Tag 11 – Auf nach Dublin

Wenn früh am Morgen der Wecker geht

Guten Morgen aus…, aus…, wo sind wir eigentlich? Ach ja, Kilkenny! Hier haben so viele Orte das Wort ‘Kil’ im Ortsnamen, dass man schon mal durcheinander kommen kann. Das ‘Kil’ steht für ‘kleine Kirche’ oder ‘kleines Kloster’.

Wir stehen sehr entspannt auf, da wir heute nur 160 km bis Dublin unterwegs sein werden! Wir hoffen, dass das Wetter hält und wir noch Gelegenheit haben, mit dem Bus nach Dublin reinzufahren, um uns die Stadt anzuschauen! Aber dies wollen wir spontan vor Ort entscheiden!

Nach gestern morgen lässt es Monika sich heute nicht nehmen und springt schnell vor mir ins Bad! Die gepackte Rolle hat sie gestern wohl schockiert. 😉

Das Regenradar verheißt trockenes Wetter, zumindest während wir beim Frühstück sitzen! Ab da soll es schwanken zwischen Regen und starkem Regen! Wir freuen uns ein bisschen still vor uns hin. 😉

 

Frühstück in Kilkenny, im zweiten Anlauf war der Tee auch genießbar

 

Orientierungslos wird zur neuen Normalität

Zwei Reisebusse stehen mit uns am Hotelausgang und warten auf ihre Gäste für den Tagestrip nach Dublin. Dublin ist heute auch unser Ziel und pünktlich zur Abfahrt fängt es wie am Regenradar angekündigt an zu nieseln. Wir packen die Tankrucksäcke wasserdicht ein, damit wir bei eventuell stärkerem Regen nicht sofort wieder anhalten müssen. Für mich wird die Abfahrt aus Kilkenny eine kleine Herausforderung, da es sich mein TomTom zur Gewohnheit macht, morgens erst einmal mehrere Minuten die Orientierung zu verlieren. Mit dem linken Auge schaue ich in den Rückspiegel und gucke, welche Anweisung mir Monika gibt, mit dem rechten Auge lese ich Schilder und den Verkehr, um meiner Lotsentätigkeit gerecht zu werden.

Fünf Kreisverkehre später habe ich die Orientierung wieder und kann mich auf das Fahren konzentrieren. Es ist ja toll, wenn gerade in Städten die Navigation nicht funktioniert! Irgendwo scheuert mein Regenkragen an meiner Kombi und erzeugt ein kratzendes Geräusch. Ich fahre also auf den nächsten Kilometern wie mit einem Tick mit leichtem Kopfschütteln und versuche das Geräusch wegzubekommen. Selbst Monika fragt mich an einer Ampel, ob alles OK sei.

 

leicht regnerische Abfahrt aus Kilkenny kurz hinter Leighlinbridge

 

Die Regenstärke hält sich in Grenzen und wir können tatsächlich noch einen Blick auf die Hügel links und rechts der Straße werfen. Ganz Irland ist in Parzellen unterteilt, in mit Steinmauern begrenzte Parzellen, überall, bis an die höchsten Gipfel! Manchmal stehen sogar Schafe auf einsamen Rasenzellen inmitten steiniger Buschparzellen. Ein fleißiger Mann sammelt zwischen zwei Ortschaften den Müll am Straßenrand ein. Egal ob er es muss, ob er es möchte oder es einfach sein Job ist, dadurch ist Irland unglaublich sauber und ich bin ihm für seine Arbeit stellvertretend sehr dankbar!

 

Grüne Hügel an der R448 vor Carlow

 

Kaffee wird einfach überbewertet

Hinter Castledermot schiebt sich an einer Kreuzug ein Schweinetransporter vor uns. Der Geruch dieser irgendwann mal süß und klein gewesenen rosafarbenen Tiere hängt für viele Kilometer vor mir in der Luft! Mir fällt ein Zitat aus einem berühmten Film ein: “I like the smell of little pigs in the morning.”.

In Baltinglass versuche ich, einen Kaffee zu bekommen. Es ist zwar noch nicht wirklich Zeit für das stärkende Heißgetränk, aber es ist ungewiss, ob wir auf den kommenden Kilometern in den Wicklow Mountains irgendeine Chance auf einen Stopp haben. Die einzige sichtbar geöffnete Bar wirkt auf den ersten Blick sehr spelunkig und zwei ältere Iren sitzen im Halbdüsteren um 10 Uhr mit zwei Bier an der Bar. Nun ja, manchmal wird Kaffee auch einfach überbewertet und wir fahren lieber weiter. Immerhin ist es im Moment auch trocken, das sollten wir ausnutzen!

 

Mal wieder ein “Stone-Klumpen”, vielleicht sogar ein berühmter

 

Auf der Straße kommen uns zwei Iren entgegen, die mit ihren Hunden spazieren gehen! Irgendwie ist es in Irland überhaupt nicht verpönt, mit einer Warnweste spazieren zu gehen. Es liegt wahrscheinlich daran, dass man so oft an den gut befahreren Straßen entlang gehen muss und hier eine gut sichtbare Weste so etwas wie eine Lebensversicherung ist!

 

Ab in die Wicklow Mountains bis Glendalough

Es geht in die Ausläufer der Wicklow Moutains zwischen Baltinglass und Laragh. Wir überholen mehrfach am Straßenrand stehende Fünfergruppen von historischen Fahrzeugen. Eine von Michelin gesponsorte Ausfahrt scheint heute durch diese Gegend zu gehen Stetig klettern wir weiter in den Wäldern und Hügeln hinaud. . Da haben wir sie vor uns, eine fahrende Gruppe eben dieser Fahrzeuge. Über drei Kilometer rollen wir in kleinen Kurven hinter ihnen her, bevor sie dankenswerterweise nach rechts abbiegen! Unser Weg geht geradeaus weiter und wir kurven weiter durch die berauschende Gegend.

 

Waldige Straßen kündigen die Wicklow Mountains an

 

Noch ist es grün, …

 

…, aber die Landschaft wird karger.

 

Glendalough und die ‘monestic city’

In Glendalough fahren wir bis zum Visitor Center, da in Glendalough eine der bedeutensten Klosterstätten Irlands beheimatet ist. Auch wir schlendern durch die Reste der einstigen Gebäude. Ach ja, ich werde auch an einem der Souvenirstände schwach und bin jetzt stolzer Besitzer eines neuen dicken Schals.

 

Impressionen aus Glendalough

 

Sehr alte Steine

 

Im Hintergrund eine Kirche der “monestic city”

 

Fotografiert beim Fotografieren

 

Hier noch mal der neue Schal auf Selfie

 

Brücke am angeschlossenen Hotel

 

Wir genießen in aller Seelenruhe einen Kaffee auf der Terrasse am leise vor sich hin plätschernden Bach, wir haben ja Zeit, es sind nur noch 60 km bis Dublin.

 

Zeit zum Genießen

 

Glenmacnass Waterfall

Es drohen schon wieder dicke Wolken am Himmel und als die ersten Tropfen vom Himmel fallen, ziehen wir uns schnell an, fahren die paar Kilometer zurück und biegen in Laragh links ab, um über die R115 weiter nach Dublin zu fahren. Am 80 Meter hohen Glenmacnass Waterfall ist aber schon wieder Schluss – hier müssen noch mal Bilder gemacht werden. Ich lasse versehentlich meine Helmkamera alle fünf Sekunden ein Foto schiessen, vielleicht sollte ich die Bilder als Daumenkino zusammensetzen lassen.

 

Mal wild und rot, …

 

.., dann wieder grün und weit!

 

Glenmacnass Waterfall

 

Blick hinab Richtung Laragh

 

Foto unserer Motorräder von hinten

 

Foto unserer Motorräder von vorne

 

versehentliches ‘Making of’ des Bildes unserer Motorräder 🙂

 

Wicklow Mountains bis zum Abwinken

Weiter geht es quer durch die Wicklow Mountains bei strammem Wind, gerade die Böen lassen uns von links nach rechts surfen. Die Landschaft hier oben ist einfach unglaublich! Sie ist rau, braun, grün, unvorstellbar windig, atemberaubend, einzigartig, sprachlos machend.

Wir rütteln über die R115 mit ihren unzähligen Bodenwellen, das ist genau das Richtige für Monika, die heute Rücken hat! Ich vermute aber mal, später wird es besser sein, weil hier garantiert kein Wirbel auf dem anderen bleibt! Mein persönlicher Foto-Speicher im Kopf ist schon seit längerem voll, aber die Landschaft rund um das Sally Gap kennt keine Gnade. Das dunkle Wasser des Lough Bray Upper taucht im Augenwinkel vor uns auf, um genauso schnell wieder zu verschwinden. Der Parkplatz auf der rechten Seite kam wieder zu plötzlich für einen Fotostopp.

 

Impressionen aus den Wicklow Mountains

 

Endlose Weite

 

Die Landschaft nimmt kein Ende!

 

Nach einer gefühlten Ewigkeit schlängelt sich die Straße am Horizont wieder abwärts.

 

Die letzten Kilometer bis Dublin

In Killakeebiegen wir nach rechts ab, um am deutschen Soldatenfriedhof von Glenncullen vorbei Richtung Stepaside zu fahren! Zwei Autos sind vor mir und ich bin unfähig, sie zu überholen! Voll von den Eindrücken der vergangenen 20 Kilometer rolle ich im Autopilot-Modus hinter ihnen her. Ich murmele immer noch in meinen Helm, wie so wenige Kilometer vor der irischen Hauptstadt so eine unvorstellbare raue und menschenleere Gegend liegen kann.

 

Der Verkehr kann nicht so schlimm sein, wenn ich an Ampeln noch Brücken fotografieren kann.

 

Die letzten Kilometer auf Dublin zu laufen viel besser, als wir es vorher vermutet haben. Wir kommen wirklich gut voran im Großstadtdschungel und einzig ein Taxi bedrängt uns kurzfristig. Kurz danach stehen wir vor der britischen Botschaft und wollen hier übernachten! Da stimmt doch irgendwas nicht!? Noch mal ein Blick aufs Handy geworfen und einen netten Passanten gefragt, schon fahren wir ca 60 Meter weiter auf den Hotelparkplatz und wenig später in das zweite Untergeschoss der Tiefgarage! So warm war es unseren beiden Hübschen in der ganzen Woche nicht wie hier in der Tiefgarage. Wir trinken einen Tee in unserem Zimmer und schmeißen uns in Alltagskleidung, um Dublin, die Hauptstadt Irlands zu erobern.

 

Schickes Zimmer, wie immer vor der Verwüstung durch uns

 

Sightseeing in Dublin

Es gibt eine Premiere! Wir fahren auf einer unserer Reisen mit dem Bus, und zwar mit der Linie 4 bis in die Innenstadt von Dublin! Hier lassen wir uns treiben: Zuerst geht es nach Tempelbar, dann schlendern wir zu den eher mittelalterlichen Highlights, bevor wir bei Guinness und Burgern noch ein bisschen den Flair der irischen Hauptstadt auf uns wirken lassen!

 

Busfahren in der Linie 4

 

Liffey Bridge

 

O’Connell Bridge

 

Bedford Lane, …

 

.., ein Projekt, um verkommene Straßenzüge wiederzubeleben.

 

Drei Sachen schon angesehen?! Wir müssen uns stärken!

 

 

Die “Tempel Bar” in Temple Bar

 

Direkt in der Nähe die Quay Bar

 

Christ Church Kathedrale

 

“Homeless Jesus” – Skulptur von Timothy Schmalz

 

St. Patricks Cathedral

 

Noch ein Selfie am Dublin Castle

 

Molly Mallone Statue

 

So viel Kultur?! Darauf ein Bier!

 

Gute Nacht Dublin

Auf dem Rückweg wird es voll im Bus, da Irland heute in Irland gegen Armenien spielt. Alle Fußballfans scheinen auf den Beinen zu sein! Wir ziehen uns zurück ins Hotel, morgen klingelt der Wecker recht früh, da schon kurz nach 8 Uhr die Fähre Richtung England startet.

 

Abendstimmung vor dem Hotel

 

Irland, du hast uns begeistert! Mussten wir in Nordirland noch deinen Charme etwas entdecken, sind wir voller Eindrücke, Emotionen und sprachloser Momente! Selbst heute, am Tag mit wenigen Erwartungen, hast du uns wieder überrascht!

Schönen Abend und Gute Nacht Dublin – Oíche mhaith Baile Átha Cliath

 

Anmerkungen des Tages:

Anmerkung 1:

Ihr wollt wissen, warum der Tee morgens im Hotel nicht genießbar war? Niemals nicht never im Leben macht man Tee in einer Kanne, in der vorher Kaffee war. Das schmeckt scheußlich bis nicht trinkbar.

Anmerkung 2:

Eine Erklärung zu unserer quasi organisierten, aber dennoch selbst durchgeführten Reise. Wir wollten gerne nach Irland und haben bei Schnieders-Reisen eine Beschreibung gefunden, die genau zu unserem Zeitraum und zu unseren Vorstellungen passte. Dort kann man dann die Reise einfach wie beschrieben buchen oder nach seinen Vorstellungen anpassen (lassen). Es gibt seitens des Anbieters Vorschläge für die Routen, die man aber so nicht fahren muss bzw. auch anpassen kann, so wie ich es für Monikas und mein Reisebedürfnis gemacht habe. Aber es werden die Fähren und die Übernachtungen für uns gebucht, der Rest bleibt einem aber ganz selbst überlassen! Monika und ich planen auch bei selbst organisierten Reisen die Übernachtungen und die Touren komplett vor und buchen auch schon frühzeitig die Hotels, so dass dies eben auch für Irland unsere perfekte Variante war!

Anmerkung 3:

Wir sind ja nach wasserdichten Handschuhen gefragt worden. Da fällt mir ein: Nehmt auf jeden Fall Handschuhe mit einem Regenwischer am Zeigefinger! Das ist sowas von tausendmal besser, als mit dem Handschuh über das Visier zu schmieren.

Anmerkung 4:

Monikas Kommentar zu den Wicklow Mountains: Das sieht dort aus wie in der Steppe Kasachstans, liegt aber unmittelbar vor der Hauptstadt Irlands.

Anmerkung 5:

Wir sind gestern an dem Ort “Horse and Jockey” vorbeigefahren – was für ein niedlicher Ortsname.

 

Die Route:

Print Friendly, PDF & Email

6 comments on “Tag 11 – Auf nach Dublin

  1. Danke, dass Du uns mittels der Beiträge auf Deine Reise mit nimmst. Ich war selbst im Juli in Irland, habe mir jedoch nur Belfast, den Giant’s Causeway und Dublin angesehen. Das Motorrad war leider auch nicht dabei.

    Nach Deinen Beiträgen bekomme ich aber durchaus Lust, irgendwann einmal mit dem Motorrad nach Irland zu fahren.

  2. Hallo ihr zwei. Vielen Dank für Deine tollen Berichte von eurer Reise. Ihr seid im Wesentlichen geanu die Route gefahren, die ich 1993 und 1997 mit 2 Freunden gemacht habe. Wir reden heute noch oft über diese Touren, weil die Eindrücke dieser Reisen emotional berühren und im Gedächtnis bleiben.
    Deinen super geschriebenen Berichten zufolge, geht es euch ja da ähnlich.
    Irgendwann will ich unbedingt auch noch einmal dort hin…
    Nochmals vielen Dank, dass wir an eurer fantastischen Reise teilhaben durften.
    Ich wünsche euch eine gesunde Heimreise.

  3. OK, ich bin versöhnt und habe meine Irland Bilder wieder weggepackt! Ihr wart in und bei Cashel, Glendalough und anderen alten stones… 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert