Tag 8 – Der wilde Westen

Guten Morgen aus Killimer

Wir sind wieder beide relativ früh wach, ich habe leider gar nicht gut geschlafen! Fragt mich bitte nicht, warum – wenn ich das wüsste. Aber zumindest ist mein Kreislauf da, wo er sein sollte, nämlich auf der Höhe!

Im Haus ist es noch totenstill, dabei ist es doch eigentlich ein landwirtschaftlicher Betrieb, oder? Leise bewegen wir uns auf den knarzenden Holzdielen, machen uns fertig und packen unsere Taschen! Der Wintergarten weigert sich kurzzeitig, uns zu unseren Motorrädern zu lassen, aber dann haben wir den Trick doch verstanden!

Bree zaubert uns ein tolles Frühstück mit Rührei und Toast und Wärmehaube auf der Teekanne auf den Tisch! Wir frühstücken ausgiebig, haben aber immer ein bisschen den Blick auf der Uhr, da wir die Fähre nach Tarbert kriegen müssen!

 

Frühstückstisch im Fortfield B&B

 

Da es ein aktiver landwirtschaftlicher Betrieb ist, gibt es auch einen Haufen Auszeichnungen für die Tiere.

 

Aber wie immer sind wir gut in der Zeit und rollen mehr als 20 Minuten vor der Abfahrt in den menschenleeren Hafen von Killimer. Aber diese Stimmung hat auch etwas.

 

Killimer Port im Morgenlicht

 

Nicht nur wir zwei warten auf die Fähre

 

Ich glaube, die Wiese am Hafen war frisch gemäht

 

Tarbert und der Mouth of the Shannon

Wir überqueren in der Morgendämmerung den Shannon River, um uns auf kleinsten Straßen Richtung Ballybunnion zu begeben.

 

Selfie auf der Fähre

 

Money Point am Shannon River

 

Ankunft in Tarbert

 

Noch ein Blick zurück auf den Shannon River

 

Man merkt, dass Samstag ist, denn die Straßen sind menschenleer! Aber auch die Landschaft ist so ganz anders als in den letzten Tagen. Es ist breiter, weiter, grüner, strauchiger. Aber auch die Straßen haben wenig mit den gestern befahrenen zu tun. Was auf der Karte identisch aussieht, ist heute eine schnurgerade Straße, die locker mit 80 km/h zu befahren ist und war gestern ein Hopplerweg mit Gras in der Mitte. Aber so kommen wir gut voran und genießen die Morgenluft. Wir fahren am “Mouth of Shannon”, dem Ende des fast 120 Kilometer langen Mündungstrichters des längsten Flusses Irlands entlang.

 

Morgensonne kitzelt uns ins Gesicht auf dem Weg nach Ballybunion

 

Kirche in Ballybunion

 

Banna Beach – was für ein Strand!

Fast alle Häuser hier in der Gegend (oder war das in den vergangenen Tagen auch so?) haben noch mal separate Eingangsbereiche wie Erker oder Vorräume. Man hat glatt den Eindruck, als wollten die Bewohner die steife irische Brise aus dem Haus halten, während man sich die Schuhe an- und auszieht. Wir haben allerdings insgesamt den Eindruck, hier in einer etwas wohlhabenderen Gegend Irlands unterwegs zu sein.

 

River Feale hinter Ballybunion auf dem Weg zum Banna Beach

 

Als wir auf Ballyheige zufahren, sehen wir rechter Hand einen riesigen Strand! Da müssen wir hin! Ich versuche, den passenden Abzweig zu finden und biege wenige Kilometer später am Schild nach “Banna Beach” ab. Wir saugen den atemberaubenden Anblick des Atlantiks in uns auf. Links sucht eine Gruppe Menschen mit dem Kopf im Sand nach Muscheln. Ach nein, sie machen Strand-Yoga!

 

Parkplatz am Banna Beach

 

Selfie am Banna Beach

 

Jetzt den Anblick einfach nur genießen

 

Wir haben tolle Gespräche mit einer Gruppe von Damen, die sich hier treffen und bei jedem Wetter schwimmen gehen. Wir bewundern sie, sie bewundern uns.

 

Abfahrt von Banna Beach

 

Rund um Tralee Bay

Auf gemütlichen und breiten Straßen geht es immer weiter durch die Grafschaft Kerry. In Castlegregory beschließe ich spontan, noch mal einen Abstecher zum Rough Point zu machen. Dies schaut sowohl auf der Karte, wie auch bei der Fahrt entlang der Tralee Bay einfach genial aus. Wir sehen hier nach Banna Beach erst das zweite Mal echte Dünen, auf denen das hohe Gras im stürmischen Wind dieser Landzunge weht! Wären in Deutschland solche Strände vermutlich mit Cafés und Restaurants zugepflastert, sucht man hier vergebens auch nur den kleinsten Pausenpunkt! Nicht einmal eine dieser hübschen Kaffeebuden steht irgendwo in der Gegend herum.

 

Cathedral in Ardfert

 

Ausfahrt aus Tralee

 

Richtung Bennerville Windmill

 

Blick auf den Stradbally Mountain hinter Aughacasla

 

Immer entlang der Tralee Bay bei bestem Wetter

 

Durchfahrt durch die Dünen

 

In Kilshanning ist aber leider Schluss, die letzten Meter müssten wir auf einer Privatstraße fahren und ich möchte unser Glück nicht herausfordern. Gerade als wir wenden wollen, kommt das einzige Auto in dieser Gegend vorbei und ich muss etwas unorthodox rangieren und wenden, um aus der Privatstraße wieder herauszukommen. Ich drängel etwas, da ich dringend mal den Frühstückstee wegbringen müsste. Also machen wir uns recht schnell wieder auf die Socken.

Auf dem Rückweg fotografiere ich noch die Pferdeherde direkt vor der traumhaften Strandkulisse! Dabei entdecke ich, dass diese Pferde nicht einmal eingezäunt sind! Ein Pferd mitten auf der Straße, da hätte ich ziemlich große Augen gemacht!

 

Rückweg zurück nach Castlegregory

 

Die Pferde waren nicht einmal eingezäunt!

 

Kaffeedurst

In Stradbally lädt uns ein Café mit großen Schildern zu Kaffee und “Food” ein, auch die Terrasse sei geöffnet. Nach einem abenteuerlichen Wendemanöver auf einem Schotterparkplatz begeben wir uns zum Eingang und stellen fest, dass es erst in eineinhalb Stunden öffnet! Warum in aller Herrgottsnamen stellen die dann diese riesigen einladenden Schilder auf! Also zurück zum Motorrad, alles wieder angezogen und weiter geht es!

 

Die Fahrräder am Café-Parkplatz waren aber dennoch ein Foto wert

 

Dingle und der Conor Pass

Der mit 456 Metern zweithöchste Pass Irlands liegt jetzt vor uns und lädt neben uns auch endlose Gruppen an trainierten und wenig trainierten Fahrradfahrern zum Bezwingen ein! Oben hat man aber wirklich eine fantastische Sicht in die Brandon Bay und auf der anderen Seite auf die Dingle Bay. Apropos Dingle, das ist unser nächstes Ziel, da wir ja immer noch ein Päuschen machen müssten.

Wir essen auf der Terrasse eines Straßenlokals Pommes und Shrimps Salat! Wer uns kennt, darf genau einmal raten, wer was gegessen hat. 😉  Anschließend bummeln wir noch ein bisschen durch den Ort, bevor wir uns wieder in unsere Klamotten packen und die Insel rund um den Mount Eagle in Angriff nehmen!

 

Zuerst den Conor-Pass hinauf, hier mit der typischen “SLOW”-Beschriftung der Straßen vor engen Kurven

 

Weiter Richtung Passhöhe auf 456 Metern

 

Oben auf dem Conor-Pass mit Blick nach Norden

 

und Blick nach Süden

 

Abfahrt nach Dingle mit Blick auf die Dingle Bay

 

zauberhaftes Dingle, hier lohnt ein Bummel

 

Hafen von Dingle

 

Eine Köstlichkeit für den, der es mag

 

Zwischen Brandon Mountain und Mount Eagle

Wir fahren zuerst nach Norden Richtung Feohanagh auf der R549, bevor wir nach Ballyferriter abbiegen. Die hohen Klippen von Ballydavid Head und Sybil Head wirken wie imposante Beschützer der dahinter liegenden Häuser, die sich tief in die Senke zwischen Mount Eagle und dem Meer in das Grün drängen! Wir sind schon wieder so voller Eindrücke, dass wir nicht mehr wissen, wohin unser Kopf die vielen Bilder speichern soll.

 

Auf der R549 Richtung Feohanagh

 

Ballydavid Head am Horizont

 

Kurzer Stopp und Blick zurück auf die beeindruckenden Klippen

 

Slea Head Drive

Beim Losfahren verschlucke ich mich an meinem Mentos und huste die nächsten 10 Minuten tief in meinen Helm! Allerdings habe ich jetzt Minzgeschmack bis runter zum Zwerchfell.

Wir fahren nun auf dem 30 Kilometer langen Slea Head Drive, der zu einer der schönsten Panormastraßen Irlands zählt. Am Slea Head Aussichtspunkt treffen wir eine Gruppe irischer Motorradfahrer, die das Wochenende gemeinsam verbringen. Kennt man eigentlich als Ire irgendwann jede Straße des Landes, das nur etwas größer ist als das Bundesland Bayern?

 

Auf dem Slea Head Drive…

 

… ist eine Aussicht spektakulärer als die andere!

 

Wunderschöne Aussichtspunkte mit Blick auf den tiefblauen Atlantik

 

Ich möchte mir den Slea Head Drive nicht in der Hauptsaison vorstellen, wenn die Straße von Autos, Motorrädern, Fahrradfahrern und Fußgängern bevölkert wird. Gottseidank sind wir aber dennoch langsam unterwegs, da in einer Kurve unvermittelt quasi eine Furt aus Pflastersteinen rüde unsere Fahrt bremst. Sie ist absolut fahrbar, aber ein winziger Hinweis hätte uns eine Schrecksekunde weniger gekostet.

Eine zahme Möwe wirft sich mir vors Objektiv und fliegt anschließend zu einem der Anwohner und wartet bei ihm vor der Haustür! Wird sie wohl gefüttert? Oder wohnt sie dort?

 

Ein Fischerboot dümpelt unwirklich klein auf dem Meer.

 

Mein Freund, die Möwe Jonathan

 

Uns fallen die Augen zu

Nach all diesen Eindrücken wird es Zeit, den Weg nach Kenmare einzuschlagen, wo wir die nächsten beiden Nächte verbringen werden. Die N86 bis nach Anascaul und die folgende R561 sind derartig gut ausgebaut, dass wir zwar einerseits gut vorankommen, ich mich andererseits aber nicht daran erinnern kann. Hatte ich den Autopiloten eingeschaltet?

 

Blick in die Dingle Bay von der R561 kurz hinter Anascaul

 

Traumhafter kurzer Stopp an Inch Beach

 

Während ich blogge,

 

… fotografiert Monika die Flora, …

 

… und gerät auch mir endlich mal dabei vor die Linse!

 

Endspurt nach Kenmare

Wir könnten ewig den Wellen zuhören, müssen aber noch weiter! In Killarney erwischt uns der Samstagsverkehr. Die Rückkehrer vom Ring of Kerry treffen mit den Städtetouristen zusammen und müssen sich dann auch noch die Fahrbahn mit Hochzeitsautos und den zahllosen Pferdekutschen mit spindeldürren Rädern teilen. Habe ich etwas vergessen? Ach ja, wir sind auch mittendrin, statt nur dabei!

Über Castlemaine nach Killarney

 

Kreisverkehr, Blumenschmuck und wartende Pferdekutschen in Killarney

 

Unsere letzten Meter führen mitten durch den Killarney Nationalpark vorbei am Lough Leane und dem Upper Lake. Als das Hochzeitsauto erst mal auf einem Parkplatz rechts verschwunden ist und sein endloser Tross an Begleitfahrzeugen ebenso, haben wir fast freie Fahrt auf der N71.

 

Tunnel auf der N71

 

Blick in den Killarney Nationalpark

 

Die letzten Kilometer nach Kenmare

In Kenmare tanken wir an einer kleinen Tankstelle noch einmal voll, bevor wir in unser schnuckeliges Zimmer im B6B am Stadtrand einziehen. Die Wirtin heißt (auch) Julia, wir verstehen uns also direkt bestens – wenn nur die Sprache nicht wäre! 😉

Wir entscheiden uns heute gegen einen Spaziergang in das Ortszentrum und verbringen den Abend im Wohnzimmer des Hauses.Es ist mehr als nur gemütlich und man möchte eigentlich bis zum ersten Wintersturm hier sitzen bleiben und dem Hausherrn beim Entzünden des Kaminfeuers zuschauen. Aber ich schweife ab!

In diesem Sinne:

Gute Nacht – morgen geht es auf den Ring of Kerry! Wünscht uns gutes Wetter!

 

Anmerkungen des Tages:

Anmerkung 1:

Ich habe euch gestern ein Bild unterschlagen! “Surface Dressing” ist von dem Begriff her wirklich sehr schön und wesentlich besser als “Rollsplit”. Wenn es aber in meinem Reifen steckt, finde ich es nicht mehr so schön! Wir haben es aber kurz beurteilt und beschlossen: Es bleibt da, wo es ist!

 

Da steckt “surface dressing” in meinem Reifen!

 

Anmerkung 2:

Die nette Dame vom Banna Beach heute morgen meinte, wir sehen aus, als wären wir für die Arktis bekleidet. Sie weiß ja gar nicht, was ich dann alles anziehen würde!

Anmerkung 3:

Was hieß noch mal “Bally”? Habt ihr gesten aufgepasst? Ok, ich verrate es noch mal: “Ansiedlung”

Anmerkung 4:

Euch fehlen Bilder vom B&B? Ja uns auch. Wird morgen nachgeholt. Versprochen! Also vermutlich!

 

Die Route:

Print Friendly, PDF & Email

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert