende Ortschaft oder erwähnenswerten Verkehrs. Perfekte Kurvenradien und super Asphalt lassen uns in Schwärmen geraten. Wir kurven uns schwindelig und genießen in Pattada die Aussicht über die vom heißen Sommer bereits vertrockneten Hügel. Es ist das Farbenspiel, welches die Aussicht auch so spät im JAhr einmalig macht. Gelb, grün, rot, braun – bunte Flecken und Flicken bis an den Horizont.

 

Tierische Begegnungen

Hinter Pattada nehmen wir etwas Biologieunterricht. Erst zerlegt sich bei 90 km/h ein Insekt direkt vor meinem linken Auge auf dem Visier. Ist zwar sehr beeindruckend, aber für eine genauere Untersuchung leider nicht mehr geeignet.

Dann scheuchen wir eine Schafherde auf, die quer vor uns über die Straße läuft. Ich bewundere den Leithund, der ist immer wieder schafft, eine Panik zu verhindern und die Schafe so gut m Griff hat, dass wir irgendwann rechts vorbeifahren können.

 

Schafherde
Schafherde

 

Nur 2 km weiter jagen wir wie Wild-West-Reiter unbeabsichtigt eine Gruppe Pferde vor uns her. Links und rechts gehen nur mit Stacheldraht versperrte Zufahrten ab, aber das Leittier scheint sich auszukennen und biegt erst an einer ungefährlichen Lichtung in den Wald ab. Das wäre sonst ins Auge gegangen.

 

Hübsche Kuh!
So hübsch!

Und zu guter Letzt deutet der Dreck auf der Straße auf die Kühe hin, die uns in einer Linkskurve neugierig anstarren. Kühe treffen wir noch öfter auf den nächsten Kilometern Richtung Bultei. Ein traumhafter Platz dort im Schatten mit Blick auf die Motorrädern ist perfekt für unsere Kaffeepause.

 

Café in Bultei
Café in Bultei

 

Vergeblicher Kulturversuch

Jetzt geht es Richtung Bonorva, wo wir kurz anhalten, um die Landkarten mal wieder auf den aktuellen Ausschnitt umzukrempeln.

Dabei fällt unser Blick auf ein Schild Richtung einer Nuraghe – einem prähistorischen Turmbau. Davon soll es auf Sardinien nur so wimmeln. Also wollen wir uns auch ein wenig kulturell interessiert zeigen und folgen dem Hinweisschild von unserer eigentlichen Route abweichend. Zwei Dorffeste und ca. 20 Kilometer Umweg später kennen wir zwar auch die Schnellstraßen, stellen aber fest, dass nach dem ersten Hinweis-Schild kein zweites folgt. Daher brechen wir diesen ersten Versuch ab und suchen Richtung Pozzo Maggiore einen Picknickplatz.

Da! Das nächste Schild zu einer Nuraghe! Wir biegen rechts ab uns stehen 300 Meter weiter vor einem Schotterweg, der schnurstracks bergauf führt. Von einem Schild oder gar einer Nuraghe weit und breit keine Spur. Also Picknick!

 

Frisches Obst
Frisches Obst

 

Bewaffnet mit meinem Motorrad-Handschuhen wage ich mich an die Ernte von drei Kaktus-Feigen, deren winzige Haar-Stacheln nun zu Hunderten meine Nubuk-Handschuh-Innenseiten zieren. Es gesellen sich noch zwei Feigen hinzu, die sich im Nachhinein aber als trockener Reinfall entpuppen.

Dagegen sind die Katusfeigen köstlich, wenn nur die Ernte und das Schälen wegen der Stacheln nicht so aufwendig wäre.

 

Kaktusfeige von innen
Kaktusfeige von innen

 

Kaktusfeige am Kaktus
Kaktusfeige am Kaktus

 

Capo Caccia

Aber auch die schönste Pause ist irgendwann zu Ende. Wir wollen wieder ans Meer! Auf der SS292 begeben wir uns daher schnurstracks (was bei den Kurven auf Sardinien nicht der passende Ausdruck ist) nach Alghero. Die letzten Kehren aus den Bergen hinaus geben einen faszinierenden Blick auf die Küstenstadt und das etwas weiter westlich liegende Capo Caccia frei. Irre!

 

Blick auf Alghero
Blick auf Alghero

 

Der Verkehr in Alghero erinnert uns wieder daran, wie schön es heute den ganzen Vormittag auf fast menschenleeren Straßen war. Aber unser Ziel ist das Capo Caccia, daher müssen wir – im wahrsten Sinne des Wortes – nun einfach dadurch. Das Capo Caccia ist eigentlich für seine Grotte berühmt, die Besichtigung schenken wir uns aber. Für uns ist es der westlichste Punkt unserer Reise – das ist doch auch ein Highlight!

 

Blick vom Capo Caccia
Blick vom Capo Caccia

 

Blick auf das Capo Caccia
Blick auf das Capo Caccia

 

Zwei treue Begleiter
Zwei treue Begleiter

 

Endspurt

Wenn es am schönsten ist, muss man aufhören. Wer hat den Quatsch eigentlich erzählt!

Aber auch für uns heißt es nun “Aufbruch” – Bosa an der Westküste ist unser Ziel. Wir lassen es uns aber nicht nehmen und trinken am Strand von Alghero doch noch einen Kaffee! Hättet ihr bei dem Ausblick widerstehen können?

 

Café am Strand von Alghero
Café am Strand von Alghero

 

Nun geht es auf die schon oft beschriebene SP49 – der Küstenstraße von Alghero nach Bosa. Sie ist zwar meistens in der Geschwindigkeit beschränkt, was aber den tollen Kurven keinen Abbruch tut! Außerdem gibt es hinter jeder Kurve, an jeder Ecke und an jedem Abschnitt etwas Neues zu entdecken. Fabelhafte Aussichtspunkte, Sonnenuntergang am Meer, Schwimmbuchten und einfach endlose Kurven laden zu einer gemütlicheren Gangart ein!

Auf der SP49 nach Bosa
Auf der SP49 nach Bosa

 

Kurz vor 18 Uhr sind wir dann endlich in Bosa! Eigentlich war ein Fußmarsch in die Stadt der bunten und an den Fels geschmiegten Häuser geplant, aber ein kurzer Besuch in einer Werkstatt lässt uns den Abend halt anders gestalten. Dann halt eine kurze Rundfahrt mit Foto des touristischen Highlights.

 

Blick auf Bosa
Blick auf Bosa

 

Leider kommen auf dem Foto die wirklich tollen Farben der Häuser unterhalb des Kastell Malaspina nicht wirklich zur Geltung.

Am Abend gibt es Spaghetti mit Muscheln und frischen Tintenfisch – für mich! Monika ist für dieses schwimmende Getier ja nicht zu haben. Aber das Hotel hat auch für sie eine leckere Alternative!

So, ab ins Bett – morgen geht es in den Süden – ab nach Pula!

 

 

Anmerkung des Tages

Anmerkung 1:

Ich bin immer noch gesund und Monika hat es noch nicht geschafft, mich mit ihrer nicht wirklich abklingenden Erkältung anzustecken! War ich mir gestern fast sicher, beim windigen Picknick am Mittag doch zu dünn angezogen gewesen zu sein, merke ich von dem gestrigen Frösteln heute nichts mehr! Also erstmal Schwein gehabt!

Anmerkung 2:

Ich muss ein dieser Stelle einmal meinen Schrauber-Jungs danken, die am Wochenende vor der Abreise noch die gesamte Elektrik meiner V-Strom auf Vordermann gebracht haben. Jetzt hat auch wieder das Navi Strom!

Es funktioniert perfekt ! Fühlt euch mal auf die Entfernung herzlich umarmt! Das nächste Bier geht auf mich.

Anmerkung 3:

Es ist so schön, nur noch eine Karte hin und her zu falten nach der Karten-Schlacht der Anreise. Finde zumindest ich. Monika nutzt sie lieber als Abdeckung für ihre Motorrad..

Landkarten-Origami
Landkarten-Origami

Anmerkung 4:

Ich wäre wirklich gewillt, italienische Strassenschilder zu beachten. Aber wenn Italiener den Inhalt der Bibel auf ein Schild in Größe eines Kühlschrankmagneten schreiben, dann reicht nicht einmal mein gesamter Jahresurlaub, um das zu verstehen!

Anmerkung 5:

Das Stoppschild auf der Landstraße war allerdings nur deutlich ausgeblichen. Daher habe ich es auch nicht gesehen, als ich mit 70 kmh über die Stoppstraße fuhr. Manchmal muss man auch Glück haben.

Anmerkung 6:

Ich brauche zunehmend mehr Anlauf, um auf mein Motorrad zu kommen – behauptet zumindest Monika. Frechheit!

Etwas Anlauf
Etwas Anlauf

 

Und schon geht es!
Und schon geht es!

 

 

 

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8 comments on “Sardinien-Tag 2- hallo Westen – hallo Bosa

  1. HA HA HA… der mit dem Anlauf ist gut. Das kenn ich von mir. Wieder mal ein genial zu lesender Bericht. Weiterhin gute Fahrt und viel Spass. DLzG.

  2. So langsam gehen mir die Wörter aus, um den Bericht zu schreiben …

    … doch, einen habe ich noch
    Er ist so lebendig geschrieben, als wäre man selbst dabei … incl. Gefühlen *wow*

    Ich habe gestern mit Olaf mal über die Zeit gesprochen, die dafür pro Tag gebraucht wird
    mindestens 1 std. … wenn alles gut läuft …
    Wenn das Internet streikt o.ä. kann das deutlich mehr werden.
    Und fahren wollt ihr ja auch noch … 🙂

    Viel Spaß euch beiden
    Axel

  3. Ach, Frau Mädchenmotorrad,
    watt fahr ich gerne mit euch mit…gut das ihr dann nächstes Jahr für mich zu den Polarlichtern fahrt, da freu ich mich schon so sehr drauf.
    Ich wünsche euch weiterhin ne gute Reise, grüß mir auch die Monika – ich hätte in der Garage schon Platz für deine Diva (falls sich das ausgeht)

    1. Herr Capa,
      soso, die Polarlichter! 😉 Da habe ich wohl im Schorlenrausch geschlummert! 😉
      Ich melde mich, wenn es sich ausgeht und hoffe, dass auch eine Lütte den Platz der Diva einnehmen darf!
      Liebe Grüße,
      Tütü-Rütü!

  4. Gierig danach – Lese ich täglich von eurer Reise und Erlebnissen, leider von der heimischen Couch aus.
    Das wird sich aber ändern, Ihr habt mein Fernweh wiederbelebt, ich werde ab Sonntag
    -Spontanreise – von Kroatien aus weitelesen müssen…

    Sardinien ist bei mir jetzt auch schon wieder ein Jahr her, Danke fürs mitnehmen, ihr kommt wohl bald in meinen lieblingsteil der Insel!

    Bitte weitermachen!

    Tom von LB-Welt.de

    1. Hallo Tom!
      Danke für Dein Feedback und es freut mich sehr, Dein Fernweh wieder geweckt zu haben. Ich wünsche Dir in Kroatien so geniales Wetter, wie wir es hier bisher erlebt haben.
      Welcher Teil ist Dein Lieblingsteil? Geheimtipps?
      Liebe Grüße,
      Julia

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