Rumänien – Tag 1 – es geht los

Tag Null

Eigentlich ist gerade gar nicht Tag 1, sondern Tag 0 der Anreise! Für für mich ist es aber schon Urlaub, als ich mich mit der vollgepackten schwarzen Schönheit auf den Weg zu Monika mache!

Wenn man nach der Woche der Pleiten, Pech und Panne auf den ersten Kilometern mit feuchten Augen der kleinen V-Strom den Tank tätschelt, dann weiß man, dass man das richtige Motorrad und die richtige Werkstatt hat! Die kleine Schwarze schnurrt vor Freude! Endlich wieder auf die Straße.

Waren es auf den ersten Kilometern noch angenehme 24 Grad und damit für mich die perfekte Motorrad-Temperatur sind, lassen die späteren 32 Grad schlimmes für die nächsten Tage befürchten! Aber einen Eiskaffee später bei Monika auf der Terrasse habe ich auch das wieder vergessen.

Früh verkriechen wir uns ins Bett, denn wir wir haben morgen einen langen Tag vor vor uns! Schlaft gut!

Tee an Tag 1

Kurz vor dem Wecker mache ich die Augen auf. Fast zeitgleich begrüßt mich eine Whatsapp von der Etage über mir: Der Tee ist fertig! Beschwingt werfe ich mich aus dem Bett und setze mich an den fürstlich gedeckten Frühstückstisch! Es fehlt an gar nichts!

Um 8 Uhr wollen wir unsere heutige Etappe starten. Wir verspäten uns aber etwas und rollen daher erst um 8:02 Uhr aus der Garageneinfahrt.

Honda und Suzuki
Zwei strahlende Schönheiten in der Sonne

465 km stehen heute auf unserem Plan. Da ist es gut, dass wir so früh in den noch kühlen Morgenstunden starten. Wie so oft habe ich vergessen, dass es Richtung Tschechien stur nach Osten geht. Dementsprechend blendet die noch sehr tief stehende Sonne unglaublich. An Überholen ist stellenweise nicht zu denken, da man außer “HELL” – und ich meine wirklich “HELL” überhaupt nichts erkennen kann.

Morgensonne
Morgensonne

Hinter Aufenau präsentiert mir ein weißer Golf beeindruckend lange auf der vier Kilometer langen Abfahrt seine dauerleuchtenden Bremslichter. Die werden unten auf Betriebstemperatur sein! 😉

Die Brötchenholer von Bad Orb

Die “Brötchenholer von Bad Orb” stehen stellvertretend für alle Brötcheholer an diesem Morgen. Es scheint wichtig zu sein, mit minimaler Geschwindigkeit, plötzlichen Abbremsen und auf keinen Fall dem Benutzen des Blinkers den hinter einem fahrenden Verkehr maximal zu irritieren! Ich kann versichern, das ist euch gelungen!

In Bad Orb ist auch durchgängig 40 km/h angesagt. Angesichts der meist weißhaarigen Autofahrer und sonstiger Brötchenholer scheint dies aber auch Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer angebracht zu sein. Ich könnte schreien!

Ein paar Kilometer in Burgsinn ist der Ärger aber schon wieder verflogen! Burgsinn sieht wunderschön aus und ich bedaure einen kleinen Moment, dass wir das Städtchen nur durchfahren können.

Kühle 16 Grad in den Wäldern wechseln sich schnell mit über 22° an sonnenbeschienenen Wiesen ab, kurz darauf wird es wieder angenehm kühl. Erst weit nach 10 Uhr wird es dann aber plötzlich wirklich warm! Mit aller Kraft scheint die Sonne auf uns nieder und lässt uns nach einem schattigen Plätzchen sehnen.

Kapellchen
Kapellchen

Wir haben Kaffeedurst, aber weit und breit möchte uns kein Gasthof oder Bäckerei ein aufmunterndes Getränk bieten.

Erst in Untermerzbach erbarmt sich eine ältere Dame und spielt unseren persönlichen Tourguide zu einem schattigen Plätzchen und dem so wichtigen Latte Macchiato! DANKE nochmal!

freundliche Dame auf Fahrrad
Tourguide ganz ohne PS
Kaffee im Schatten
das ersehnte schattige Plätzchen
Motorräder auf ihrem sonnigen Parkplatz
Die zwei Rösser warten in der Sonne

Geschwister Eisenarsch

Wir haben schon 170 km bis kurz vor elf geschafft, aber die Pause hatten wir auch dringend nötig! So langsam kann auch Monika vergessen, dass Ihre Reifen heute morgen noch aus jungfräulichen schwarzen und genoppten Gummi waren. JETZT sollten sie definitiv eingefahren sein.

TomTom kann auch kleine Straßen
TomTom kann auch kleine Straßen

Auf den nächsten Kilometern nach dem Kaffee machen uns die stetig steigenden Temperaturen so langsam zu schaffen. Hinter Schesslitz bremst uns ein großes Straßenschild aus. Der Würgauer Berg ist leider samstags und sonntags für Motorradfahrer gesperrt. Wir stoppen kurz am Straßenrand – nun ist guter Rat teuer! Bevor wir aber einen eledig großen Umweg fahren müssen, nehmen wir einfach die A70 bis zur nächsten Abfahrt. Easy!

Die folgenden Kilometer durch das Wiesenttal sind fantastisch. Die Felsen links der der Straße erinnern fast ein bisschen an Canyons, Burgruinen und Burgen säumen den Wegesrand!

Wiesenttal
Wiesenttal

In Hollfeld bekommen auch unsere zwei Hübschen wieder etwas Wegzehrung! Jetzt sollten wir es mit der Tankfüllung auf jeden Zeit bis Tschechien schaffen!

Zeit der Umleitungen

Haben wir der ersten Tageshälfte großes Glück gehabt, dass die Umleitungen entweder passierbar waren oder wir vorher abgebogen sind, erwischt es uns jetzt mehrfach. So langsam läppern sich die Zusatzkilometer auf unserem Tacho.

Hier ist die neue Straße schon fertig
Hier ist die neue Straße schon fertig
tolle Ausblicke
tolle Ausblicke

An der nächsten Umleitung habe ich die Nase voll und beschließe eine vorgezogene Mittagspause. Wir folgen also den Schildern Richtung Gastwirtschaften. Aber auch dies ist ein Reinfall. Aber haben wir nicht denn noch einen tollen Platz für eine Mittagspause gefunden.

Mittagsrast im Schatten
Mittagsrast im Schatten
Schattenparker
Schattenparker
Tolle Aussicht
Tolle Aussicht

Endlich in Tschechien

Aber wir müssen ja weiter, noch nicht einmal die tschechische Grenze ist in Sicht. Quer durch die Oberpfalz fahren wir über große und kleine Straßen, bevor uns vor Eslarn die nächste Straßensperre angekündigt wird. Diesmal haben wir aber Glück und nach 5 Kilometern biegen wir just vor dem finalen Sperrschild nach links Richtung Grenze ab. Manchmal darf man ja auch mal gewinnen!

Parkplatzpause
Kurzer Stopp am Wegesrand
Grenze nach Tschechien
Grenze nach Tschechien
vergessenes Grenzhäuschen
vergessenes Grenzhäuschen

Kaum in Tschechien abgekommen, werden die Straßenverhältnisse “abwechslungsreich”. Traumhafte Passagen wechseln sich mit plötzlich auftretenden tiefen Fräsungen ab, jetzt ist noch mal Konzentration gefordert!

Fräsungen am Streßenrand
Fräsungen am Streßenrand

Letzter Stopp ist in Horsovsky Tyn. Wir besorgen uns an einer Bank tschechische Kronen und kommen in den Genuss einer sehr gut deutsch-sprechenden Bedienung im Café. Mein “Apfelsaft mit ein bisschen Wasser” beantwortet er mit “also Apfelschorle”?! OK! Wäre das auch geklärt!

Letzte Rast in Horsovsky Tyn
Letzte Rast in Horsovsky Tyn
noch strahle ich
noch strahle ich

Wir sind zugegenermaßen müde! 430 Kilometer liege hinter uns, knapp 70 noch vor uns! Endspurt! Bis Klatovy sind es eher die kleinen Straßen, die uns nicht so richtig vorankommen lassen! Unsere beiden Rösser bekommen dort auch noch einmal Sprit – was wir haben, haben wir!

Jetzt geht es auf die Bundesstraße – geplant, aber auch zügig! Die Restkilometer schrumpfen zunehmend, wir freuen uns drüber! Aus dem Nichts taucht die Burg von Rabi auf – unserem heutigen Etappenziel!

Burg von Rabi
Burg von Rabi

Wir freuen uns und nehmen die letzten Meter erleichtert unter die Räder. Vorm Hotel stoppen wir kurz und können auch hier auf deutsch einchecken. Läuft doch! Die Motorräder fahren wir auf den sicheren Hof, auch das beruhigt uns sehr!

Zappenduster-Club

Leider werde ich auf den wenigen Metern um das Hotel ungewollt Club-Mitglied! Mitglied im “Zappenduster-Club” der V-Stromer! Ich habe kein Tacho mehr, das Licht bleibt aus, die Blinker vorne gehen nicht und auch das Navi schweigt mich dunkel an! Mist – es ist ja noch August! 🙁

Ein verluchter Stecker der V-Strom lässt die ein oder andere Strom mal liegen bleiben. Aber warum meine und warum am ersten Tag unserer Reise. Ich rufe mal wieder einen Telefonjoker an (der heute auch noch Geburtstag hat) und lasse mir die Lage des Steckers erklären. Aber alles Flehen, Zerren, Ziehen, Fluchen und Schimpfen nützt nichts, der Stecker lässt sich nicht lösen! Dann flute ich halt den gesamten Stecker mit WD 40 und hoffe, dass der fehlende Kontakt sich über Nacht so von selber heilt und ich mindestens bis Montag früh so mit der Suzuki weiterfahren kann. Eine V-Strom ohne Strom – das geht ja mal gar nicht!

Missmutig mümmele ich nach dem ansonsten so traumhaften (und langen) Tag an meinem Abendessen und kann nicht mal das tschechische Bier so richtig geniessen. Nach einem kurzen Spaziergang durch den Ort gehe ich aber noch mal zu meiner Strom!

Vielleicht hilft ja kraulen, tätscheln und lieb haben!

Gute Nacht Lieblingsmotorrad
Gute Nacht Lieblingsmotorrad

Anmerkungen des Tages

Anmerkung 1:

Besitzt einer von euch Karte 3? Irgendwie habe ich beim Sortieren der Karten genau diese vergessen. Und egal, welche Karte ich in der Hand habe, Anschluß soll immer die Karte “3” sein! Aber ist ja egal, solange nicht die Schweiz auf den Straßenschildern steht, scheinen wir noch irgendwie richtig zu sein.
Anmerkung 2:

In Untermerzbach leben unglaublich nette Menschen oder kommen dorthin zu Besuch! Wir haben so nette Gespräche in dem Café geführt, ob mit Fahrradfahren oder anderen Motorradfahrern. Wir grüßen euch alle herzlich!
Anmerkung 3:

Unser Zimmer ist eine Sauna! Dachten wir vorher noch, es wäre auf dem Motorrad warm gewesen, toppen die Temperaturen im Zimmer alles! Wir hätten vielleicht Wechselwäsche für die Nacht mitnehmen sollen!
Anmerkung 4:

Nachdem wir auf der Terasse uns versehentlich an eigentlich schon besetzten Tisch gesetzt haben, kommen wir danach schnell ins Gespräch. Man ist so bemüht, sich mit uns mit den wenigen Worten deutsch zu unterhalten. Das ist so rührend! Wie es um unser Tschechisch steht! Nunja – fließend nicht vorhanden!

Die Route

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17 comments on “Rumänien – Tag 1 – es geht los

  1. Juhuuu Ihr Beiden … ich wünsch Euch eine tolle Zeit in Rumänien. Werde jeden km – dank Eurer geschriebene Zeilen – in Gedanken mitfahren. Wir sind vor zwei Tagen von unserer Frankreich-Italien-Tour zurück gekommen. Meine Elektronik (Kamera, Handy, Bluetooth Helm) hat sich ab Mitte Frankreich bis zur Grenzüberschreitung Österreich/Deutschland komplett verabschiedet, (kein Telefon & Internet, keine Musik, keine Filmmitschnitte). Nun bastel ich “per Hand” und anhand Handykamera an einem Reisebericht. (Ich versteh das bis heut noch nicht) – Lasst es Euch gutgehen trotz der Hitze und kommt mit sonnigem Gemüt wieder heil nach Hause. LG Claudia (beltane)

  2. Der Anfang macht Appetit auf mehr. Bin sehr gespannt wie es weitergeht. Ich habe für 2020 auch eine Rumänientour in der Grobplanung, insofern bin ich auf eure Erfahrungen sehr gespannt.
    Ich wünsche euch viel Spaß und das deine “schwarze Perle” durchhält.

  3. Schön und ausführlich beschrieben. Ich Reise mit meiner Sozia, der Reisetante63 viel in Europa und wünsche euch viel Spaß auf der Tour. Werde Ihr folgen, denn der Osten ist noch unbekanntes Land für uns.

    1. …ich baue auf die Selbstheilungskräfte der 650er…das Zappenduster bei meiner Kleenen war da … und gefühlt im nächsten Moment (nach hochnotpeinlicher Durchsicht meinerseits und werkstattseitig) wieder weg.
      Genießt Tschechien … es is wunderschön dort – auch ohne Licht und Blinker

  4. Viel Spaß in Rumänien, ist auch mein Reiseland.
    Strom ohne Strom geht gar nicht. WD 40 auf den Stecker zu sprühen hilft vermutlich nicht viel. Contact 61 wäre besser. Noch besser die einzelnen Stecker auseinanderzumachen und mit Polfett gegen Korossion zu behandeln.
    Ich vermute stark, daß es wieder die fliegende Sicherung ist.

  5. …ich baue auf die Selbstheilungskräfte der 650er…das Zappenduster bei meiner Kleenen war da … und gefühlt im nächsten Moment (nach hochnotpeinlicher Durchsicht meinerseits und werkstattseitig) wieder weg.
    Genießt Tschechien … es is wunderschön dort – auch ohne Licht und Blinker

  6. Gute Fahrt weiterhin. Das mit dem Stecker hatte ich auch schon. Hab Kontaktspray benutzt und am Kabel gerackelt. Seitdem ist alles i.O.
    Deine Tagesberichte sind immer sehr lesenswert, als ob man dabei war.

  7. Ich hoffe mal Ihr könntet das Elektronikproblem lösen und heute noch ein paar Kilometer fahren.
    Ich bin grad mitten drin im Rumänienabenteuer. Über die teils verheerenden Straßenzustände, die Drängler und Raser (meist deutsche Fabrikate) seid Ihr sicher schon informiert. Aber ich kann Euch sagen es geht noch schlimmer. Ich bin über die Ukraine eingereist.
    Was mich an diesem wirklich wunderschönem Land nervt sind zum einen die ewig langen Strassendörfer (ich fahre da inzwischen schon mit 70 km/h durch und werde trotzdem regelmäßig überholt) und zum anderen fehlende Möglichkeiten das Mopped mal an einem lauschigen und schattigen Plätzen abzustellen.
    Ich hoffe morgen zum Frühstück wieder von Eurem Abenteuer zu lesen.

  8. Solange nicht Schweiz auf den Strassenschildern steht, scheint ihr noch richtig zu sein!
    Das erschreckt mich jetzt ein Bisschen, aber ich lese vorerst mal weiter……

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