Buon giorno aus Aritzo
Ich habe sehr gut geschlafen! Monika leider nicht so, weil sie aber auch leider immer noch von ihrem Husten geplagt ist! Aufstehen wollen wir trotzdem nicht, weil wir heute wieder die Taschen packen müssen.
Beim Blick aus dem Fenster trüben zum ersten Mal seit Tagen ein paar Wolken die Aussicht. Die Wetter-Apps versprechen aber kein Regen, so dass wir uns einfach über ein paar kühlere Temperaturen und weniger blendende Sonne beim Losfahren freuen können.
Nach den Erfahrungen von gestern prüfe ich lieber die heutige Route noch einmal ab. Eine gute Entscheidung! Die ekelige Sand-und-Kies-Strecke zwischen Orgosolo und Oliena wäre wieder dabei gewesen. Das Umplanen ist eigentlich schnell erledigt, aber zeitweilig verweigern Navi und Laptop die Kommunikation miteinander. Aber letztendlich ist es dann doch geschafft und die neue Route ist endlich auf dem Navi. Warum jetzt die Meldung mit einem unbefestigten Wegpunkt kommt, weiß keiner! Wir lassen uns mal überraschen
Ragazze im Nebel
Wir biegen heute ausnahmsweise mal nach links aus dem Hotel ab und fahren über die SS295 bis Cant. Urtoabis. Die über die Berge ziehenden Wolken versperren uns die Aussicht unf verursachen eine ganz gespenstische Atmosphäre. Zeitweilig fahren wir sogar in den Wolken, aber nass werden wir nicht.
Da wir nicht sicher wissen, ob die Straßen eventuell feucht sind, lassen wir es etwas ruhiger angehen. Über die SS128 geht es bis Atzara, bevor wir wieder nach rechts Richtung Aritzo abbiegen. Nach einer knappen Stunde sind wir also fast wieder am Hotel, das ist aber nicht unser heutiges Ziel. Also Blinker nach links und ab Richtung Norden. In Tonara schütten wir unseren beiden treuen Begleitern noch mal frisches Futter in ihre Tanks. Punkt aber das ist natürlich nicht unser Ziel! Deshalb geht es weiter nach Norden Richtung Tonara, wo wir unseren beiden treuen Begleiter noch einmal frisches Futter in die Tanks schütten.
Deja-vue
In Ovodda machen wir wieder eine Kaffeepause und zwar im gleichen Café, wo wir gestern Abend die letzte Pause gemacht haben! Die Bedienung kann sich ein breites Grinsen nicht verkneifen! 😉
Wir lassen es aber insgesamt derzeit etwas entspannter angehen, stehen doch nur geplante 270 km auf dem Navi! Dies sollte dann auch noch für einen späten Kaffee am Strand reichen!
Die anschließende Stadtdurchfahrt durch Nuoro zieht sich endlos! Ich glaube, ich bin nicht wirklich auf dem direkten Weg unterwegs, aber auf einem sicheren! Es geht keine Steilhänge hoch, keine winkligen Gassen bergab. Von daher ist es mir egal, dass ich sämtliche Einkaufszentren der Stadt besichtige.
Vollsperrung
Über Oliena wollen wir auf der SP46 weiter nach Dorgali fahren. Was genau bedeuten eigentlich diese großen Warnschilder mit dem roten Kreis und dem weißen Inneren?! Ach, keine Ahnung!
Irgendwas steht da drunter, aber das versteht ja kein Mensch! Ein paar Kilometer weiter steht wieder so ein Schild und noch ein paar Kilometer weiter das nächste. Nun halten wir doch einmal an und entziffern in fließendem Italienisch, dass die Straße tatsächlich gesperrt ist, weil man über eine der Brücken nicht fahren kann.
Sonst bin ich ja nicht so feige, aber bei gesperrten Brücken in Italien gehe auch ich derzeit nicht das Risiko ein und dreh lieber um. Vorher haben wir uns aber ein stärkendes Picknick verdient, passt zeitlich gerade ganz gut.
An einem verlassenen Gebäude finde ich einen kleinen Baum mit noch kleinerem Schatten. Aber wir genießen dennoch Brot und sardische Salami, Äpfel aus dem Hotelgarten aus Aritzo und viele Kilometer transportierte Müsliriegel.
Das hat alles etwas von “Lost Places”.
Wir schauen uns ein wenig um und ich versuche, doch noch eine Umfahrung zu finden.
Der Umweg ist leider recht groß und dann auch noch absolut unspektakulär. Ist die Straße schon recht langweilig, so kann nur der von der Seite kräftig blasende Strurm uns etwas Aufregung in den Tag zaubern. Auch ein deutscher Reisebus erweist sich als lohnenswertes Ziel, um sich überholend auf dieser Straße wach zu halten.
Cala Gonone und ein Eis
Dorgali lassen wir schnell hinter uns – oder haben es irgendwie schneller wieder verlassen, als befahren. Durch einen Tunnel geht es schnurstracks auf die andere Seite des Berges Richtung Cala Gonone! Wow! Was für ein Ausblick, wenn man aus dem dunklen Tunnel direkt auf das Meer unter sich zufährt.
Am Hafen von Cala Gonone gönnen wir uns ein kaltes Getränk und das schon so lange sehnsüchtig erwartete Eis. Endlich eine Gelateria, endlich eine mit echtem Eis!
In der Sonne ist es richtig warm, und ich entscheide mich, mir ein T-Shirt statt der langärmligen Funktionswäsche anzuziehen. Oh ja! Das fühlt sich viel besser an.
44 Kilometer nichts als Kurven
Mit flottem Reifen machen wir uns wieder über die Kehren den Berg hinauf, überholen ein Auto mit Boot auf dem Anhänger und biegen nach dem Tunnel links Richtung Baunei. Das Navi zeigt 44 km bis zum nächsten Abzweig an. Vierundvierzig Kilometer Kurven – keine Orte, keine Kreuzungen – nur Kurven! Na das kann ja lustig werden!
Während wie uns auf der SS125 den Berg immer weiter nach oben schrauben, wird es auch immer kühler! Ich erinnere mich, dass ich das auch irgendwo gelesen habe, dass es über diese Straße bis auf fast 1000 Höhenmeter hinauf geht. Da ich nur noch ein T-Shirt anhabe und alle Belüftungs-Luken an der Jacke geöffnet sind, weht mir der kühle Bergwind ganz schön frisch um den Oberkörper! Na ja, machen wir mal zwei von den Luken vorsichtshalber zu.
Die Kurven sind fantastisch, auch wenn uns von vorne und der Seite immer wieder heftige Windböen erwischen. Das ist Surfen auf hohem Niveau mit unseren beiden vollgepackten Motorrädern. Links der Berg, und rechts im Tal fantastische Ausblicke! Wenn man sie doch nur länger als eine halbe Sekunde genießen könnte, bevor die nächste Kurve wieder die volle Aufmerksamkeit verlangt.
Es folgt Passhöhe auf Passhöhe, ohne dass wir dazwischen auch nur 1 m an Höhe verlieren. Plötzlich öffnet sich vor uns eine riesige Hochebene, auf der Schafe weiden und auch ein paar Wildpferde neben der Straße entlang laufen.
Wir haben fast 30 Kilometer Kurven schon geschafft. Ich überlege kurz, rechts ran zu fahren, um meinen inneren Horizont wieder auszurichten. Ich glaube. ich bin seekrank!
In Baunei folgen wir dem Tipp unseres Reisebüros und wollen uns nach links oben auf eine Hochebene begeben.
Ja, es stand etwas von engen Kehren in der Beschreibung.
Und ja, die Kehren des Splügen entlocken uns nicht einmal ein müdes Lächeln!
Aber hier schaffen wir mit größter Anstrengung genau eine Kehre. Vor der zweiten bleibe ich trotzig auf der Straße stehen. Das mache ich nicht mit meinem Reisedampfer! Monika scheint darüber nicht böse zu sein, auch wenn es bedeutet, dass wir jetzt auf dieser Straße wenden müssen. Aber dies erscheint uns deutlich als das kleinste Übel! Wir rollen wieder hinab und die letzte Kehre in den Ort nach rechts nehme ich einfach in einer 360 Grad Kurve nach links über den Dorfplatz. Faxen dicke!
Das schaffen wir! 🙂
Wir sind am Meer
Dort angekommen finden wir nach einiger Verwirrung dann auch endlich den Eingang und können das gesamte Gelump wieder von den Bikes hieven! Hier bleiben wir zwei Nächte, hier können wir uns wieder ausbreiten!
Das Hotel hat übrigens einen eigenen Strandabschnitt! Also werfen wir uns mal wieder in unsere Badebekleidung und stapfen an den Strand. Die beiden letzten Liegen sind unsere!
Wir finden, so kann ein Tag enden!
Anmerkung des Tages
Anmerkung 1:
Braucht jemand Husten? Monika hätte besonders hartnäckigen noch abzugeben!
Anmerkung 2:
Vor meinem nächsten Urlaub werde ich an einer beliebigen Volkshochschule die Kurse Origami 1 und Origami 2 besuchen, damit ich die Karte nicht nur kunstvoll, sondern auch noch besonders kreativ falten kann! Warum wissen die Kartenhersteller einfach nicht, welchen Abschnitt man als nächstes fahren möchte. Die Karte sieht mittlerweile aus, als wäre eine Horde Rinder drüber hinweg getrampelt!
Anmerkung 3:
Wir sind wohl in einer Art Tourenfahrer-Hotel gelandet. Jede Menge anderer Motorradfahrer lassen es sich hier ebenfalls gut gehen und erkunden von hier aus die Insel. Schnell kommen wir ins Gespräch und sind gespannt, welche Erfahrungen wir morgen austauschen können. Unsere verhasste Sand-Kies-Strecke scheinen sie heute auch gefahren zu sein.
Anmerkung 4:
Ich kann ja verstehen, dass man sich an den Tankstellen “servizio” im Gegensatz zu “self-service” bezahlen lässt. Aber für 28 (!) Cent pro Liter Aufpreis möchte ich keinen ölverschmierten 65-jährigen verbrauchten Italiener, sondern den mittzwanziger Cola-Light-Mann – natürlich im Muskelshirt! 😉
Anmerkung 5:
Wir haben “self-service” gewählt.
Gefahrene Route:
Geplante Route:
Kehren nicht zu fahren empfinde ich mittlerweile nicht mehr als Schande. Ich bin schon auf so seltsame Kehren gestoßen, die den Radius und die Steigung einer Wendeltreppe hatte. Sowas fahre ich nicht bzw. maximal, in dem ich in der Kehre geradeaus fahre, dann quasi rückwärtsrollend die Kiste in Position für die nächste Rampe bringe und so weiter.
Bei den Kehren zur Hochebene bei Baunei habe ich auch gestreikt.
1. Der Winkel der Kehren
2. Der Asphalt in den Kehren nicht besonders
3. Abfallende Strasse
4. Es war tierisch heiß als wir dort rauf sind, garen im eigenen Saft.
Bin dann auch einfach stehen geblieben bis der Vordermann wieder zurück kam. 😉
Letztes Jahr konnte man trotz Schilder mit dem Motorrad über die Brücke fahren.
Mut zur Lücke 🙂
Habe die Erfahrung gemacht, dass solange keine Schranke da ist die Strasse auch meistens geht.
Wieso eigentlich “Reisebüro”? Habe ich da was überlesen? Habt Ihr die Unterkünfte per Reisebüro gebucht? Und welches RB gibt denn Tipps zum Motorradfahren? – Wünsche Euch noch eine extrem schöne Restzeit im Kurvenparadies!
Huhu! Ja, wir haben einen grundsätzlichen Vorschlag eines Reisebüros noch mit unseren Vorstellung kombiniert, die Fähre buchen lassen und den Rest dann mehr oder weniger selber organisiert. Ganz lieben Dank, heute ist der letzte echte Tag auf der Insel und morgen geht es zur abend Fähre
Die Hochebene bei Baunei ist schon nett, allerdings endet das ganze in Heftigen Offroad. Wenn man die Kehren hoch ist (so mancher Alpenpass ist auch nicht größer) hat man von oben einen gute Ausblick. Ist aber alles ein wenig Erfahrungssache und Übungssache sicher solch Kehren hoch und runter zu fahren.
Den Serviceaufschlag finden wir dort auch immer wieder heftig. Viel Schlimmer finden wir die ganzen Tankautomaten die dann mit keiner unserer Karte klar kommen, das nervt etwas mit dem Tanken in Italien. Für die nächste Tour hab ich hier schon einen Satz 20 EUR Scheine liegen …